Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa foedera & Legatos. kundig seyn, und wenn er gleich nicht schreibet, wie Cicero, so ist es dochgut, wenn er einen mediocrem stylum hat. Von rechtswegen sollte die- ses einer in der Schule lernen, und wenn es nicht geschehen, so thue ers noch; Man denckt, die Lateinische Sprache sey nicht nöthig, aber es wäre gut, wenn alle Fürsten Latein könnten, es kömmt ja in einem je- dem Memorial Lateinisch vor. Wenn der Fürst schreibet Fiat, so ist es ja auch Latein. Nach der guldenen Bulle sollten alle Churfürsten La- tein verstehen. Kulpifius hat wegen seiner Gelehrsamkeit auf dem Frie- den zu Ryswick brillirt. Der Baron Lisola ist auch wegen seiner vor- trefflichen Gelehrsamkeit aestimiret worden. Videatur Bayle sub voc. Li- sola. Temple sagt, der Lisola wäre bey ihm gewesen, und habe ihm den Kopf so voll raisonniret, daß, wenn er hätte wollen mit ihm raison- niren, würde er ihn übertroffen haben, aber er habe immer gesagt, er ha- be keine ordre dazu. Des Lisolae Schrifften sind auch admirable. Er hat ein Buch geschrieben wider Franckreich, da Franckreich Braband wollen haben, darinnen vortreffliche Sachen, und hat man es offt nach- gedruckt. Er kam nach Pohlen, da wollten sie ihn nicht leiden wegen seiner Wissenschafft; Der Kayser muste ihn auch wieder zurück nehmen, ob er gleich der allerhabilste war. Der König in Pohlen hat ihn in Verdacht gehabt, als wenn er intriquen machte. Ein Gesandter muß auch fidelis, kein Aufschneider seyn, sonst macht er lauter expressiones und relationes, die närrisch sind: Denn da bildet er sich offt ein, es würde so und so gehen, setzet dem Ministre zu Hause was in dem Kopf, wel- cher hernach lauter faux pas machet. Er muß manchmahl was ver- schweigen, wenn es nicht viel praejudiciret. Wo es aber die honneur nicht leidet, da muß er nicht stille schweigen. Carolus V. hielte in Rom eine oration in Beyseyn des Pabsts, vieler Cardinäle und derer Fran- tzösischen Gesandten, worinnen er greuliche injurien wider Franciscum I. mit einfliessen lassen; Die Gesandten musten Sots gewesen seyn, und hatten es nicht verstanden. Den andern Tag liessen sie Carolum fra- gen, was er gesagt: Carolus V. antwortete: Was er gesagt, das habe er gesagt, er wisse es selbst nicht mehr. Da hätten freylich die Gesandten Ursach gehabt sich gleich zu regen. Ein Gesandter muß nur dasjenige schreiben, wovon er solide Proben hat, und dazu schreiben, das habe er von diesem oder jenen gehöret. So hat der Herr von Spanheim seine relationes gemacht. Er muß kein garrulus seyn, von solchen Dingen muß er nicht reden, die er soll vor sich behalten, er muß expisciren, con- versiren, fleißig a la Cour gehen, aber nicht zu importun, wie der Vil- lars. Der Villars war Frantzösischer Abgesandter in Wien; War der Kayser C c c 2
ſtatus circa fœdera & Legatos. kundig ſeyn, und wenn er gleich nicht ſchreibet, wie Cicero, ſo iſt es dochgut, wenn er einen mediocrem ſtylum hat. Von rechtswegen ſollte die- ſes einer in der Schule lernen, und wenn es nicht geſchehen, ſo thue ers noch; Man denckt, die Lateiniſche Sprache ſey nicht noͤthig, aber es waͤre gut, wenn alle Fuͤrſten Latein koͤnnten, es koͤmmt ja in einem je- dem Memorial Lateiniſch vor. Wenn der Fuͤrſt ſchreibet Fiat, ſo iſt es ja auch Latein. Nach der guldenen Bulle ſollten alle Churfuͤrſten La- tein verſtehen. Kulpifius hat wegen ſeiner Gelehrſamkeit auf dem Frie- den zu Ryswick brillirt. Der Baron Liſola iſt auch wegen ſeiner vor- trefflichen Gelehrſamkeit æſtimiret worden. Videatur Bayle ſub voc. Li- ſola. Temple ſagt, der Liſola waͤre bey ihm geweſen, und habe ihm den Kopf ſo voll raiſonniret, daß, wenn er haͤtte wollen mit ihm raiſon- niren, wuͤrde er ihn uͤbertroffen haben, aber er habe immer geſagt, er ha- be keine ordre dazu. Des Liſolæ Schrifften ſind auch admirable. Er hat ein Buch geſchrieben wider Franckreich, da Franckreich Braband wollen haben, darinnen vortreffliche Sachen, und hat man es offt nach- gedruckt. Er kam nach Pohlen, da wollten ſie ihn nicht leiden wegen ſeiner Wiſſenſchafft; Der Kayſer muſte ihn auch wieder zuruͤck nehmen, ob