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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa aerarium, tributa & vectigalia.
einen Spanischen Gesandten tractiret mit lauter Frantzösischen Speisen,
und gar keine fremden aromata dabey gehabt. Nun hat wohl Franck-
reich vieles zum voraus; unterdessen haben wir doch auch viel, und könn-
ten vieles entbehren, denen Holländern würde dadurch viel und grosser
profit entgehen. Aber was scheeren wir uns um die Holländer, die la-
chen uns ohnedem ins Fäustchen, daß wir nichts haben, und sie sind
reich. Es ist sehr gut, wie die fremden Tücher, die fremden Weine ab-
geschaffet worden. Gnug, daß man die seidenen Zeuge noch hat, wel-
che nicht können abgeschaffet werden, wegen vornehmer Leute. Aber
man kan doch darauf dencken, wie man dieselben fabriciren könne; So
wenig es denen Franzosen verbothen gewesen, welche vor denen Zeiten
Henrici IV. keine seidene Zeuge gemacht, und nachgehends es so starck
getrieben, daß sie alle andere übertroffen. Was man entbehren kan
sine imminutione jucunditatis, das kan man alles weglassen. Ich muß
sonderlich darauf dencken, wie das Geld im Lande könne erhalten wer-
den. Ad summam perfectionem kan man es freylich nicht bringen, es
fehlet bald dieses, bald jenes, welches man nicht gleich abschaffen kan/
aber man kan doch darauf bedacht seyn, wie man es auch in seinem ei-
genen Lande haben könne. Vor diesem hat man keine tüchtige Hüthe
in Teutschland gehabt, auch keine klaren Tücher, welches man also jetzt
alles höher gebracht. Die Menschen sehen auf eine commodite, und
wollen was gutes haben. Alle sind auch nicht von einer trempe, und
werden wir es nicht dahin bringen, daß der Fürst, Graf, Bauer etc. ei-
nerley werde, das ist im Himmel zu hoffen, aber in dieser Welt nicht.
Ob wir gleich sehen, daß es gut, wenn man das Geld im Lande behält.
So weit behält man das Geld im Lande, wenn man keine fremden de-
licatessen
kaufft; aber es sind noch mehr Mittel, wodurch das Geld kan
im Lande behalten werden. Man bringet uns fremde Waaren herein,
daher die Kauffmannschafft, wie wir sie haben, höchstschädlich Denn
unsere Kaufieute haben lauter fremde Waaren, die kriegen sie nicht um-
sonst, also gehet das Geld davor aus dem Lande. Die Kauffmann-
schafft ist nichts nütze, wenn fremde Waaren im Lande verthan wer-
den; Aber so ist die mercatura gut, wenn ich selbst Sachen fabricire,
und verkauffe sie andern Leuten. Die Holländer sind auf dem rechten
Weg, welche alle materialien in der gantzen Welt zusammen kauffen,
fabriciren dieselben, und führen sie weg. Denn der Holländer ist vor
sich so beschaffen, daß er sobrie, frugaliter lebet in allen Stücken, andere
nationes aber bethöret. So haben es die Frantzosen vor diesen auch
gemacht. Aber jetzo haben sie selbst einen grossen luxum, und ist nur noch

