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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa poenas & praemia.
hat. Ist ein Princeps da, so stecket in Principe die respublica. Sol-
chem nach restringiret man das Wort: meritum. Wenn einer ein from-
mer Mann, so saget man, er hat merita virtutis, religionis, sanctitatis,
welches aber hier nicht kan regardiret werden, obgleich einen jeden der-
gleichen angewünschet wird. Hier muß man diejenigen merita belohnen,
welche der Republic einen augenscheinlichen Nutzen bringen, wodurch
sie Ehre erlanget, oder sonst ihren Zweck erreichet, den man sich in re-
genda civitate
vorgesetzet. Man wird leicht begreiffen, daß der Princeps
einen grossen Fehler begehet, wenn er Leute belohnet, so keine merita ha-
ben, nicht anders, als wie absurd gehandelt wird, wenn solchen Leuten
statüen gesetzet werden, die homines objecti und sordidi. Wenn poenae
zur execution sollen gebracht werden, so muß es der Princeps andern
committiren, aber praemia muß er selbst austheilen, weil er sich dadurch
bey allen Liebe zu wege bringet, nur muß es bey hominibus bene meritis
geschehen. Wenn nun aber gesagt wird, ein Princeps solle bene meritos
recompensi
ren, wodurch die Leute invitiret werden ad plus faciendum,
so kömmt es darauf an, wie es solle eingerichtet werden? Respond. daß
dem publico nichts abgehet; so ist es am besten. Daher ist es sehr
nützlich, denen Leuten in Kopf zu bringen, daß das ein wahrhafftiger
recompens, si quis a principe honore afficiatur, & a ceteris distinguatur.
Denn honores kosten dem Principi nichts, hergegen muß man ihnen bey-
bringen, Geld zu affectiren wäre was sordides. Der Princeps muß Leu-
te belohnen, so ein veritables point d'honneur haben, welches man keine
ambition nennen kan. Denn gloriam affectare licitis mediis gehet wohl
an. Unser HErr GOtt selbst allicirt per praemia nach dem ewigen Le-
ben zu trachten. Die Propheten haben das zukünfftige Leben admirable
beschrieben, und bisweilen sich ad captum des Menschen accommodiret,
wenn sie sagen, sie werden geträncket werden mit Wollust als mit ei-
nem Strohm. Alles, was in der Welt vortrefflich ist, wird mit dem
ewigen Leben verglichen, und dabey gesagt, das ewige Leben werde noch
viel besser seyn. Wenn ein gemeiner Kerl ein Ordens-Band siehet,
und fraget ihn, was er davon halte, so wird er sagen, ich lobe mir einen
braven Beutel mit Gelde. Denn er denckt, vor das Geld könne er sich
vieles anschaffen. Wenn auch so ein Kerl redet, so redet er von nichts
als von seinem Mist etc. Allein überall, wo eine kleine Republic gewe-
sen, als wie Sparta und Athen waren, da hat man grosse Belohnun-
gen denen Leuten gegeben, quando ipsorum bene merita sunt compensa-
ta
. Sie hatten laurum, Lorbeer-Cräntze. In der That, wenn man
bey uns die Gnaden-Creutze ansiehet, so hat man ja auch nichts als die

Ehre:

ſtatus circa pœnas & præmia.
hat. Iſt ein Princeps da, ſo ſtecket in Principe die respublica. Sol-
chem nach reſtringiret man das Wort: meritum. Wenn einer ein from-
mer Mann, ſo ſaget man, er hat merita virtutis, religionis, ſanctitatis,
welches aber hier nicht kan regardiret werden, obgleich einen jeden der-
gleichen angewuͤnſchet wird. Hier muß man diejenigen merita belohnen,
welche der Republic einen augenſcheinlichen Nutzen bringen, wodurch
ſie Ehre erlanget, oder ſonſt ihren Zweck erreichet, den man ſich in re-
genda civitate
vorgeſetzet. Man wird leicht begreiffen, daß der Princeps
einen groſſen Fehler begehet, wenn er Leute belohnet, ſo keine merita ha-
ben, nicht anders, als wie abſurd gehandelt wird, wenn ſolchen Leuten
ſtatüen geſetzet werden, die homines objecti und ſordidi. Wenn pœnæ
zur execution ſollen gebracht werden, ſo muß es der Princeps andern
committiren, aber præmia muß er ſelbſt austheilen, weil er ſich dadurch
bey allen Liebe zu wege bringet, nur muß es bey hominibus bene meritis
geſchehen. Wenn nun aber geſagt wird, ein Princeps ſolle bene meritos
recompenſi
ren, wodurch die Leute invitiret werden ad plus faciendum,
ſo koͤmmt es darauf an, wie es ſolle eingerichtet werden? Reſpond. daß
dem publico nichts abgehet; ſo iſt es am beſten. Daher iſt es ſehr
nuͤtzlich, denen Leuten in Kopf zu bringen, daß das ein wahrhafftiger
recompens, ſi quis a principe honore afficiatur, & a ceteris diſtinguatur.
Denn honores koſten dem Principi nichts, hergegen muß man ihnen bey-
bringen, Geld zu affectiren waͤre was ſordides. Der Princeps muß Leu-
te belohnen, ſo ein veritables point d’honneur haben, welches man keine
ambition nennen kan. Denn gloriam affectare licitis mediis gehet wohl
an. Unſer HErr GOtt ſelbſt allicirt per præmia nach dem ewigen Le-
ben zu trachten. Die Propheten haben das zukuͤnfftige Leben admirable
beſchrieben, und bisweilen ſich ad captum des Menſchen accommodiret,
wenn ſie ſagen, ſie werden getraͤncket werden mit Wolluſt als mit ei-
nem Strohm. Alles, was in der Welt vortrefflich iſt, wird mit dem
ewigen Leben verglichen, und dabey geſagt, das ewige Leben werde noch
viel beſſer ſeyn. Wenn ein gemeiner Kerl ein Ordens-Band ſiehet,
und fraget ihn, was er davon halte, ſo wird er ſagen, ich lobe mir einen
braven Beutel mit Gelde. Denn er denckt, vor das Geld koͤnne er ſich
vieles anſchaffen. Wenn auch ſo ein Kerl redet, ſo redet er von nichts
als von ſeinem Miſt ꝛc. Allein uͤberall, wo eine kleine Republic gewe-
ſen, als wie Sparta und Athen waren, da hat man groſſe Belohnun-
gen denen Leuten gegeben, quando ipſorum bene merita ſunt compenſa-
ta
. Sie hatten laurum, Lorbeer-Craͤntze. In der That, wenn man
bey uns die Gnaden-Creutze anſiehet, ſo hat man ja auch nichts als die