er gleich der allerhabilſte war. Der Koͤnig in Pohlen hat ihn in Verdacht gehabt, als wenn er intriquen machte. Ein Geſandter muß auch fidelis, kein Aufſchneider ſeyn, ſonſt macht er lauter expreſſiones und relationes, die naͤrriſch ſind: Denn da bildet er ſich offt ein, es wuͤrde ſo und ſo gehen, ſetzet dem Miniſtre zu Hauſe was in dem Kopf, wel- cher hernach lauter faux pas machet. Er muß manchmahl was ver- ſchweigen, wenn es nicht viel præjudiciret. Wo es aber die honneur nicht leidet, da muß er nicht ſtille ſchweigen. Carolus V. hielte in Rom eine oration in Beyſeyn des Pabſts, vieler Cardinaͤle und derer Fran- tzoͤſiſchen Geſandten, worinnen er greuliche injurien wider Franciſcum I. mit einflieſſen laſſen; Die Geſandten muſten Sots geweſen ſeyn, und hatten es nicht verſtanden. Den andern Tag lieſſen ſie Carolum fra- gen, was er geſagt: Carolus V. antwortete: Was er geſagt, das habe er geſagt, er wiſſe es ſelbſt nicht mehr. Da haͤtten freylich die Geſandten Urſach gehabt ſich gleich zu regen. Ein Geſandter muß nur dasjenige ſchreiben, wovon er ſolide Proben hat, und dazu ſchreiben, das habe er von dieſem oder jenen gehoͤret. So hat der Herr von Spanheim ſeine relationes gemacht. Er muß kein garrulus ſeyn, von ſolchen Dingen muß er nicht reden, die er ſoll vor ſich behalten, er muß expiſciren, con- verſiren, fleißig à la Cour gehen, aber nicht zu importun, wie der Vil- lars. Der Villars war Frantzoͤſiſcher Abgeſandter in Wien; War der Kayſer C c c 2
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gut, wenn er einen mediocrem ſtylum hat. Von rechtswegen ſollte die-
ſes einer in der Schule lernen, und wenn es nicht geſchehen, ſo thue ers
noch; Man denckt, die Lateiniſche Sprache ſey nicht noͤthig, aber es
waͤre gut, wenn alle Fuͤrſten Latein koͤnnten, es koͤmmt ja in einem je-
dem Memorial Lateiniſch vor. Wenn der Fuͤrſt ſchreibet Fiat, ſo iſt es
ja auch Latein. Nach der guldenen Bulle ſollten alle Churfuͤrſten La-
tein verſtehen. Kulpifius hat wegen ſeiner Gelehrſamkeit auf dem Frie-
den zu Ryswick brillirt. Der Baron Liſola iſt auch wegen ſeiner vor-
trefflichen Gelehrſamkeit æſtimiret worden. Videatur Bayle ſub voc. Li-
ſola. Temple ſagt, der Liſola waͤre bey ihm geweſen, und habe ihm
den Kopf ſo voll raiſonniret, daß, wenn er haͤtte wollen mit ihm raiſon-
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be keine ordre dazu. Des Liſolæ Schrifften ſind auch admirable. Er
hat ein Buch geſchrieben wider Franckreich, da Franckreich Braband
wollen haben, darinnen vortreffliche Sachen, und hat man es offt nach-
gedruckt. Er kam nach Pohlen, da wollten ſie ihn nicht leiden wegen
ſeiner Wiſſenſchafft; Der Kayſer muſte ihn auch wieder zuruͤck nehmen,
ob er gleich der allerhabilſte war. Der Koͤnig in Pohlen hat ihn in
Verdacht gehabt, als wenn er intriquen machte. Ein Geſandter muß
auch fidelis, kein Aufſchneider ſeyn, ſonſt macht er lauter expreſſiones und
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ſo und ſo gehen, ſetzet dem Miniſtre zu Hauſe was in dem Kopf, wel-
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ſchweigen, wenn es nicht viel præjudiciret. Wo es aber die honneur
nicht leidet, da muß er nicht ſtille ſchweigen. Carolus V. hielte in Rom
eine oration in Beyſeyn des Pabſts, vieler Cardinaͤle und derer Fran-
tzoͤſiſchen Geſandten, worinnen er greuliche injurien wider Franciſcum I.
mit einflieſſen laſſen; Die Geſandten muſten Sots geweſen ſeyn, und
hatten es nicht verſtanden. Den andern Tag lieſſen ſie Carolum fra-
gen, was er geſagt: Carolus V. antwortete: Was er geſagt, das habe er
geſagt, er wiſſe es ſelbſt nicht mehr. Da haͤtten freylich die Geſandten
Urſach gehabt ſich gleich zu regen. Ein Geſandter muß nur dasjenige
ſchreiben, wovon er ſolide Proben hat, und dazu ſchreiben, das habe er
von dieſem oder jenen gehoͤret. So hat der Herr von Spanheim ſeine
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verſiren, fleißig à la Cour gehen, aber nicht zu importun, wie der Vil-
lars. Der Villars war Frantzoͤſiſcher Abgeſandter in Wien; War der
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