Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia Frieden zu Passarowiz gewesen.) Das Buch ist Griechisch, und handeltde officiis. Man siehet, daß er muß das Alte und Neue Testament gelesen haben, und kan es ein Christ nicht besser schreiben. Clerck in seiner Bibliotheque Ancienne saget auch, so lange das Türckische Reich stünde, wäre kein solches Buch geschrieben worden. Fritsch in Leipzig hat das Buch vor einigen Jahren mit einer version drucken lassen, die version hat ein Ungar, welcher jetzo bey dem Wallachischen Fürsten ist, gemacht. In diesem Buch rechnet er auch unter die beneficia, welche ein Fürst seinen Unterthanen praestiren könnte, wenn derselbe ihnen vor- schrieb, wie sie könnten leben sine luxu, doch commode, jucunde, secure. Denn wer viel verzehrt, der muß sich auch bemühen viel zu verdienen, und es sich lassen sauer werden. Also ist es keine Last, sondern ein Haupt-Punct bey der conservation deiner opum. Man findet es auch schon bey dem Seneca, welcher sagt: Quantum detrahis cupiditatibus ruis, tantum adjicies bonis tuis. So bleibet demnach bey dem aerario conservatio der Grund, daß man die lasterhaffte Verschwendung im Essen, Trincken, Bauen, Spielen etc. einschräncket. Es sind viele, wel- che sagen, man nähme ihnen dadurch eine honette Lust, aber es ist eine honette Thorheit, daß man alles durchbringet, und hernach klaget, wenn der Princeps was haben will. Friß nicht so viel, so wirst du nicht sa- gen können, der Alp oder eine Hexe drücke dich. Diejenigen, so über den Principem klagen, fressen und sauffen mehrentheils zu viel, verthun alles, daß nichts übrig bleibet, als Lumpen, excrementa. Es ist ein beneficium vor die gantze Republic, wenn der luxus cessiret. Man muß es aber doch so einrichten, daß keine contradictoria heraus kommen, wel- ches als eine cautel zu mercken, e. g. wenn einer drüber reflectiret, und findet, daß der Coffee einen grossen luxum verursachet, schafft daher den- selben ab, so wäre contradictorisch, wenn er den Zoll, welcher darauf ge- legt gewesen, immer noch fordern wollte. Er hat ja tausend andere Mittel, wodurch er Geld von seinen Unterthanen erhalten kan. Ge- setzt nun, es hat einer jährlich vor funffzehen Thaler Coffee gebraucht, nunmehro behält er dieselben in Beutel, so kan er ja hernach leicht sei- nen Herrn fünff Thaler zahlen, bey einer andern Gelegenheit. Ziehet man da eine bilance, so wird sehr viel heraus kommen. Da bleibet das Geld im Lande, das ist eines von denen principalsten Stücken. Alle delicias kan man freylich nicht abschaffen, und kan man denen Untertha- nen das gar wohl lassen, was im Lande wächst. Alle aromata kan man auch nicht abschaffen, aber doch mehrentheils, und erzehlet Chever- ny, welcher unter Henrico IV. gelebet, in seinem Testam. Polit. daß er einem
Cap. V. De prudentia Frieden zu Paſſarowiz geweſen.) Das Buch iſt Griechiſch, und handeltde officiis. Man ſiehet, daß er muß das Alte und Neue Teſtament geleſen haben, und kan es ein Chriſt nicht beſſer ſchreiben. Clerck in ſeiner Bibliotheque Ancienne ſaget auch, ſo lange das Tuͤrckiſche Reich ſtuͤnde, waͤre kein ſolches Buch geſchrieben worden. Fritſch in Leipzig hat das Buch vor einigen Jahren mit einer verſion drucken laſſen, die verſion hat ein Ungar, welcher jetzo bey dem Wallachiſchen Fuͤrſten iſt, gemacht. In dieſem Buch rechnet er auch unter die beneficia, welche ein Fuͤrſt ſeinen Unterthanen præſtiren koͤnnte, wenn derſelbe ihnen vor- ſchrieb, wie ſie koͤnnten leben ſine luxu, doch commode, jucunde, ſecure. Denn wer viel verzehrt, der muß ſich auch bemuͤhen viel zu verdienen, und es ſich laſſen ſauer werden. Alſo iſt es keine Laſt, ſondern ein Haupt-Punct bey der conſervation deiner opum. Man findet es auch ſchon bey dem Seneca, welcher ſagt: Quantum detrahis cupiditatibus ruis, tantum adjicies bonis tuis. So bleibet demnach bey dem ærario conſervatio der Grund, daß man die laſterhaffte Verſchwendung im Eſſen, Trincken, Bauen, Spielen ꝛc. einſchraͤncket. Es ſind viele, wel- che ſagen, man naͤhme ihnen dadurch eine honette Luſt, aber es iſt eine honette Thorheit, daß man alles durchbringet, und hernach klaget, wenn der Princeps