Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa Ministros & Magistratus inferiores. Allein hier ist die Frage nicht, was der princeps thun kan, und wird ihmfreylich niemand wehren, eine charge zu geben, wem er will, sondern es kommt darauf an, quid sit prudens & bono publico conveniat. Man darff nicht dencken, bey Hofe sey es nicht so schlimm, als anderwärts. Aeusserlich machen sie freylich einander grosse complimenten, aber wenn sie von einander sind, und haben Gelegenheit zu schwatzen, so schwatzen sie eben wie die gemeinen Bürger. §. 15. Kein Theologus, kein Philosophus, und kein homo justusIngleichen citi- H h 3
ſtatus circa Miniſtros & Magiſtratus inferiores. Allein hier iſt die Frage nicht, was der princeps thun kan, und wird ihmfreylich niemand wehren, eine charge zu geben, wem er will, ſondern es kommt darauf an, quid ſit prudens & bono publico conveniat. Man darff nicht dencken, bey Hofe ſey es nicht ſo ſchlimm, als anderwaͤrts. Aeuſſerlich machen ſie freylich einander groſſe complimenten, aber wenn ſie von einander ſind, und haben Gelegenheit zu ſchwatzen, ſo ſchwatzen ſie eben wie die gemeinen Buͤrger. §. 15. Kein Theologus, kein Philoſophus, und kein homo juſtusIngleichen citi- H h 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0265" n="245"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">ſtatus circa Miniſtros & Magiſtratus inferiores.</hi></fw><lb/> Allein hier iſt die Frage nicht, was der <hi rendition="#aq">princeps</hi> thun kan, und wird ihm<lb/> freylich niemand wehren, eine <hi rendition="#aq">charge</hi> zu geben, wem er will, ſondern<lb/> es kommt darauf an, <hi rendition="#aq">quid ſit prudens & bono publico conveniat.</hi> Man<lb/> darff nicht dencken, bey Hofe ſey es nicht ſo ſchlimm, als anderwaͤrts.<lb/> Aeuſſerlich machen ſie freylich einander groſſe <hi rendition="#aq">compliment</hi>en, aber wenn<lb/> ſie von einander ſind, und haben Gelegenheit zu ſchwatzen, ſo ſchwatzen<lb/> ſie eben wie die gemeinen Buͤrger.</p><lb/> <p>§. 15. Kein <hi rendition="#aq">Theologus,</hi> kein <hi rendition="#aq">Philoſophus,</hi> und kein <hi rendition="#aq">homo juſtus</hi><note place="right">Ingleichen<lb/> von Verkauf-<lb/> fung der Aem-<lb/> ter.</note><lb/> wird <hi rendition="#aq">approbi</hi>ren, daß man die Aemter verkaufft. Wenn es Guͤther,<lb/> die kan man wohl verpachten, davon <hi rendition="#aq">ſequenti ſectione</hi> wird gehandelt<lb/> werden. Aber bey Aemtern gehet es nicht an. Vor dieſen iſt es auch<lb/><hi rendition="#aq">in auditum</hi> geweſen, aber die Frantzoſen haben es aufgebracht, und zwar<lb/> nicht eher, als unter <hi rendition="#aq">Franciſco I. Granvella,</hi> ſo unter <hi rendition="#aq">Henrico III.</hi> der<lb/> ein <hi rendition="#aq">nepos Franciſci I.</hi> war gelebet, hat auch ſehr hierwieder <hi rendition="#aq">perori</hi>ret, <hi rendition="#aq">in<lb/> conſpectu totius Galliæ,</hi> welches man bey uns nicht wuͤrde ſo <hi rendition="#aq">paſſi</hi>ren<lb/> laſſen. Wenn man von <hi rendition="#aq">Franciſco I.</hi> hoͤret, ſo iſt ſchon eine groſſe <hi rendition="#aq">præ-<lb/> ſumtion,</hi> daß es was <hi rendition="#aq">irregulai</hi>res. <hi rendition="#aq">Franciſcus I.</hi> war in groſſer Noth,<lb/> wenn wir aber in hoͤchſten Noͤthen ſeyn, und wiſſen nicht, wo aus noch<lb/> ein, ſo fallen die natuͤrlichen Menſchen auf allerhand wunderliche Din-<lb/> ge, wie der ungerechte Haußhalter. Ein Loch macht man zu, und das<lb/> andere wieder auf. Die <hi rendition="#aq">neceſſitas</hi> macht, daß wir <hi rendition="#aq">excuſi</hi>ret werden.<lb/> Weil aber eine Noth da und alſo eine <hi rendition="#aq">exception</hi> gemacht wird, ſo darff<lb/> man aus der <hi rendition="#aq">exception</hi> keine Regul machen, welches aber doch geſchehen<lb/> iſt. <hi rendition="#aq">Henricus IV.</hi> hat den Fehler geſehen, und es einiger maſſen <hi rendition="#aq">tem-<lb/> peri</hi>ret. Denn <hi rendition="#aq">Franciſcus I.</hi> hat erlaubet, daß wenn einer einmahl ein<lb/> Amt gekaufft, er koͤnnte ſolches wieder verkauffen, und damit <hi rendition="#aq">marchan-<lb/> di</hi>ren. Daher hat <hi rendition="#aq">Henricus IV.