Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.nur den einfältigen Layen (welche die Sachen aus der Historie nicht untersuchen können) ein Blendwerck vormache, denn die Gelehrten lassen sich nicht so betrügen, als denen gar wohl bekant ist / daß die persöhnliche Nachfolge derer Nachfolger Petri, (wovor man die Römischen Päbste ausgiebet,) gar sehr sey unterbrochen worden; theils durch die vielen Schismata (sonderlich das große von A. C. 1378. biß 1429. da so viele Jahre zwey Päbste gewesen, und eine Parthey die andere verdammet hat,) als auch durch viele Gottlose Päbste, welche rechte Monstra gewesen, und durch böse Particken auf Petri Stuhl gekommen, (sonderlich im 9. und 10. Sec. vid. Baronius ad A. C. 912.) NB. Dazumahl sind viele Päbste nicht concordi & canonica electione Cardinalium auf den Thron gekommen, und also sind sie (nach dem Ausspruch Nicolai II.) keine rechte Stadthalter Christi gewesen, die Petri Gewalt gehabt, andere Bischöffe und Geistliche zu setzen und zu ordiniren, woraus folget, daß zu solcher Zeit die gantze Clerisey im Pabstthum in Confusion gerathen / und ihre persönliche Succession unterbrochen worden ist. 36. Weil die Römische Kirche beständig läugnet, daß der Mensch Christus JEsus allgegenwärtig sey, da er doch solches ausdrücklich gesaget hat, Matth. 28, 20. (Siehe ich bin bey euch alle Tage biß an der Welt Ende,) und da die Papisten gleichwohl vorgeben, daß der Leib unsers Heylandes auf allen Altären in der gantzen Welt, wo Messe gehalten wird, gar sonderlich zugegen sey, und die Hostie nur den einfältigen Layen (welche die Sachen aus der Historie nicht untersuchen können) ein Blendwerck vormache, denn die Gelehrten lassen sich nicht so betrügen, als denen gar wohl bekant ist / daß die persöhnliche Nachfolge derer Nachfolger Petri, (wovor man die Römischen Päbste ausgiebet,) gar sehr sey unterbrochen worden; theils durch die vielen Schismata (sonderlich das große von A. C. 1378. biß 1429. da so viele Jahre zwey Päbste gewesen, und eine Parthey die andere verdammet hat,) als auch durch viele Gottlose Päbste, welche rechte Monstra gewesen, und durch böse Particken auf Petri Stuhl gekommen, (sonderlich im 9. und 10. Sec. vid. Baronius ad A. C. 912.) NB. Dazumahl sind viele Päbste nicht concordi & canonica electione Cardinalium auf den Thron gekommen, und also sind sie (nach dem Ausspruch Nicolai II.) keine rechte Stadthalter Christi gewesen, die Petri Gewalt gehabt, andere Bischöffe und Geistliche zu setzen und zu ordiniren, woraus folget, daß zu solcher Zeit die gantze Clerisey im Pabstthum in Confusion gerathen / und ihre persönliche Succession unterbrochen worden ist. 36. Weil die Römische Kirche beständig läugnet, daß der Mensch Christus JEsus allgegenwärtig sey, da er doch solches ausdrücklich gesaget hat, Matth. 28, 20. (Siehe ich bin bey euch alle Tage biß an der Welt Ende,) und da die Papisten gleichwohl vorgeben, daß der Leib unsers Heylandes auf allen Altären in der gantzen Welt, wo Messe gehalten wird, gar sonderlich zugegen sey, und die Hostie <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0131" n="131"/> nur den einfältigen Layen (welche die Sachen aus der Historie nicht untersuchen können) ein Blendwerck vormache, denn die Gelehrten lassen sich nicht so betrügen, als denen gar wohl bekant ist / daß die persöhnliche Nachfolge derer Nachfolger Petri, (wovor man die Römischen Päbste ausgiebet,) gar sehr sey unterbrochen worden; theils durch die vielen Schismata (sonderlich das große von A. C. 1378. biß 1429. da so viele Jahre zwey Päbste gewesen, und eine Parthey die andere verdammet hat,) als auch durch viele Gottlose Päbste, welche rechte Monstra gewesen, und durch böse Particken auf Petri Stuhl gekommen, (sonderlich im 9. und 10. Sec. vid. Baronius ad A. C. 912.)</p> <p>NB. Dazumahl sind viele Päbste nicht concordi & canonica electione Cardinalium auf den Thron gekommen, und also sind sie (nach dem Ausspruch Nicolai II.) keine rechte Stadthalter Christi gewesen, die Petri Gewalt gehabt, andere Bischöffe und Geistliche zu setzen und zu ordiniren, woraus folget, daß zu solcher Zeit die gantze Clerisey im Pabstthum in Confusion gerathen / und ihre persönliche Succession unterbrochen worden ist.</p> <p>36. Weil die Römische Kirche beständig läugnet, daß der Mensch Christus JEsus allgegenwärtig sey, da er doch solches ausdrücklich gesaget hat, Matth. 28, 20. (Siehe ich bin bey euch alle Tage biß an der Welt Ende,) und da die Papisten gleichwohl vorgeben, daß der Leib unsers Heylandes auf allen Altären in der gantzen Welt, wo Messe gehalten wird, gar sonderlich zugegen sey, und die Hostie </p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0131]
nur den einfältigen Layen (welche die Sachen aus der Historie nicht untersuchen können) ein Blendwerck vormache, denn die Gelehrten lassen sich nicht so betrügen, als denen gar wohl bekant ist / daß die persöhnliche Nachfolge derer Nachfolger Petri, (wovor man die Römischen Päbste ausgiebet,) gar sehr sey unterbrochen worden; theils durch die vielen Schismata (sonderlich das große von A. C. 1378. biß 1429. da so viele Jahre zwey Päbste gewesen, und eine Parthey die andere verdammet hat,) als auch durch viele Gottlose Päbste, welche rechte Monstra gewesen, und durch böse Particken auf Petri Stuhl gekommen, (sonderlich im 9. und 10. Sec. vid. Baronius ad A. C. 912.)
NB. Dazumahl sind viele Päbste nicht concordi & canonica electione Cardinalium auf den Thron gekommen, und also sind sie (nach dem Ausspruch Nicolai II.) keine rechte Stadthalter Christi gewesen, die Petri Gewalt gehabt, andere Bischöffe und Geistliche zu setzen und zu ordiniren, woraus folget, daß zu solcher Zeit die gantze Clerisey im Pabstthum in Confusion gerathen / und ihre persönliche Succession unterbrochen worden ist.
36. Weil die Römische Kirche beständig läugnet, daß der Mensch Christus JEsus allgegenwärtig sey, da er doch solches ausdrücklich gesaget hat, Matth. 28, 20. (Siehe ich bin bey euch alle Tage biß an der Welt Ende,) und da die Papisten gleichwohl vorgeben, daß der Leib unsers Heylandes auf allen Altären in der gantzen Welt, wo Messe gehalten wird, gar sonderlich zugegen sey, und die Hostie
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Zitationshilfe: | Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/131>, abgerufen am 16.02.2025. |