Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia ros am ersten verfolgt, & quia eos maxime timet, so ist accusationis ca-put, esse eloquentem divitemque. Alle nobiles gehen zu Grunde, quia sunt nobiles; Denn die Handwercks-Leute lernen seine Künste nicht aus. Ein Tyrann kan keine Leute leiden, so von honettete profession machen, weil er seine Künste nicht will lassen kennen lernen; drum verfolgt er die Magistros bonarum artium, Scholas contemnit, barbariem promovet, er will keine vornehmen Leute um sich haben. Alle Tyrannen, welche Sue- tonius depingirt, haben Knechte um sich gehabt, und Libertos. Der Cammer-Mohr ist in Persien und in der Türckey noch der Premier-Mi- nistre. Ludovicus XI. war ein Tyrannischer Fürst, bey dem war sein Leib-Barbier Ministre, sein Schneider, Grand-Admiral, die anderen Leu- te hat er alle removiret, und gesucht ihre Güter an sich zu bringen, weil er ein odium hatte erga omnes bonos viros, so suchte er dieselbigen zu supprimiren unter den Schein rechtens. Er gibt allerhand Leges, damit sie sich fangen, wie die Fliegen in Spinneweben, dieses heist au- toritate imperii abuti. Amelot in seinem Tibere hat recht beschrieben, wie ers angefangen. Weil der Tyrann siehet, daß seine Unterthanen, wenn sie gelinde tractiret werden, so werden sie reich, so denckt er auf allerhand Künste, sie zu exhauriren, daß sie nichts taugen, er legt ihnen immer neue onera auf. Hertius hat über den Pharao artige reflexiones gemacht; Denn 1) hat er denen Israeliten alles genommen, daher auch unser HErr GOtt hernach sagte, sie möchten es denen Egyptiern wieder wegnehmen, weils ihnen gehöre, 2) habe er lassen Pyramides exstruere durch die Israeliten, darvon Perizonius in rebus AEgypt. Nachricht gibt. Tarquinius Superbus hat die Römer in fossis cloacisque gebraucht, da sie müssen arbeiten, ut ne possint arma capere. Wenn gleich ein Tyrann al- les dieses thut, so conserviret er sich doch eine Zeitlang. Bayle sagt: Ein böser Fürst könne nicht so leicht übern Hauffen geworffen werden, als ein frommer Fürst. Bisweilen aber kömmt doch ein Orcan, der ihn über den Hauffen wirfft, denn er gehet ab von seiner Pflicht, handelt wider seln Gewissen, und martert die Leute. Alle Leges wendet er nur zu seinen Nutzen an; er stellet Reductions-Cammern an, wie in Franck- reich geschehen, da sie denen vornehmsten Leuten alles genommen, und al- les als coronae bona angesehen. In Schweden hat es hernach viel Lerm gemacht. Der Patkul verursachte, daß Schweden so viele Länder verlohren. Weil aber ein Tyrann nicht alle kan uno ictu e medio tol- lere, wie Caligula gewünschet, so geschiehet es, daß er die Vornehmen zusammen hetzt und factiones verursachet, hernach heißt es: Divide & Im- pera. Er gebraucht sich nicht seiner eigenen Unterthanen zur Guarde, son-
Cap. V. De prudentia ros am erſten verfolgt, & quia eos maxime timet, ſo iſt accuſationis ca-put, eſſe eloquentem divitemque. Alle nobiles gehen zu Grunde, quia ſunt nobiles; Denn die Handwercks-Leute lernen ſeine Kuͤnſte nicht aus. Ein Tyrann kan keine Leute leiden, ſo von honetteté profeſſion machen, weil er ſeine Kuͤnſte nicht will laſſen kennen lernen; drum verfolgt er die Magiſtros bonarum artium, Scholas contemnit, barbariem promovet, er will keine vornehmen Leute um ſich haben. Alle Tyrannen, welche Sue- tonius depingirt, haben Knechte um ſich gehabt, und Libertos. Der Cammer-Mohr iſt in Perſien und in der Tuͤrckey noch der Premier-Mi- niſtre. Ludovicus XI. war ein Tyranniſcher Fuͤrſt, bey dem war ſein Leib-Barbier Miniſtre, ſein Schneider, Grand-Admiral, die anderen Leu- te hat er alle removiret, und geſucht ihre Guͤter an ſich zu bringen, weil er ein odium hatte erga omnes bonos viros, ſo ſuchte er dieſelbigen zu ſupprimiren unter den Schein rechtens. Er gibt allerhand Leges, damit ſie ſich fangen, wie die Fliegen in Spinneweben, dieſes heiſt au- toritate imperii abuti. Amelot in ſeinem Tibere hat recht beſchrieben, wie ers angefangen. Weil der Tyrann ſiehet, daß ſeine Unterthanen, wenn ſie gelinde tractiret werden, ſo werden ſie reich, ſo