Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. III. De Incommodis, kauffen, da sein Bildniß in Holtzschnitt vorstehet. Scribebat elegantissi-me zu seiner Zeit: Denn Florentz ist bis auf diese Stunde noch berühmt, daß man das beste Italiänisch da spricht: Latein konte Macchiavellus nicht viel, aber er konte doch alles verstehen. Vor sich schrieb er nur nicht viel Lateinisch. Conring sagt: Ehe ich habe den Macchiavellum gelesen, so habe ich gemeynet, es müsse ein Teuffels-Buch seyn; wie ich ihn aber angesehen, so habe ich freylich viel böses darinnen gefunden, aber es kommt solches nicht vom Macchiavello, sondern er hat die principes be- schrieben, wie sie seyn, und ihre artes entdecket, wie er sie gefunden. Die artes selbst stehen aber alle im Aristotele. Cardanus, dessen opera man in 20. Folianten hat, hat auch arcana Dominationis geschrieben, wie der Crousaz von Auferziehung der Kinder. Er hat auch veram viam mit einfliessen lassen, in denen objectionibus. Innoc. Gentilletus, ein Italiä- ner, welcher drey Bücher wider den Macchiavellum geschrieben, gestehet endlich selbst, er wollte wetten, es sollte kein flagitium dominationis in dem Macchiavello vorkommen, welches er nicht wollte schon in dem Ju- risten Bartolo finden. Dieses hat sonderlich den Macchiavellum ver- dächtig gemacht, daß er es so setzet, als wenn es der princeps thun sollte; ob er es aber bey der vera opinione allezeit getroffen, hat Conring fleißig untersuchet. Quaer. Warum hat Macchiavellus nicht das voraus gesetzet, wie es seyn sollte, und hernach gewiesen, wie man von der Wahrheit abgienge. Resp. Damahls waren viele gottlose Fürsten, daher hat er es mit Fleiß so geschrieben, damit es die Fürsten desto eher lesen möchten, in denen objectionibus giebt er ihnen viam veram zu verstehen. Metho- dus est arbitria. Er hat also nur die Ordnung geändert. Amelot in seiner gelehrten Praefation vor den Macchiavellum hat auch gemeynet: An- fangs habe er den Macchiavellum vor sehr schlimm gehalten, da er ihn aber recht consideriret, sey er auf andere Gedancken kommen. Der Jesuit Possevinus, welcher den Macchiavellum nicht gelesen, und nur von ihm gehöret, hat doch verursachet, daß das Buch die Inquisition lassen von dem Hencker verbrennen. Gentilletus hat denen meisten Leuten eine wunderliche Meynung von ihm in Kopff gesetzet, welchen auch der Posse- vinus gelesen, und weil er gesehen, daß derselbe 3. Bücher geschrieben wider den Macchiavellum, so hat er gemeynet, Macchiavellus habe auch 3. Bücher geschrieben, da es doch nur unus libellus. Dieser Possevinus war ein Staats-Mann, deßwegen seine Bücher zu lesen sind. Er lebte zu Zeiten des Fürsten Stephani Bathori, welcher König in Pohlen ward, und weil die Pohlen die Moscowiter wacker gepeitschet, so schickte der Czaar nach Rom, und wollte Catholisch werden, deßwegen ist dieser Jesuit
Cap. III. De Incommodis, kauffen, da ſein Bildniß in Holtzſchnitt vorſtehet. Scribebat elegantiſſi-me zu ſeiner Zeit: Denn Florentz iſt bis auf dieſe Stunde noch beruͤhmt, daß man das beſte Italiaͤniſch da ſpricht: Latein konte Macchiavellus nicht viel, aber er konte doch alles verſtehen. Vor ſich ſchrieb er nur nicht viel Lateiniſch. Conring ſagt: Ehe ich habe den Macchiavellum geleſen, ſo habe ich gemeynet, es muͤſſe ein Teuffels-Buch ſeyn; wie ich ihn aber angeſehen, ſo habe ich freylich viel boͤſes darinnen gefunden, aber es kommt ſolches nicht vom Macchiavello, ſondern er hat die principes be- ſchrieben, wie ſie ſeyn, und ihre artes entdecket, wie er ſie gefunden. Die artes ſelbſt ſtehen aber alle im Ariſtotele. Cardanus, deſſen opera man in 20. Folianten hat, hat auch arcana Dominationis geſchrieben, wie der Crouſaz von Auferziehung der Kinder. Er hat auch veram viam mit einflieſſen laſſen, in denen objectionibus. Innoc. Gentilletus, ein Italiaͤ- ner, welcher drey Buͤcher wider den Macchiavellum geſchrieben, geſtehet endlich ſelbſt, er wollte wetten, es ſollte kein flagitium dominationis in dem Macchiavello vorkommen, welches er nicht wollte ſchon in dem Ju- riſten Bartolo finden. Dieſes hat ſonderlich den Macchiavellum ver- daͤchtig gemacht, daß er es ſo ſetzet, als wenn es der princeps thun ſollte; ob er es aber bey der vera opinione allezeit getroffen, hat Conring fleißig unterſuchet. Quær. Warum hat Macchiavellus nicht das voraus geſetzet, wie es ſeyn ſollte, und hernach gewieſen, wie man von der Wahrheit abgienge. Reſp. Damahls waren viele gottloſe Fuͤrſten, daher hat er es mit Fleiß ſo geſchrieben, damit es die Fuͤrſten deſto eher leſen moͤchten, in denen objectionibus giebt er ihnen viam veram zu verſtehen. Metho- dus eſt arbitria. Er hat alſo nur die Ordnung geaͤndert. Amelot in ſeiner gelehrten Præfation vor den Macchiavellum hat auch gemeynet: An- fangs habe er den Macchiavellum vor ſehr ſchlimm gehalten, da er ihn aber recht conſideriret, ſey er auf andere Gedancken kommen. Der Jeſuit Poſſevinus, welcher den Macchiavellum nicht geleſen, und nur von ihm gehoͤret, hat doch verurſachet, daß das Buch die Inquiſition laſſen von dem Hencker verbrennen. Gentilletus hat denen meiſten Leuten eine wunderliche Meynung von ihm in Kopff geſetzet, welchen auch der Poſſe- vinus geleſen, und weil er geſehen, daß derſelbe 3. Buͤcher geſchrieben wider den Macchiavellum, ſo hat er gemeynet, Macchiavellus habe auch 3. Buͤcher geſchrieben, da es doch nur unus libellus. Dieſer Poſſevinus war ein Staats-Mann, deßwegen ſeine Buͤcher zu leſen ſind. Er lebte zu Zeiten des Fuͤrſten Stephani Bathori, welcher Koͤnig in Pohlen ward, und weil die Pohlen die Moſcowiter wacker gepeitſchet, ſo ſchickte der Czaar nach Rom, und wollte Catholiſch werden, deßwegen iſt dieſer Jeſuit
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me zu ſeiner Zeit: Denn Florentz iſt bis auf dieſe Stunde noch beruͤhmt,
daß man das beſte Italiaͤniſch da ſpricht: Latein konte Macchiavellus
nicht viel, aber er konte doch alles verſtehen. Vor ſich ſchrieb er nur
nicht viel Lateiniſch. Conring ſagt: Ehe ich habe den Macchiavellum
geleſen, ſo habe ich gemeynet, es muͤſſe ein Teuffels-Buch ſeyn; wie ich
ihn aber angeſehen, ſo habe ich freylich viel boͤſes darinnen gefunden, aber
es kommt ſolches nicht vom Macchiavello, ſondern er hat die principes be-
ſchrieben, wie ſie ſeyn, und ihre artes entdecket, wie er ſie gefunden.
Die artes ſelbſt ſtehen aber alle im Ariſtotele. Cardanus, deſſen opera
man in 20. Folianten hat, hat auch arcana Dominationis geſchrieben, wie
der Crouſaz von Auferziehung der Kinder. Er hat auch veram viam mit
einflieſſen laſſen, in denen objectionibus. Innoc. Gentilletus, ein Italiaͤ-
ner, welcher drey Buͤcher wider den Macchiavellum geſchrieben, geſtehet
endlich ſelbſt, er wollte wetten, es ſollte kein flagitium dominationis in
dem Macchiavello vorkommen, welches er nicht wollte ſchon in dem Ju-
riſten Bartolo finden. Dieſes hat ſonderlich den Macchiavellum ver-
daͤchtig gemacht, daß er es ſo ſetzet, als wenn es der princeps thun ſollte;
ob er es aber bey der vera opinione allezeit getroffen, hat Conring fleißig
unterſuchet. Quær. Warum hat Macchiavellus nicht das voraus geſetzet,
wie es ſeyn ſollte, und hernach gewieſen, wie man von der Wahrheit
abgienge. Reſp. Damahls waren viele gottloſe Fuͤrſten, daher hat er
es mit Fleiß ſo geſchrieben, damit es die Fuͤrſten deſto eher leſen moͤchten,
in denen objectionibus giebt er ihnen viam veram zu verſtehen. Metho-
dus eſt arbitria. Er hat alſo nur die Ordnung geaͤndert. Amelot in
ſeiner gelehrten Præfation vor den Macchiavellum hat auch gemeynet: An-
fangs habe er den Macchiavellum vor ſehr ſchlimm gehalten, da er ihn
aber recht conſideriret, ſey er auf andere Gedancken kommen. Der
Jeſuit Poſſevinus, welcher den Macchiavellum nicht geleſen, und nur von
ihm gehoͤret, hat doch verurſachet, daß das Buch die Inquiſition laſſen
von dem Hencker verbrennen. Gentilletus hat denen meiſten Leuten eine
wunderliche Meynung von ihm in Kopff geſetzet, welchen auch der Poſſe-
vinus geleſen, und weil er geſehen, daß derſelbe 3. Buͤcher geſchrieben
wider den Macchiavellum, ſo hat er gemeynet, Macchiavellus habe auch
3. Buͤcher geſchrieben, da es doch nur unus libellus. Dieſer Poſſevinus
war ein Staats-Mann, deßwegen ſeine Buͤcher zu leſen ſind. Er lebte
zu Zeiten des Fuͤrſten Stephani Bathori, welcher Koͤnig in Pohlen ward,
und weil die Pohlen die Moſcowiter wacker gepeitſchet, ſo ſchickte der
Czaar nach Rom, und wollte Catholiſch werden, deßwegen iſt dieſer
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