Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia Kayser auf der Jagd, oder wenn Galla war, so war er mit dabey, dasie ihn doch nicht gerne allenthalben haben wollten. Deßwegen ist er auch in seiner negociation nicht reussiret. Er war ohnedem ein Soldat, und dabey homo superbus. Der Gesandte muß modestus seyn, und sich zum Frauenzimmer schicken. Die in Teutschland negotiiren, können viel durch Frauenzimmer erhalten. Man findet auch, daß die Frantzö- sichen Gesandten sich alle an das Frauenzimmer addressiret. Derjeni- ge, so als Ambassadeur gebraucht wird, muß nicht allein vor sich gute Qualitäten haben, sondern er muß auch zu seinen Bedienten homines modestos suchen. Denn wenn der Ambassadeur gleich vor sich ein Lu- stre macht, so können doch offt die Bedienten verursachen, daß die am- bassade ohne effect ist. Der Graf Rechter war ein habiler Mann, aber er hat seine Bedienten nicht gut choisiret, die kamen mit des Frantzösi- schen Gesandtens Bedienten in ein Hand-Gemenge, daher muste er von seiner ambassade weg, sich bey dem Frantzösischen Hof submittiren, und die General-Staaten gaben ihm noch einen derben Verweiß. Der Mazarini, wie er den Frieden zu St. Jean de Luz schliessen wollte, so hatte er sich lauter Bedienten choisiret, welche sich mit denen Spaniern gut vertragen konnten. Er wuste, daß die Frantzosen die Spanische Tracht auslachten, sich über die Spanischen complimente mocquirten, deßwe- gen hat er lauter homines serios und modestos genommen, und gesagt: Der sollte gehenckt werden, welcher sich würde über die Spanier moc- quiren. Hiervon kan man Nachricht finden in des Lyonne seiner Be- schreibung des Pyränäischen Friedens, darnach haben sich auch seine Leute gehalten. Mazarini befahl, daß, weil die Spanier grosse compli- mente machten, so sollten seine Bedienten es eben so machen. Er woll- te eine mariage negotiiren zwischen dem König in Franckreich und der Maria Theresia, deßwegen muste er alle Behutsamkeit brauchen/ hat sich auch gut insinuiret, und ist nicht der geringste Streit wegen seiner Be- dienten entstanden. Wer kan machen, daß sich seine Bedienten der an- dern nation gleich stellen, der wird gut reussiren. Ein Ministre muß hier vigilant seyn, sonderlich, wenn er mit einem zu thun hat, den er fan- gen will, wie des Mazarini seine intention war. Cominaeus observiret, wie Ludovicus XI. und Henricus von Castilien eine conference mit ein- annder gehalten, und Henricus einen grossen Staat gemacht, so wäre Ludovicus in gemeiner Kleidung kommen, und seine Bedienten hätten die Spanier ausgelacht. Daher sey nicht das geringste zum Stande gekommen. Cominaeus ist ein Ministre vom Ludovico XI. gewesen, re- prehendiret dieses aber sehr. Die Spanier haben auch hernach, wie sie einen
Cap. V. De prudentia Kayſer auf der Jagd, oder wenn Galla war, ſo war er mit dabey, daſie ihn doch nicht gerne allenthalben haben wollten. Deßwegen iſt er auch in ſeiner negociation nicht reuſſiret. Er war ohnedem ein Soldat, und dabey homo ſuperbus. Der Geſandte muß modeſtus ſeyn, und ſich zum Frauenzimmer ſchicken. Die in Teutſchland negotiiren, koͤnnen viel durch Frauenzimmer erhalten. Man findet auch, daß die Frantzoͤ- ſichen Geſandten ſich alle an das Frauenzimmer addresſiret. Derjeni- ge, ſo als Ambaſſadeur gebraucht wird, muß nicht allein vor ſich gute Qualitaͤten haben, ſondern er muß auch zu ſeinen Bedienten homines modeſtos ſuchen. Denn wenn der Ambaſſadeur gleich vor ſich ein Lu- ſtre macht, ſo koͤnnen doch offt die Bedienten verurſachen, daß die am- baſſade ohne effect iſt. Der Graf Rechter war ein habiler Mann, aber er hat ſeine Bedienten nicht gut choiſiret, die kamen mit des Frantzoͤſi- ſchen Geſandtens Bedienten in ein Hand-Gemenge, daher muſte er von ſeiner ambaſſade weg, ſich bey dem Frantzoͤſiſchen Hof ſubmittiren, und die General-Staaten gaben ihm noch einen derben Verweiß. Der Mazarini, wie er den Frieden zu St. Jean de Luz ſchlieſſen wollte, ſo hatte er ſich lauter Bedienten choiſiret, welche ſich mit denen Spaniern gut vertragen konnten. Er wuſte, daß die Frantzoſen die Spaniſche Tracht auslachten, ſich uͤber die Spaniſchen