Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. III. De Incommodis, Volck irritiret; Deßwegen hat man es auch nach seinem Tode geändert.Der König hat nun nicht mehr so viel zu sagen; Die Bauren sind wi- der die noblesse; und diese wider jene, das verursachet factiones, daher siehet es elend aus. Da in Franckreich die massacre de St. Barthelmy vorgegangen, fielen viele auf Monarchomachische principia. Franciscus Hottomannus schrieb deßwegen sein Franco Galliam. Stephanus Junius Brutus schrieb Vindicias contra Tyrannos. Dieses ist das Haupt-Buch, welches man in Franckreich sehr gefürchtet, weil man auch viele Vor- nehme in Verdacht gehabt, daß sie diesen principiis folgeten. Man hat in Franckreich ein grosses praemium darauf gesetzet, wenn jemand den Autorem von diesem Buch entdecken könte. Henricus III. hat gar nicht von diesem Buche hören können. Einige haben den Bezam, einen Hugenotten, vor den Autorem gehalten, andere aber den Mornaeum; allein beyde sind es nicht, sondern der wahre Autor ist Hubertus Lan- guettus, der beym Churfürsten in Sachsen, Augusto, Conseiller gewesen, und als Gesandter in Paris gewesen, eben da die massacre vorgegangen. Es ist in dem Buche in guter connexion raisonniret, und hat er aus der Schrifft gewiesen, daß Monarchie sein Lebtage GOtt nicht gefallen. Zugleich hat er auch Tyrannorum artes & scelera entdecket. Brutum hat er sich genennet, quia notum est, Brutum Tarquinium Superbum e ci- vitate Romana ejecisse. Man läst dieses Buch mehrentheils bey den Mac- chiavellum binden, ut contraria juxta se posita magis elucescant. Die mei- sten Reformirten Prediger in Franckreich sind Monarchomachi gewesen; daher als unter dem Louis XIV. das Edict zu Nantes removiret wurde, und alle Hugonotten aus Franckreich gejaget wurden, so hat man in En- geland keinen angenommen, er hat erst müssen die monarchomachischen principia abschwören. Hector Gottfried Masius hat dieses auch als ein argument in seinem interesse religionum gebrauchet wider die Hugenot- ten; Weil der König in Dännemarck willens hatte, solche aufzunch- men, welches aber verursachet, daß es nicht geschehen. Masius hat zwar einiger massen recht, aber man kan doch remedia gebrauchen, deßwegen ist er auch von dem Beckmann in Franckfurt refutiret worden, welcher gewiesen, daß man zu weit gienge, wenn man alle Reformatos über ei- nen Kamm scheeren wollte. Die Pfältzischen Prediger sind meistens monarchomachisch gewesen. Lambertus Danaeus hat deßwegen aus Hol- land müssen gehen, quia edidit sylvam aphorismorum politicorum, wor- innen viele monarchomachische principia. Hugo Donellus, ein Hugo- nott, welcher Professor zu Bourges, aber auch weg muste, und in Holland Professor zu Leyden wurde, muste ebenfalls von Leyden wieder weggehen, weil
Cap. III. De Incommodis, Volck irritiret; Deßwegen hat man es auch nach ſeinem Tode geaͤndert.Der Koͤnig hat nun nicht mehr ſo viel zu ſagen; Die Bauren ſind wi- der die nobleſſe; und dieſe wider jene, das verurſachet factiones, daher ſiehet es elend aus. Da in Franckreich die maſſacre de St. Barthelmy vorgegangen, fielen viele auf Monarchomachiſche principia. Franciſcus Hottomannus ſchrieb deßwegen ſein Franco Galliam. Stephanus Junius Brutus ſchrieb Vindicias contra Tyrannos. Dieſes iſt das Haupt-Buch, welches man in Franckreich ſehr gefuͤrchtet, weil man auch viele Vor- nehme in Verdacht gehabt, daß ſie dieſen principiis folgeten. Man hat in Franckreich ein groſſes præmium darauf geſetzet, wenn jemand den Autorem von dieſem Buch entdecken koͤnte. Henricus III. hat gar nicht von dieſem Buche hoͤren koͤnnen. Einige haben den Bezam, einen Hugenotten, vor den Autorem gehalten, andere aber den Mornæum; allein beyde ſind es nicht, ſondern der wahre Autor iſt Hubertus Lan- guettus, der beym Churfuͤrſten in Sachſen, Auguſto, Conſeiller geweſen, und als Geſandter in Paris geweſen, eben da die maſſacre vorgegangen. Es iſt in dem Buche in guter connexion raiſonniret, und hat er aus der Schrifft gewieſen, daß Monarchie ſein Lebtage GOtt nicht gefallen. Zugleich hat er auch Tyrannorum artes & ſcelera entdecket. Brutum hat er ſich