gut,
L l

ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia.
einen Spaniſchen Geſandten tractiret mit lauter Frantzoͤſiſchen Speiſen,
und gar keine fremden aromata dabey gehabt. Nun hat wohl Franck-
reich vieles zum voraus; unterdeſſen haben wir doch auch viel, und koͤnn-
ten vieles entbehren, denen Hollaͤndern wuͤrde dadurch viel und groſſer
profit entgehen. Aber was ſcheeren wir uns um die Hollaͤnder, die la-
chen uns ohnedem ins Faͤuſtchen, daß wir nichts haben, und ſie ſind
reich. Es iſt ſehr gut, wie die fremden Tuͤcher, die fremden Weine ab-
geſchaffet worden. Gnug, daß man die ſeidenen Zeuge noch hat, wel-
che nicht koͤnnen abgeſchaffet werden, wegen vornehmer Leute. Aber
man kan doch darauf dencken, wie man dieſelben fabriciren koͤnne; So
wenig es denen Franzoſen verbothen geweſen, welche vor denen Zeiten
Henrici IV. keine ſeidene Zeuge gemacht, und nachgehends es ſo ſtarck
getrieben, daß ſie alle andere uͤbertroffen. Was man entbehren kan
ſine imminutione jucunditatis, das kan man alles weglaſſen. Ich muß
ſonderlich darauf dencken, wie das Geld im Lande koͤnne erhalten wer-
den. Ad ſummam perfectionem kan man es freylich nicht bringen, es
fehlet bald dieſes, bald jenes, welches man nicht gleich abſchaffen kan/
aber man kan doch darauf bedacht ſeyn, wie man es auch in ſeinem ei-
genen Lande haben koͤnne. Vor dieſem hat man keine tuͤchtige Huͤthe
in Teutſchland gehabt, auch keine klaren Tuͤcher, welches man alſo jetzt
alles hoͤher gebracht. Die Menſchen ſehen auf eine commoditè, und
wollen was gutes haben. Alle ſind auch nicht von einer trempe, und
werden wir es nicht dahin bringen, daß der Fuͤrſt, Graf, Bauer ꝛc. ei-
nerley werde, das iſt im Himmel zu hoffen, aber in dieſer Welt nicht.
Ob wir gleich ſehen, daß es gut, wenn man das Geld im Lande behaͤlt.
So weit behaͤlt man das Geld im Lande, wenn man keine fremden de-
licateſſen
kaufft; aber es ſind noch mehr Mittel, wodurch das Geld kan
im Lande behalten werden. Man bringet uns fremde Waaren herein,
daher die Kauffmannſchafft, wie wir ſie haben, hoͤchſtſchaͤdlich Denn
unſere Kaufieute haben lauter fremde Waaren, die kriegen ſie nicht um-
ſonſt, alſo gehet das Geld davor aus dem Lande. Die Kauffmann-
ſchafft iſt nichts nuͤtze, wenn fremde Waaren im Lande verthan wer-
den; Aber ſo iſt die mercatura gut, wenn ich ſelbſt Sachen fabricire,
und verkauffe ſie andern Leuten. Die Hollaͤnder ſind auf dem rechten
Weg, welche alle materialien in der gantzen Welt zuſammen kauffen,
fabriciren dieſelben, und fuͤhren ſie weg. Denn der Hollaͤnder iſt vor
ſich ſo beſchaffen, daß er ſobrie, frugaliter lebet in allen Stuͤcken, andere
nationes aber bethoͤret. So haben es die Frantzoſen vor dieſen auch
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[265/0285] ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. einen Spaniſchen Geſandten tractiret mit lauter Frantzoͤſiſchen Speiſen, und gar keine fremden aromata dabey gehabt. Nun hat wohl Franck- reich vieles zum voraus; unterdeſſen haben wir doch auch viel, und koͤnn- ten vieles entbehren, denen Hollaͤndern wuͤrde dadurch viel und groſſer profit entgehen. Aber was ſcheeren wir uns um die Hollaͤnder, die la- chen uns ohnedem ins Faͤuſtchen, daß wir nichts haben, und ſie ſind reich. Es iſt ſehr gut, wie die fremden Tuͤcher, die fremden Weine ab- geſchaffet worden. Gnug, daß man die ſeidenen Zeuge noch hat, wel- che nicht koͤnnen abgeſchaffet werden, wegen vornehmer Leute. Aber man kan doch darauf dencken, wie man dieſelben fabriciren koͤnne; So wenig es denen Franzoſen verbothen geweſen, welche vor denen Zeiten Henrici IV. keine ſeidene Zeuge gemacht, und nachgehends es ſo ſtarck getrieben, daß ſie alle andere uͤbertroffen. Was man entbehren kan ſine imminutione jucunditatis, das kan man alles weglaſſen. Ich muß ſonderlich darauf dencken, wie das Geld im Lande koͤnne erhalten wer- den. Ad ſummam perfectionem kan man es freylich nicht bringen, es fehlet bald dieſes, bald jenes, welches man nicht gleich abſchaffen kan/ aber man kan doch darauf bedacht ſeyn, wie man es auch in ſeinem ei- genen Lande haben koͤnne. Vor dieſem hat man keine tuͤchtige Huͤthe in Teutſchland gehabt, auch keine klaren Tuͤcher, welches man alſo jetzt alles hoͤher gebracht. Die Menſchen ſehen auf eine commoditè, und wollen was gutes haben. Alle ſind auch nicht von einer trempe, und werden wir es nicht dahin bringen, daß der Fuͤrſt, Graf, Bauer ꝛc. ei- nerley werde, das iſt im Himmel zu hoffen, aber in dieſer Welt nicht. Ob wir gleich ſehen, daß es gut, wenn man das Geld im Lande behaͤlt. So weit behaͤlt man das Geld im Lande, wenn man keine fremden de- licateſſen kaufft; aber es ſind noch mehr Mittel, wodurch das Geld kan im Lande behalten werden. Man bringet uns fremde Waaren herein, daher die Kauffmannſchafft, wie wir ſie haben, hoͤchſtſchaͤdlich Denn unſere Kaufieute haben lauter fremde Waaren, die kriegen ſie nicht um- ſonſt, alſo gehet das Geld davor aus dem Lande. Die Kauffmann- ſchafft iſt nichts nuͤtze, wenn fremde Waaren im Lande verthan wer- den; Aber ſo iſt die mercatura gut, wenn ich ſelbſt Sachen fabricire, und verkauffe ſie andern Leuten. Die Hollaͤnder ſind auf dem rechten Weg, welche alle materialien in der gantzen Welt zuſammen kauffen, fabriciren dieſelben, und fuͤhren ſie weg. Denn der Hollaͤnder iſt vor ſich ſo beſchaffen, daß er ſobrie, frugaliter lebet in allen Stuͤcken, andere nationes aber bethoͤret. So haben es die Frantzoſen vor dieſen auch gemacht. Aber jetzo haben ſie ſelbſt einen groſſen luxum, und iſt nur noch gut, L l

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/285>, abgerufen am 24.11.2024.