Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.Von den geselschaftlichen Verbindungen schen Reiche, nachdem dasselbige an die Teutschen gelangt,wieder abgerissen worden, und in die Souverainetät getre- ten; so haben doch die römischen Päpste in selbigen ihre geistliche Oberherschaft vor wie nach behalten, welche zu handhaben, und vertheitigen zu helfen der Kaiser in Kraft seiner Advocatias in ecclesiam Romanam schul- dig und befugt ist, daß daher die Wirkung dieser kaiser- lichen Obervoigtey, sich in alle dieienige Lande erstrecket, welche des römischen Stuhls geistliche Oberherschaft erken- nen, ob sie gleich sonsten in temporalibus mit dem Teut- schen Kaiser nichts zu thun haben. Da es aber dermalen mit der päpstlichen Oberherschaft sehr mislich aussieht, so stehen auch diese kaiserlichen Gerechtsame auf sehr seichten Gründen. Ueberhaupt ist, wie der Herr geheime Justitz- rath Pütter [am ang. O. c. VII. §. 59. p. 95. erinnert, der besondere Schutz des katholischen Reichstheils in Teutschland nicht mit der Advokatie der römischen Kirche und der ganzen Christenheit zu vermischen. Man vergl. auch D. C. G. Bieners obenangeführte Abhandlung von der kaiserlichen Advocatie etc. *] Die vorzüglichsten Schriften über diese Materie sind: 1] Henr. Cocceji diss. de dominio seu imperio orbis ad leg. 9. p. de lege Rhodia. Francof. 1711. 4. 2] Jo. Schuback von dem Ansehn des Kaisers bey auswär- tigen Reichen in mittlern Zeiten; in den Hannöver. gel. Anz. v. 1750. S. 105-107. und in A. F. Schotts iurist. Wochenblatte I. Jahrg. S. 817-824. 3] Io. Steph. Pütteri Specimen Jur. Publ. et Gentium Medii aevi de instauratione Imperii Romani sub Carolo M. et Ottone M. facta ejusq. effectibus Goetting. 1784. 8. besonders cap. XI. Aus dieser fürtreflichen Abhandlung habe ich diesen §. gröstentheils nur ausgezogen. **] Einigen Lesern werden die in den vorhergehenden beiden §. §. befindlichen Allegaten und Ausschweifungen in die mit- lere Geschichte vielleicht nicht unangenehm seyn. Dieienigen Von den geſelſchaftlichen Verbindungen ſchen Reiche, nachdem daſſelbige an die Teutſchen gelangt,wieder abgeriſſen worden, und in die Souverainetaͤt getre- ten; ſo haben doch die roͤmiſchen Paͤpſte in ſelbigen ihre geiſtliche Oberherſchaft vor wie nach behalten, welche zu handhaben, und vertheitigen zu helfen der Kaiſer in Kraft ſeiner Advocatias in eccleſiam Romanam ſchul- dig und befugt iſt, daß daher die Wirkung dieſer kaiſer- lichen Obervoigtey, ſich in alle dieienige Lande erſtrecket, welche des roͤmiſchen Stuhls geiſtliche Oberherſchaft erken- nen, ob ſie gleich ſonſten in temporalibus mit dem Teut- ſchen Kaiſer nichts zu thun haben. Da es aber dermalen mit der paͤpſtlichen Oberherſchaft ſehr mislich ausſieht, ſo ſtehen auch dieſe kaiſerlichen Gerechtſame auf ſehr ſeichten Gruͤnden. Ueberhaupt iſt, wie der Herr geheime Juſtitz- rath Puͤtter [am ang. O. c. VII. §. 59. p. 95. erinnert, der beſondere Schutz des katholiſchen Reichstheils in Teutſchland nicht mit der Advokatie der roͤmiſchen Kirche und der ganzen Chriſtenheit zu vermiſchen. Man vergl. auch D. C. G. Bieners obenangefuͤhrte Abhandlung von der kaiſerlichen Advocatie ꝛc. *] Die vorzuͤglichſten Schriften uͤber dieſe Materie ſind: 1] Henr. Cocceji diſs. de dominio ſeu imperio orbis ad leg. 9. π. de lege Rhodia. Francof. 1711. 4. 2] Jo. Schuback von dem Anſehn des Kaiſers bey auswaͤr- tigen Reichen in mittlern Zeiten; in den Hannoͤver. gel. Anz. v. 1750. S. 105-107. und in A. F. Schotts iuriſt. Wochenblatte I. Jahrg. S. 817-824. 3] Io. Steph. Pütteri Specimen Jur. Publ. et Gentium Medii aevi de inſtauratione Imperii Romani ſub Carolo M. et Ottone M. facta ejusq. effectibus Goetting. 1784. 8. beſonders cap. XI. Aus dieſer fuͤrtreflichen Abhandlung habe ich dieſen §. groͤſtentheils nur ausgezogen. **] Einigen Leſern werden die in den vorhergehenden beiden §. §. befindlichen Allegaten und Ausſchweifungen in die mit- lere Geſchichte vielleicht nicht unangenehm ſeyn. 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Von den geſelſchaftlichen Verbindungen
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geiſtliche Oberherſchaft vor wie nach behalten, welche zu
handhaben, und vertheitigen zu helfen der Kaiſer in
Kraft ſeiner Advocatias in eccleſiam Romanam ſchul-
dig und befugt iſt, daß daher die Wirkung dieſer kaiſer-
lichen Obervoigtey, ſich in alle dieienige Lande erſtrecket,
welche des roͤmiſchen Stuhls geiſtliche Oberherſchaft erken-
nen, ob ſie gleich ſonſten in temporalibus mit dem Teut-
ſchen Kaiſer nichts zu thun haben. Da es aber dermalen
mit der paͤpſtlichen Oberherſchaft ſehr mislich ausſieht,
ſo ſtehen auch dieſe kaiſerlichen Gerechtſame auf ſehr ſeichten
Gruͤnden. Ueberhaupt iſt, wie der Herr geheime Juſtitz-
rath Puͤtter [am ang. O. c. VII. §. 59. p. 95. erinnert,
der beſondere Schutz des katholiſchen Reichstheils in
Teutſchland nicht mit der Advokatie der roͤmiſchen Kirche
und der ganzen Chriſtenheit zu vermiſchen. Man vergl.
auch D. C. G. Bieners obenangefuͤhrte Abhandlung von
der kaiſerlichen Advocatie ꝛc.
*] Die vorzuͤglichſten Schriften uͤber dieſe Materie ſind:
1] Henr. Cocceji diſs. de dominio ſeu imperio orbis ad
leg. 9. π. de lege Rhodia. Francof. 1711. 4.
2] Jo. Schuback von dem Anſehn des Kaiſers bey auswaͤr-
tigen Reichen in mittlern Zeiten; in den Hannoͤver. gel.
Anz. v. 1750. S. 105-107. und in A. F. Schotts iuriſt.
Wochenblatte I. Jahrg. S. 817-824.
3] Io. Steph. Pütteri Specimen Jur. Publ. et Gentium
Medii aevi de inſtauratione Imperii Romani ſub Carolo
M. et Ottone M. facta ejusq. effectibus Goetting. 1784.
8. beſonders cap. XI. Aus dieſer fuͤrtreflichen Abhandlung
habe ich dieſen §. groͤſtentheils nur ausgezogen.
**] Einigen Leſern werden die in den vorhergehenden beiden
§. §. befindlichen Allegaten und Ausſchweifungen in die mit-
lere Geſchichte vielleicht nicht unangenehm ſeyn. Dieienigen
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