genennet, quia notum eſt, Brutum Tarquinium Superbum e ci- vitate Romana ejeciſſe. Man laͤſt dieſes Buch mehrentheils bey den Mac- chiavellum binden, ut contraria juxta ſe poſita magis eluceſcant. Die mei- ſten Reformirten Prediger in Franckreich ſind Monarchomachi geweſen; daher als unter dem Louis XIV. das Edict zu Nantes removiret wurde, und alle Hugonotten aus Franckreich gejaget wurden, ſo hat man in En- geland keinen angenommen, er hat erſt muͤſſen die monarchomachiſchen principia abſchwoͤren. Hector Gottfried Maſius hat dieſes auch als ein argument in ſeinem intereſſe religionum gebrauchet wider die Hugenot- ten; Weil der Koͤnig in Daͤnnemarck willens hatte, ſolche aufzunch- men, welches aber verurſachet, daß es nicht geſchehen. Maſius hat zwar einiger maſſen recht, aber man kan doch remedia gebrauchen, deßwegen iſt er auch von dem Beckmann in Franckfurt refutiret worden, welcher gewieſen, daß man zu weit gienge, wenn man alle Reformatos uͤber ei- nen Kamm ſcheeren wollte. Die Pfaͤltziſchen Prediger ſind meiſtens monarchomachiſch geweſen. Lambertus Danæus hat deßwegen aus Hol- land muͤſſen gehen, quia edidit ſylvam aphorismorum politicorum, wor- innen viele monarchomachiſche principia. Hugo Donellus, ein Hugo- nott, welcher Profeſſor zu Bourges, aber auch weg muſte, und in Holland Profeſſor zu Leyden wurde, muſte ebenfalls von Leyden wieder weggehen, weil
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Der Koͤnig hat nun nicht mehr ſo viel zu ſagen; Die Bauren ſind wi-
der die nobleſſe; und dieſe wider jene, das verurſachet factiones, daher
ſiehet es elend aus. Da in Franckreich die maſſacre de St. Barthelmy
vorgegangen, fielen viele auf Monarchomachiſche principia. Franciſcus
Hottomannus ſchrieb deßwegen ſein Franco Galliam. Stephanus Junius
Brutus ſchrieb Vindicias contra Tyrannos. Dieſes iſt das Haupt-Buch,
welches man in Franckreich ſehr gefuͤrchtet, weil man auch viele Vor-
nehme in Verdacht gehabt, daß ſie dieſen principiis folgeten. Man
hat in Franckreich ein groſſes præmium darauf geſetzet, wenn jemand
den Autorem von dieſem Buch entdecken koͤnte. Henricus III. hat gar
nicht von dieſem Buche hoͤren koͤnnen. Einige haben den Bezam, einen
Hugenotten, vor den Autorem gehalten, andere aber den Mornæum;
allein beyde ſind es nicht, ſondern der wahre Autor iſt Hubertus Lan-
guettus, der beym Churfuͤrſten in Sachſen, Auguſto, Conſeiller geweſen,
und als Geſandter in Paris geweſen, eben da die maſſacre vorgegangen.
Es iſt in dem Buche in guter connexion raiſonniret, und hat er aus der
Schrifft gewieſen, daß Monarchie ſein Lebtage GOtt nicht gefallen.
Zugleich hat er auch Tyrannorum artes & ſcelera entdecket. Brutum hat
er ſich genennet, quia notum eſt, Brutum Tarquinium Superbum e ci-
vitate Romana ejeciſſe. Man laͤſt dieſes Buch mehrentheils bey den Mac-
chiavellum binden, ut contraria juxta ſe poſita magis eluceſcant. Die mei-
ſten Reformirten Prediger in Franckreich ſind Monarchomachi geweſen;
daher als unter dem Louis XIV. das Edict zu Nantes removiret wurde,
und alle Hugonotten aus Franckreich gejaget wurden, ſo hat man in En-
geland keinen angenommen, er hat erſt muͤſſen die monarchomachiſchen
principia abſchwoͤren. Hector Gottfried Maſius hat dieſes auch als ein
argument in ſeinem intereſſe religionum gebrauchet wider die Hugenot-
ten; Weil der Koͤnig in Daͤnnemarck willens hatte, ſolche aufzunch-
men, welches aber verurſachet, daß es nicht geſchehen. Maſius hat zwar
einiger maſſen recht, aber man kan doch remedia gebrauchen, deßwegen
iſt er auch von dem Beckmann in Franckfurt refutiret worden, welcher
gewieſen, daß man zu weit gienge, wenn man alle Reformatos uͤber ei-
nen Kamm ſcheeren wollte. Die Pfaͤltziſchen Prediger ſind meiſtens
monarchomachiſch geweſen. Lambertus Danæus hat deßwegen aus Hol-
land muͤſſen gehen, quia edidit ſylvam aphorismorum politicorum, wor-
innen viele monarchomachiſche principia. Hugo Donellus, ein Hugo-
nott, welcher Profeſſor zu Bourges, aber auch weg muſte, und in Holland
Profeſſor zu Leyden wurde, muſte ebenfalls von Leyden wieder weggehen,
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