was haben will. Friß nicht ſo viel, ſo wirſt du nicht ſa- gen koͤnnen, der Alp oder eine Hexe druͤcke dich. Diejenigen, ſo uͤber den Principem klagen, freſſen und ſauffen mehrentheils zu viel, verthun alles, daß nichts uͤbrig bleibet, als Lumpen, excrementa. Es iſt ein beneficium vor die gantze Republic, wenn der luxus ceſſiret. Man muß es aber doch ſo einrichten, daß keine contradictoria heraus kommen, wel- ches als eine cautel zu mercken, e. g. wenn einer druͤber reflectiret, und findet, daß der Coffee einen groſſen luxum verurſachet, ſchafft daher den- ſelben ab, ſo waͤre contradictoriſch, wenn er den Zoll, welcher darauf ge- legt geweſen, immer noch fordern wollte. Er hat ja tauſend andere Mittel, wodurch er Geld von ſeinen Unterthanen erhalten kan. Ge- ſetzt nun, es hat einer jaͤhrlich vor funffzehen Thaler Coffée gebraucht, nunmehro behaͤlt er dieſelben in Beutel, ſo kan er ja hernach leicht ſei- nen Herrn fuͤnff Thaler zahlen, bey einer andern Gelegenheit. Ziehet man da eine bilance, ſo wird ſehr viel heraus kommen. Da bleibet das Geld im Lande, das iſt eines von denen principalſten Stuͤcken. Alle delicias kan man freylich nicht abſchaffen, und kan man denen Untertha- nen das gar wohl laſſen, was im Lande waͤchſt. Alle aromata kan man auch nicht abſchaffen, aber doch mehrentheils, und erzehlet Chever- ny, welcher unter Henrico IV. gelebet, in ſeinem Teſtam. Polit. daß er einem
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de officiis. Man ſiehet, daß er muß das Alte und Neue Teſtament
geleſen haben, und kan es ein Chriſt nicht beſſer ſchreiben. Clerck in
ſeiner Bibliotheque Ancienne ſaget auch, ſo lange das Tuͤrckiſche Reich
ſtuͤnde, waͤre kein ſolches Buch geſchrieben worden. Fritſch in Leipzig
hat das Buch vor einigen Jahren mit einer verſion drucken laſſen, die
verſion hat ein Ungar, welcher jetzo bey dem Wallachiſchen Fuͤrſten iſt,
gemacht. In dieſem Buch rechnet er auch unter die beneficia, welche
ein Fuͤrſt ſeinen Unterthanen præſtiren koͤnnte, wenn derſelbe ihnen vor-
ſchrieb, wie ſie koͤnnten leben ſine luxu, doch commode, jucunde, ſecure.
Denn wer viel verzehrt, der muß ſich auch bemuͤhen viel zu verdienen,
und es ſich laſſen ſauer werden. Alſo iſt es keine Laſt, ſondern ein
Haupt-Punct bey der conſervation deiner opum. Man findet es auch
ſchon bey dem Seneca, welcher ſagt: Quantum detrahis cupiditatibus
ruis, tantum adjicies bonis tuis. So bleibet demnach bey dem ærario
conſervatio der Grund, daß man die laſterhaffte Verſchwendung im
Eſſen, Trincken, Bauen, Spielen ꝛc. einſchraͤncket. Es ſind viele, wel-
che ſagen, man naͤhme ihnen dadurch eine honette Luſt, aber es iſt eine
honette Thorheit, daß man alles durchbringet, und hernach klaget, wenn
der Princeps was haben will. Friß nicht ſo viel, ſo wirſt du nicht ſa-
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den Principem klagen, freſſen und ſauffen mehrentheils zu viel, verthun
alles, daß nichts uͤbrig bleibet, als Lumpen, excrementa. Es iſt ein
beneficium vor die gantze Republic, wenn der luxus ceſſiret. Man muß
es aber doch ſo einrichten, daß keine contradictoria heraus kommen, wel-
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findet, daß der Coffee einen groſſen luxum verurſachet, ſchafft daher den-
ſelben ab, ſo waͤre contradictoriſch, wenn er den Zoll, welcher darauf ge-
legt geweſen, immer noch fordern wollte. Er hat ja tauſend andere
Mittel, wodurch er Geld von ſeinen Unterthanen erhalten kan. Ge-
ſetzt nun, es hat einer jaͤhrlich vor funffzehen Thaler Coffée gebraucht,
nunmehro behaͤlt er dieſelben in Beutel, ſo kan er ja hernach leicht ſei-
nen Herrn fuͤnff Thaler zahlen, bey einer andern Gelegenheit. Ziehet
man da eine bilance, ſo wird ſehr viel heraus kommen. Da bleibet
das Geld im Lande, das iſt eines von denen principalſten Stuͤcken. Alle
delicias kan man freylich nicht abſchaffen, und kan man denen Untertha-
nen das gar wohl laſſen, was im Lande waͤchſt. Alle aromata kan
man auch nicht abſchaffen, aber doch mehrentheils, und erzehlet Chever-
ny, welcher unter Henrico IV. gelebet, in ſeinem Teſtam. Polit. daß er
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