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Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.

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Erden das sichtbarliche Haupt der Kirche, ein unbetrüglicher Richter in Glaubens-Sachen und ein großer Monarch seyn solte, der sich dürffte auf einem großen Stuhl herum tragen lassen, oder prächtige Cavalcaden anstellen.

32. Weil der Pabst mit seiner gantzen Clerisen sich von dem Gehorsam und Unterthänigkeit gegen die weltliche Obrigkeit entzogen; da doch Paulus ausdrücklich schreibet: Jedweder (omnis anima) sey unterthan der Obrigkeit, Rom. 13, 1. worüber Chrysostomus also schreibet: (Homil. 23. in Epist. ad Rom. T. IV. p. 102. lit. A.) ostendit Apostolus, quod ista imperentur, omnibus & sacerdotibus & Monachis, non solum secularibus &c. Und Bernhardus Epist. 42. ad Archi-Episc. Senen. Si omnis anima debet esse subdita. Ergo & vestra. Quis vos excipit ab Universitate? Si quis tentat excipere, conatur decipere.

33. Weil die Römische Kirche den Ehestand vor einen unreinen Stand hält, in welchem die Geistlichen, welche immer mit heiligen Dingen umgiengen, nicht leben dörfften; da doch die allerheiligsten Leute, mit welchen Gott geredet hat, nemlich die H. Patriarchen und Propheten im Ehestande gelebet haben.

NB. Der Hohe-Priester selbst, ungeachtet er in das Allerheiligste hinein gehen muste, und GOtt durch das Urim und Thummim mit ihme redete, dorffte doch im Ehestande leben, nur daß er eine Jungfrau (und nicht eine Wittwe) heyrathen muste, Lev. 21, 13.

34. Weil die Römische Kirche alle diejenigen,

Erden das sichtbarliche Haupt der Kirche, ein unbetrüglicher Richter in Glaubens-Sachen und ein großer Monarch seyn solte, der sich dürffte auf einem großen Stuhl herum tragen lassen, oder prächtige Cavalcaden anstellen.

32. Weil der Pabst mit seiner gantzen Clerisen sich von dem Gehorsam und Unterthänigkeit gegen die weltliche Obrigkeit entzogen; da doch Paulus ausdrücklich schreibet: Jedweder (omnis anima) sey unterthan der Obrigkeit, Rom. 13, 1. worüber Chrysostomus also schreibet: (Homil. 23. in Epist. ad Rom. T. IV. p. 102. lit. A.) ostendit Apostolus, quod ista imperentur, omnibus & sacerdotibus & Monachis, non solum secularibus &c. Und Bernhardus Epist. 42. ad Archi-Episc. Senen. Si omnis anima debet esse subdita. Ergo & vestra. Quis vos excipit ab Universitate? Si quis tentat excipere, conatur decipere.

33. Weil die Römische Kirche den Ehestand vor einen unreinen Stand hält, in welchem die Geistlichen, welche immer mit heiligen Dingen umgiengen, nicht leben dörfften; da doch die allerheiligsten Leute, mit welchen Gott geredet hat, nemlich die H. Patriarchen und Propheten im Ehestande gelebet haben.

NB. Der Hohe-Priester selbst, ungeachtet er in das Allerheiligste hinein gehen muste, und GOtt durch das Urim und Thummim mit ihme redete, dorffte doch im Ehestande leben, nur daß er eine Jungfrau (und nicht eine Wittwe) heyrathen muste, Lev. 21, 13.

34. Weil die Römische Kirche alle diejenigen,

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        <p>NB. Der Hohe-Priester selbst, ungeachtet er in das Allerheiligste hinein gehen                      muste, und GOtt durch das Urim und Thummim mit ihme redete, dorffte doch im                      Ehestande leben, nur daß er eine Jungfrau (und nicht eine Wittwe) heyrathen                      muste, Lev. 21, 13.</p>
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[129/0129] Erden das sichtbarliche Haupt der Kirche, ein unbetrüglicher Richter in Glaubens-Sachen und ein großer Monarch seyn solte, der sich dürffte auf einem großen Stuhl herum tragen lassen, oder prächtige Cavalcaden anstellen. 32. Weil der Pabst mit seiner gantzen Clerisen sich von dem Gehorsam und Unterthänigkeit gegen die weltliche Obrigkeit entzogen; da doch Paulus ausdrücklich schreibet: Jedweder (omnis anima) sey unterthan der Obrigkeit, Rom. 13, 1. worüber Chrysostomus also schreibet: (Homil. 23. in Epist. ad Rom. T. IV. p. 102. lit. A.) ostendit Apostolus, quod ista imperentur, omnibus & sacerdotibus & Monachis, non solum secularibus &c. Und Bernhardus Epist. 42. ad Archi-Episc. Senen. Si omnis anima debet esse subdita. Ergo & vestra. Quis vos excipit ab Universitate? Si quis tentat excipere, conatur decipere. 33. Weil die Römische Kirche den Ehestand vor einen unreinen Stand hält, in welchem die Geistlichen, welche immer mit heiligen Dingen umgiengen, nicht leben dörfften; da doch die allerheiligsten Leute, mit welchen Gott geredet hat, nemlich die H. Patriarchen und Propheten im Ehestande gelebet haben. NB. Der Hohe-Priester selbst, ungeachtet er in das Allerheiligste hinein gehen muste, und GOtt durch das Urim und Thummim mit ihme redete, dorffte doch im Ehestande leben, nur daß er eine Jungfrau (und nicht eine Wittwe) heyrathen muste, Lev. 21, 13. 34. Weil die Römische Kirche alle diejenigen,

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Zitationshilfe: Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/129>, abgerufen am 03.05.2024.