Ehre:
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[215/0235] ſtatus circa pœnas & præmia. hat. Iſt ein Princeps da, ſo ſtecket in Principe die respublica. Sol- chem nach reſtringiret man das Wort: meritum. Wenn einer ein from- mer Mann, ſo ſaget man, er hat merita virtutis, religionis, ſanctitatis, welches aber hier nicht kan regardiret werden, obgleich einen jeden der- gleichen angewuͤnſchet wird. Hier muß man diejenigen merita belohnen, welche der Republic einen augenſcheinlichen Nutzen bringen, wodurch ſie Ehre erlanget, oder ſonſt ihren Zweck erreichet, den man ſich in re- genda civitate vorgeſetzet. Man wird leicht begreiffen, daß der Princeps einen groſſen Fehler begehet, wenn er Leute belohnet, ſo keine merita ha- ben, nicht anders, als wie abſurd gehandelt wird, wenn ſolchen Leuten ſtatüen geſetzet werden, die homines objecti und ſordidi. Wenn pœnæ zur execution ſollen gebracht werden, ſo muß es der Princeps andern committiren, aber præmia muß er ſelbſt austheilen, weil er ſich dadurch bey allen Liebe zu wege bringet, nur muß es bey hominibus bene meritis geſchehen. Wenn nun aber geſagt wird, ein Princeps ſolle bene meritos recompenſiren, wodurch die Leute invitiret werden ad plus faciendum, ſo koͤmmt es darauf an, wie es ſolle eingerichtet werden? Reſpond. daß dem publico nichts abgehet; ſo iſt es am beſten. Daher iſt es ſehr nuͤtzlich, denen Leuten in Kopf zu bringen, daß das ein wahrhafftiger recompens, ſi quis a principe honore afficiatur, & a ceteris diſtinguatur. Denn honores koſten dem Principi nichts, hergegen muß man ihnen bey- bringen, Geld zu affectiren waͤre was ſordides. Der Princeps muß Leu- te belohnen, ſo ein veritables point d’honneur haben, welches man keine ambition nennen kan. Denn gloriam affectare licitis mediis gehet wohl an. Unſer HErr GOtt ſelbſt allicirt per præmia nach dem ewigen Le- ben zu trachten. Die Propheten haben das zukuͤnfftige Leben admirable beſchrieben, und bisweilen ſich ad captum des Menſchen accommodiret, wenn ſie ſagen, ſie werden getraͤncket werden mit Wolluſt als mit ei- nem Strohm. Alles, was in der Welt vortrefflich iſt, wird mit dem ewigen Leben verglichen, und dabey geſagt, das ewige Leben werde noch viel beſſer ſeyn. Wenn ein gemeiner Kerl ein Ordens-Band ſiehet, und fraget ihn, was er davon halte, ſo wird er ſagen, ich lobe mir einen braven Beutel mit Gelde. Denn er denckt, vor das Geld koͤnne er ſich vieles anſchaffen. Wenn auch ſo ein Kerl redet, ſo redet er von nichts als von ſeinem Miſt ꝛc. Allein uͤberall, wo eine kleine Republic gewe- ſen, als wie Sparta und Athen waren, da hat man groſſe Belohnun- gen denen Leuten gegeben, quando ipſorum bene merita ſunt compenſa- ta. Sie hatten laurum, Lorbeer-Craͤntze. In der That, wenn man bey uns die Gnaden-Creutze anſiehet, ſo hat man ja auch nichts als die Ehre:

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/235>, abgerufen am 21.11.2024.