</hi> ein <hi rendition="#aq">edict publici</hi>ret, worinnen er befoh-<lb/> len, daß, ob zwar die Verkauffung nicht gaͤntzlich ſollte abgeſchaffet wer-<lb/> den, ſo wollte er doch ein <hi rendition="#aq">choix</hi> ſich vorbehalten haben, und diejenigen<lb/> wieder abſetzen, ſo ein Amt gekauffet, und nicht dazu tuͤchtig, doch ſoll<lb/> ihnen ihr Geld wieder gegeben; denn das waͤre nichts geweſen, wenn<lb/> er ſie wollen abſetzen, und doch das Geld behalten, ſagt man, weil ſie<lb/> nicht <hi rendition="#aq">capable</hi> geweſen, haͤtten ſie die Bedienung nicht ſollen annehmen,<lb/> ſo iſt das nicht <hi rendition="#aq">ſufficient.</hi> Die Menſchen dencken, ſie ſind <hi rendition="#aq">apti,</hi> und<lb/> meynen, es wuͤrde ſich ſchon nach und nach geben. Die Teutſchen ſind<lb/> Affen vor denen Frantzoſen, und iſt es auch von denſelben nach Teutſch-<lb/> land kommen. <hi rendition="#aq">Dicis:</hi> Was haben denn die Frantzoſen zu ihrer <hi rendition="#aq">defen-<lb/> ſion? Reſpond.</hi> Sie ſagen: Wenn eine Stelle <hi rendition="#aq">vacant</hi> iſt, ſo wuͤrden ei-<lb/> nige <hi rendition="#aq">choiſi</hi>rt, welche zu der <hi rendition="#aq">charge capable,</hi> und dieſe koͤnnten darauf <hi rendition="#aq">li-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">citi-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0265]
ſtatus circa Miniſtros & Magiſtratus inferiores.
Allein hier iſt die Frage nicht, was der princeps thun kan, und wird ihm
freylich niemand wehren, eine charge zu geben, wem er will, ſondern
es kommt darauf an, quid ſit prudens & bono publico conveniat. Man
darff nicht dencken, bey Hofe ſey es nicht ſo ſchlimm, als anderwaͤrts.
Aeuſſerlich machen ſie freylich einander groſſe complimenten, aber wenn
ſie von einander ſind, und haben Gelegenheit zu ſchwatzen, ſo ſchwatzen
ſie eben wie die gemeinen Buͤrger.
§. 15. Kein Theologus, kein Philoſophus, und kein homo juſtus
wird approbiren, daß man die Aemter verkaufft. Wenn es Guͤther,
die kan man wohl verpachten, davon ſequenti ſectione wird gehandelt
werden. Aber bey Aemtern gehet es nicht an. Vor dieſen iſt es auch
in auditum geweſen, aber die Frantzoſen haben es aufgebracht, und zwar
nicht eher, als unter Franciſco I. Granvella, ſo unter Henrico III. der
ein nepos Franciſci I. war gelebet, hat auch ſehr hierwieder peroriret, in
conſpectu totius Galliæ, welches man bey uns nicht wuͤrde ſo paſſiren
laſſen. Wenn man von Franciſco I. hoͤret, ſo iſt ſchon eine groſſe præ-
ſumtion, daß es was irregulaires. Franciſcus I. war in groſſer Noth,
wenn wir aber in hoͤchſten Noͤthen ſeyn, und wiſſen nicht, wo aus noch
ein, ſo fallen die natuͤrlichen Menſchen auf allerhand wunderliche Din-
ge, wie der ungerechte Haußhalter. Ein Loch macht man zu, und das
andere wieder auf. Die neceſſitas macht, daß wir excuſiret werden.
Weil aber eine Noth da und alſo eine exception gemacht wird, ſo darff
man aus der exception keine Regul machen, welches aber doch geſchehen
iſt. Henricus IV. hat den Fehler geſehen, und es einiger maſſen tem-
periret. Denn Franciſcus I. hat erlaubet, daß wenn einer einmahl ein
Amt gekaufft, er koͤnnte ſolches wieder verkauffen, und damit marchan-
diren. Daher hat Henricus IV. ein edict publiciret, worinnen er befoh-
len, daß, ob zwar die Verkauffung nicht gaͤntzlich ſollte abgeſchaffet wer-
den, ſo wollte er doch ein choix ſich vorbehalten haben, und diejenigen
wieder abſetzen, ſo ein Amt gekauffet, und nicht dazu tuͤchtig, doch ſoll
ihnen ihr Geld wieder gegeben; denn das waͤre nichts geweſen, wenn
er ſie wollen abſetzen, und doch das Geld behalten, ſagt man, weil ſie
nicht capable geweſen, haͤtten ſie die Bedienung nicht ſollen annehmen,
ſo iſt das nicht ſufficient. Die Menſchen dencken, ſie ſind apti, und
meynen, es wuͤrde ſich ſchon nach und nach geben. Die Teutſchen ſind
Affen vor denen Frantzoſen, und iſt es auch von denſelben nach Teutſch-
land kommen. Dicis: Was haben denn die Frantzoſen zu ihrer defen-
ſion? Reſpond. Sie ſagen: Wenn eine Stelle vacant iſt, ſo wuͤrden ei-
nige choiſirt, welche zu der charge capable, und dieſe koͤnnten darauf li-
citi-
Ingleichen
von Verkauf-
fung der Aem-
ter.
H h 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |