Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.und dem ursprünglichen Erwerbe. Ufer und Küsten gehören offenbar zum Lande eines Volksund machen einen Theil desselben aus, müssen daher auch zum Eigenthum desienigen gehören, der das Gan- ze besitzt: Von dem im Nothfall ieder andern Nazion erlaubten Gebrauche desselben kan keine algemeine Regel genommen werden. Ueberhaupt scheinen die römischen Rechtslehrer, bey Behauptung einer Gemeinschaft der Meere und Küsten, mehr auf die innern Staatsverhält- nisse, als auf die Nazionen Rücksicht genommen zu ha- ben, s. v. Cancrin a. a. O. 2. Abh. 1. Kap. §. 2. S. 102. c] Ueber die Art, wie dieser Besitz ergriffen und erhalten wird, ist man auch nicht einverstanden. Die Haupt er- fodernisse der Anstalten dabey sind, wie bey dem Lan- desbesitz, daß die Absicht der Zueignung daraus deut- lich erhelle, und daß die Ausschliessung anderer dadurch bewürkt werde. Defenditur, sagt Burgus in dominio maris Ligust. L. I. c. 17. ac retinetur maris impe- rium & possessio classe, bonaque disciplina ac dili- gentia; atque vbi ita angustum est mare, vt e terris navigantes ad parendum cogi possint, arces quoque sunt vtiles, quibus res Daniae ad fretum Oresundae & Turcarum Imperator in faucibus Hellesponti ad maritimum imperium exercendum vtuntur. Dage- gen wendet zwar Graswinckel ein: qui navigat mare, non possidet mare -- aliam occupationem, nisi quae formam rei mutet, non agnosco -- puta si projectis molibus occupatur aut aggeribus clauditur, aut deni- que sinus aliquis maris aut fretum occupatur. -- Quidsi ad exemplum privati praedii aliquis inferre velit, respectu provinciae alluens mare provinciae accedere possit: sed necesse erit vt similiter sepiatur quo mare clausum dici possit -- Verum admitti nullo modo potest id quod Burgus contendit: sicut priva- tus sepiendo mare suum facit, ita princeps mare clas- D 2
und dem urſpruͤnglichen Erwerbe. Ufer und Kuͤſten gehoͤren offenbar zum Lande eines Volksund machen einen Theil deſſelben aus, muͤſſen daher auch zum Eigenthum desienigen gehoͤren, der das Gan- ze beſitzt: Von dem im Nothfall ieder andern Nazion erlaubten Gebrauche deſſelben kan keine algemeine Regel genommen werden. Ueberhaupt ſcheinen die roͤmiſchen Rechtslehrer, bey Behauptung einer Gemeinſchaft der Meere und Kuͤſten, mehr auf die innern Staatsverhaͤlt- niſſe, als auf die Nazionen Ruͤckſicht genommen zu ha- ben, ſ. v. Cancrin a. a. O. 2. Abh. 1. Kap. §. 2. S. 102. c] Ueber die Art, wie dieſer Beſitz ergriffen und erhalten wird, iſt man auch nicht einverſtanden. Die Haupt er- foderniſſe der Anſtalten dabey ſind, wie bey dem Lan- desbeſitz, daß die Abſicht der Zueignung daraus deut- lich erhelle, und daß die Ausſchlieſſung anderer dadurch bewuͤrkt werde. Defenditur, ſagt Burgus in dominio maris Liguſt. L. I. c. 17. ac retinetur maris impe- rium & poſſeſſio claſſe, bonaque diſciplina ac dili- gentia; atque vbi ita anguſtum eſt mare, vt e terris navigantes ad parendum cogi poſſint, arces quoque ſunt vtiles, quibus res Daniae ad fretum Oreſundae & Turcarum Imperator in faucibus Hellesponti ad maritimum imperium exercendum vtuntur. Dage- gen wendet zwar Graswinckel ein: qui navigat mare, non poſſidet mare — aliam occupationem, niſi quae formam rei mutet, non agnosco — puta ſi projectis molibus occupatur aut aggeribus clauditur, aut deni- que ſinus aliquis maris aut fretum occupatur. — Quidſi ad exemplum privati praedii aliquis inferre velit, reſpectu provinciae alluens mare provinciae accedere poſſit: ſed neceſſe erit vt ſimiliter ſepiatur quo mare clauſum dici poſſit — Verum admitti nullo modo poteſt id quod Burgus contendit: ſicut priva- tus ſepiendo mare ſuum facit, ita princeps mare claſ- D 2
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und dem urſpruͤnglichen Erwerbe.
b]
Ufer und Kuͤſten gehoͤren offenbar zum Lande eines Volks
und machen einen Theil deſſelben aus, muͤſſen daher
auch zum Eigenthum desienigen gehoͤren, der das Gan-
ze beſitzt: Von dem im Nothfall ieder andern Nazion
erlaubten Gebrauche deſſelben kan keine algemeine Regel
genommen werden. Ueberhaupt ſcheinen die roͤmiſchen
Rechtslehrer, bey Behauptung einer Gemeinſchaft der
Meere und Kuͤſten, mehr auf die innern Staatsverhaͤlt-
niſſe, als auf die Nazionen Ruͤckſicht genommen zu ha-
ben, ſ. v. Cancrin a. a. O. 2. Abh. 1. Kap. §. 2.
S. 102.
c] Ueber die Art, wie dieſer Beſitz ergriffen und erhalten
wird, iſt man auch nicht einverſtanden. Die Haupt er-
foderniſſe der Anſtalten dabey ſind, wie bey dem Lan-
desbeſitz, daß die Abſicht der Zueignung daraus deut-
lich erhelle, und daß die Ausſchlieſſung anderer dadurch
bewuͤrkt werde. Defenditur, ſagt Burgus in dominio
maris Liguſt. L. I. c. 17. ac retinetur maris impe-
rium & poſſeſſio claſſe, bonaque diſciplina ac dili-
gentia; atque vbi ita anguſtum eſt mare, vt e terris
navigantes ad parendum cogi poſſint, arces quoque
ſunt vtiles, quibus res Daniae ad fretum Oreſundae
& Turcarum Imperator in faucibus Hellesponti ad
maritimum imperium exercendum vtuntur. Dage-
gen wendet zwar Graswinckel ein: qui navigat mare,
non poſſidet mare — aliam occupationem, niſi quae
formam rei mutet, non agnosco — puta ſi projectis
molibus occupatur aut aggeribus clauditur, aut deni-
que ſinus aliquis maris aut fretum occupatur. —
Quidſi ad exemplum privati praedii aliquis inferre
velit, reſpectu provinciae alluens mare provinciae
accedere poſſit: ſed neceſſe erit vt ſimiliter ſepiatur
quo mare clauſum dici poſſit — Verum admitti nullo
modo poteſt id quod Burgus contendit: ſicut priva-
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