complimente mocquirten, deßwe- gen hat er lauter homines ſerios und modeſtos genommen, und geſagt: Der ſollte gehenckt werden, welcher ſich wuͤrde uͤber die Spanier moc- quiren. Hiervon kan man Nachricht finden in des Lyonne ſeiner Be- ſchreibung des Pyraͤnaͤiſchen Friedens, darnach haben ſich auch ſeine Leute gehalten. Mazarini befahl, daß, weil die Spanier groſſe compli- mente machten, ſo ſollten ſeine Bedienten es eben ſo machen. Er woll- te eine mariage negotiiren zwiſchen dem Koͤnig in Franckreich und der Maria Thereſia, deßwegen muſte er alle Behutſamkeit brauchen/ hat ſich auch gut inſinuiret, und iſt nicht der geringſte Streit wegen ſeiner Be- dienten entſtanden. Wer kan machen, daß ſich ſeine Bedienten der an- dern nation gleich ſtellen, der wird gut reuſſiren. Ein Miniſtre muß hier vigilant ſeyn, ſonderlich, wenn er mit einem zu thun hat, den er fan- gen will, wie des Mazarini ſeine intention war. Cominæus obſerviret, wie Ludovicus XI. und Henricus von Caſtilien eine conference mit ein- annder gehalten, und Henricus einen groſſen Staat gemacht, ſo waͤre Ludovicus in gemeiner Kleidung kommen, und ſeine Bedienten haͤtten die Spanier ausgelacht. Daher ſey nicht das geringſte zum Stande gekommen. Cominæus iſt ein Miniſtre vom Ludovico XI. geweſen, re- prehendiret dieſes aber ſehr. Die Spanier haben auch hernach, wie ſie einen
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Kayſer auf der Jagd, oder wenn Galla war, ſo war er mit dabey, da
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auch in ſeiner negociation nicht reuſſiret. Er war ohnedem ein Soldat,
und dabey homo ſuperbus. Der Geſandte muß modeſtus ſeyn, und ſich
zum Frauenzimmer ſchicken. Die in Teutſchland negotiiren, koͤnnen
viel durch Frauenzimmer erhalten. Man findet auch, daß die Frantzoͤ-
ſichen Geſandten ſich alle an das Frauenzimmer addresſiret. Derjeni-
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Qualitaͤten haben, ſondern er muß auch zu ſeinen Bedienten homines
modeſtos ſuchen. Denn wenn der Ambaſſadeur gleich vor ſich ein Lu-
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baſſade ohne effect iſt. Der Graf Rechter war ein habiler Mann, aber
er hat ſeine Bedienten nicht gut choiſiret, die kamen mit des Frantzoͤſi-
ſchen Geſandtens Bedienten in ein Hand-Gemenge, daher muſte er von
ſeiner ambaſſade weg, ſich bey dem Frantzoͤſiſchen Hof ſubmittiren, und
die General-Staaten gaben ihm noch einen derben Verweiß. Der
Mazarini, wie er den Frieden zu St. Jean de Luz ſchlieſſen wollte, ſo hatte
er ſich lauter Bedienten choiſiret, welche ſich mit denen Spaniern gut
vertragen konnten. Er wuſte, daß die Frantzoſen die Spaniſche Tracht
auslachten, ſich uͤber die Spaniſchen complimente mocquirten, deßwe-
gen hat er lauter homines ſerios und modeſtos genommen, und geſagt:
Der ſollte gehenckt werden, welcher ſich wuͤrde uͤber die Spanier moc-
quiren. Hiervon kan man Nachricht finden in des Lyonne ſeiner Be-
ſchreibung des Pyraͤnaͤiſchen Friedens, darnach haben ſich auch ſeine
Leute gehalten. Mazarini befahl, daß, weil die Spanier groſſe compli-
mente machten, ſo ſollten ſeine Bedienten es eben ſo machen. Er woll-
te eine mariage negotiiren zwiſchen dem Koͤnig in Franckreich und der
Maria Thereſia, deßwegen muſte er alle Behutſamkeit brauchen/ hat ſich
auch gut inſinuiret, und iſt nicht der geringſte Streit wegen ſeiner Be-
dienten entſtanden. Wer kan machen, daß ſich ſeine Bedienten der an-
dern nation gleich ſtellen, der wird gut reuſſiren. Ein Miniſtre muß
hier vigilant ſeyn, ſonderlich, wenn er mit einem zu thun hat, den er fan-
gen will, wie des Mazarini ſeine intention war. Cominæus obſerviret,
wie Ludovicus XI. und Henricus von Caſtilien eine conference mit ein-
annder gehalten, und Henricus einen groſſen Staat gemacht, ſo waͤre
Ludovicus in gemeiner Kleidung kommen, und ſeine Bedienten haͤtten
die Spanier ausgelacht. Daher ſey nicht das geringſte zum Stande
gekommen. Cominæus iſt ein Miniſtre vom Ludovico XI. geweſen, re-
prehendiret dieſes aber ſehr. Die Spanier haben auch hernach, wie ſie
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