denckt er auf allerhand Kuͤnſte, ſie zu exhauriren, daß ſie nichts taugen, er legt ihnen immer neue onera auf. Hertius hat uͤber den Pharao artige reflexiones gemacht; Denn 1) hat er denen Iſraeliten alles genommen, daher auch unſer HErr GOtt hernach ſagte, ſie moͤchten es denen Egyptiern wieder wegnehmen, weils ihnen gehoͤre, 2) habe er laſſen Pyramides exſtruere durch die Iſraeliten, darvon Perizonius in rebus Ægypt. Nachricht gibt. Tarquinius Superbus hat die Roͤmer in foſſis cloacisque gebraucht, da ſie muͤſſen arbeiten, ut ne poſſint arma capere. Wenn gleich ein Tyrann al- les dieſes thut, ſo conſerviret er ſich doch eine Zeitlang. Bayle ſagt: Ein boͤſer Fuͤrſt koͤnne nicht ſo leicht uͤbern Hauffen geworffen werden, als ein frommer Fuͤrſt. Bisweilen aber koͤmmt doch ein Orcan, der ihn uͤber den Hauffen wirfft, denn er gehet ab von ſeiner Pflicht, handelt wider ſeln Gewiſſen, und martert die Leute. Alle Leges wendet er nur zu ſeinen Nutzen an; er ſtellet Reductions-Cammern an, wie in Franck- reich geſchehen, da ſie denen vornehmſten Leuten alles genommen, und al- les als coronæ bona angeſehen. In Schweden hat es hernach viel Lerm gemacht. Der Patkul verurſachte, daß Schweden ſo viele Laͤnder verlohren. Weil aber ein Tyrann nicht alle kan uno ictu e medio tol- lere, wie Caligula gewuͤnſchet, ſo geſchiehet es, daß er die Vornehmen zuſammen hetzt und factiones verurſachet, hernach heißt es: Divide & Im- pera. Er gebraucht ſich nicht ſeiner eigenen Unterthanen zur Guarde, ſon-
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ſunt nobiles; Denn die Handwercks-Leute lernen ſeine Kuͤnſte nicht aus.
Ein Tyrann kan keine Leute leiden, ſo von honetteté profeſſion machen,
weil er ſeine Kuͤnſte nicht will laſſen kennen lernen; drum verfolgt er die
Magiſtros bonarum artium, Scholas contemnit, barbariem promovet, er
will keine vornehmen Leute um ſich haben. Alle Tyrannen, welche Sue-
tonius depingirt, haben Knechte um ſich gehabt, und Libertos. Der
Cammer-Mohr iſt in Perſien und in der Tuͤrckey noch der Premier-Mi-
niſtre. Ludovicus XI. war ein Tyranniſcher Fuͤrſt, bey dem war ſein
Leib-Barbier Miniſtre, ſein Schneider, Grand-Admiral, die anderen Leu-
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ſupprimiren unter den Schein rechtens. Er gibt allerhand Leges,
damit ſie ſich fangen, wie die Fliegen in Spinneweben, dieſes heiſt au-
toritate imperii abuti. Amelot in ſeinem Tibere hat recht beſchrieben,
wie ers angefangen. Weil der Tyrann ſiehet, daß ſeine Unterthanen,
wenn ſie gelinde tractiret werden, ſo werden ſie reich, ſo denckt er auf
allerhand Kuͤnſte, ſie zu exhauriren, daß ſie nichts taugen, er legt ihnen
immer neue onera auf. Hertius hat uͤber den Pharao artige reflexiones
gemacht; Denn 1) hat er denen Iſraeliten alles genommen, daher auch
unſer HErr GOtt hernach ſagte, ſie moͤchten es denen Egyptiern wieder
wegnehmen, weils ihnen gehoͤre, 2) habe er laſſen Pyramides exſtruere
durch die Iſraeliten, darvon Perizonius in rebus Ægypt. Nachricht gibt.
Tarquinius Superbus hat die Roͤmer in foſſis cloacisque gebraucht, da ſie
muͤſſen arbeiten, ut ne poſſint arma capere. Wenn gleich ein Tyrann al-
les dieſes thut, ſo conſerviret er ſich doch eine Zeitlang. Bayle ſagt:
Ein boͤſer Fuͤrſt koͤnne nicht ſo leicht uͤbern Hauffen geworffen werden,
als ein frommer Fuͤrſt. Bisweilen aber koͤmmt doch ein Orcan, der ihn
uͤber den Hauffen wirfft, denn er gehet ab von ſeiner Pflicht, handelt
wider ſeln Gewiſſen, und martert die Leute. Alle Leges wendet er nur
zu ſeinen Nutzen an; er ſtellet Reductions-Cammern an, wie in Franck-
reich geſchehen, da ſie denen vornehmſten Leuten alles genommen, und al-
les als coronæ bona angeſehen. In Schweden hat es hernach viel
Lerm gemacht. Der Patkul verurſachte, daß Schweden ſo viele Laͤnder
verlohren. Weil aber ein Tyrann nicht alle kan uno ictu e medio tol-
lere, wie Caligula gewuͤnſchet, ſo geſchiehet es, daß er die Vornehmen
zuſammen hetzt und factiones verurſachet, hernach heißt es: Divide & Im-
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