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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von den souverainen Staaten überhaupt,
Friedensschlus auf selbige nicht füglich zu erstrecken ist.
Die iedoch gröstentheils im Besitz der Souverainetät sich
befinden.

*] Moser am angef. O. §. 13. S. 40. Versuch S. 18.

5] Dahin gehört besonders die Stadt Genf. Die-
se kleine Republik war, als eine freie Reichsstadt, wie
einige vorgeben, ehemals der Hoheit des teutschen Reichs
allerdings unterworfen, die auch noch Kaiser Karl V. zu
behaupten suchte. Sie muste iedoch öfters die Regierung
anderer Herrn, vorzüglich der Herzoge von Savoyen und
der Bischöfe zu Genf erkennen. Sie trat deshalb mit
einigen Schweitzer-Cantons im Bund, und vereitelte
nicht nur den Unteriochungsversuch Herzog Karl III. von
Savoyen im Jahre 1521, sondern entledigte sich auch
1533 der bischöflichen Gewalt, durch Annehmung der
reformirten Religion. Seit der Zeit soll Genf die Sou-
verainetät erlangt haben. Nachher begab die Stadt
1579 sich in französischen Schutz, erneuerte auch die
Bündnisse mit den Schweitzer-Cantons, besonders Zürch
und Bern öfters; weshalb sie itzt den zugewandten
Orten
beigezählt wird. Das Reich hat sich seiner An-
sprüche nun zwar freilich noch nicht begeben, indes befin-
det sie sich, wie Zech im europäischen Herold sagt, in
possessione vel quasi
der Souverainetät, und stehet da-
hin, ob sie nicht, gleich den schweitzerischen Cantons,
durch den westphälischen Frieden der Dependenz von des
Reichs Gerichtsbarkeit erlassen zu seyn vorgeben möchte?

*] Moser von Teutschland, 4. Kap. §. 25. S. 143. Bei-
träge in Friedenszeiten 1. B. 1. K. §. 10. S. 31.

6] Das Grosherzogthum Toscana. Dasselbe
machte ehemals einen Theil Hetruriens aus, und hatte
mit den übrigen italiänischen Staaten gleiches Schicksal.

Bey

Von den ſouverainen Staaten uͤberhaupt,
Friedensſchlus auf ſelbige nicht fuͤglich zu erſtrecken iſt.
Die iedoch groͤſtentheils im Beſitz der Souverainetaͤt ſich
befinden.

*] Moſer am angef. O. §. 13. S. 40. Verſuch S. 18.

5] Dahin gehoͤrt beſonders die Stadt Genf. Die-
ſe kleine Republik war, als eine freie Reichsſtadt, wie
einige vorgeben, ehemals der Hoheit des teutſchen Reichs
allerdings unterworfen, die auch noch Kaiſer Karl V. zu
behaupten ſuchte. Sie muſte iedoch oͤfters die Regierung
anderer Herrn, vorzuͤglich der Herzoge von Savoyen und
der Biſchoͤfe zu Genf erkennen. Sie trat deshalb mit
einigen Schweitzer-Cantons im Bund, und vereitelte
nicht nur den Unteriochungsverſuch Herzog Karl III. von
Savoyen im Jahre 1521, ſondern entledigte ſich auch
1533 der biſchoͤflichen Gewalt, durch Annehmung der
reformirten Religion. Seit der Zeit ſoll Genf die Sou-
verainetaͤt erlangt haben. Nachher begab die Stadt
1579 ſich in franzoͤſiſchen Schutz, erneuerte auch die
Buͤndniſſe mit den Schweitzer-Cantons, beſonders Zuͤrch
und Bern oͤfters; weshalb ſie itzt den zugewandten
Orten
beigezaͤhlt wird. Das Reich hat ſich ſeiner An-
ſpruͤche nun zwar freilich noch nicht begeben, indes befin-
det ſie ſich, wie Zech im europaͤiſchen Herold ſagt, in
posſeſſione vel quaſi
der Souverainetaͤt, und ſtehet da-
hin, ob ſie nicht, gleich den ſchweitzeriſchen Cantons,
durch den weſtphaͤliſchen Frieden der Dependenz von des
Reichs Gerichtsbarkeit erlaſſen zu ſeyn vorgeben moͤchte?

*] Moſer von Teutſchland, 4. Kap. §. 25. S. 143. Bei-
traͤge in Friedenszeiten 1. B. 1. K. §. 10. S. 31.

6] Das Grosherzogthum Toſcana. Daſſelbe
machte ehemals einen Theil Hetruriens aus, und hatte
mit den uͤbrigen italiaͤniſchen Staaten gleiches Schickſal.

Bey
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[114/0140] Von den ſouverainen Staaten uͤberhaupt, Friedensſchlus auf ſelbige nicht fuͤglich zu erſtrecken iſt. Die iedoch groͤſtentheils im Beſitz der Souverainetaͤt ſich befinden. *] Moſer am angef. O. §. 13. S. 40. Verſuch S. 18. 5] Dahin gehoͤrt beſonders die Stadt Genf. Die- ſe kleine Republik war, als eine freie Reichsſtadt, wie einige vorgeben, ehemals der Hoheit des teutſchen Reichs allerdings unterworfen, die auch noch Kaiſer Karl V. zu behaupten ſuchte. Sie muſte iedoch oͤfters die Regierung anderer Herrn, vorzuͤglich der Herzoge von Savoyen und der Biſchoͤfe zu Genf erkennen. Sie trat deshalb mit einigen Schweitzer-Cantons im Bund, und vereitelte nicht nur den Unteriochungsverſuch Herzog Karl III. von Savoyen im Jahre 1521, ſondern entledigte ſich auch 1533 der biſchoͤflichen Gewalt, durch Annehmung der reformirten Religion. Seit der Zeit ſoll Genf die Sou- verainetaͤt erlangt haben. Nachher begab die Stadt 1579 ſich in franzoͤſiſchen Schutz, erneuerte auch die Buͤndniſſe mit den Schweitzer-Cantons, beſonders Zuͤrch und Bern oͤfters; weshalb ſie itzt den zugewandten Orten beigezaͤhlt wird. Das Reich hat ſich ſeiner An- ſpruͤche nun zwar freilich noch nicht begeben, indes befin- det ſie ſich, wie Zech im europaͤiſchen Herold ſagt, in posſeſſione vel quaſi der Souverainetaͤt, und ſtehet da- hin, ob ſie nicht, gleich den ſchweitzeriſchen Cantons, durch den weſtphaͤliſchen Frieden der Dependenz von des Reichs Gerichtsbarkeit erlaſſen zu ſeyn vorgeben moͤchte? *] Moſer von Teutſchland, 4. Kap. §. 25. S. 143. Bei- traͤge in Friedenszeiten 1. B. 1. K. §. 10. S. 31. 6] Das Grosherzogthum Toſcana. Daſſelbe machte ehemals einen Theil Hetruriens aus, und hatte mit den uͤbrigen italiaͤniſchen Staaten gleiches Schickſal. Bey

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/140>, abgerufen am 22.11.2024.