Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite
PAPINIANUS.
Laetus. Ja/ wenn Jhr Nero nicht die Schnen gantz zer-
schlitzt.
Bassian. Auff den der Pöfel noch mit Schmach und höhnen
spitzt.
Laetus. Der Pöfel/ aber nicht die die den Stat erwegen.
Bassian. Er hat deß Brudern Tod offt zu beklagen pflegen.
45.
Laetus. Den Bruder besser/ denn sich selbst zu spät beklagt.
Bassian. Dort hatt' es Agrippin nur gar zu vil gewagt.
Laetus. Pflegt man nicht jeden Schluß anjtzt frech auß zu
schelten?
Bassian. Dennoch muß unser Schluß/ trotz dem es leid! stets
gelten.
Laetus. Jtzt gilt er/ weil mit Macht Jhm nicht zu wider
stehn.
50.
Bassian. Wer solt uns wol mit Macht entgegen können gehn?
Laetus. Der/ dem die Läger hold/ dem Rath und Volck ge-
schworen.
Bassian. Sie haben gegen uns noch Hold noch Pflicht verloren.
Laetus. Noch gegen Iulien, die vor Jhr Blut bemüht.
Bassian. Jn dem deß Vatern Stamm in frischen Zweygen
blüht.
55.
Laetus. Stamm/ Reich und Stab beruht auff dem der erst
geboren.
Bassian. Der Vater hat uns beyd' auff einen Thron erkoren.
Laetus. Als Vater/ ich gestehs/ nicht als ein Fürst der Welt.
Bassian. Wir thun was Vater/ Rom und Göttern wolgefällt.
Laetus. Ein Fürst muß Eltern zwar/ doch nur als Fürsten
ehren.
60.
Bassian. Was wird man von Sever, das nicht gantz Fürstlich/
hören?
Laetus. Das Er/ was man nicht kan zutheilen/ theilen hiß.
Bassian. Weil Läger/ Volck und Rath es jhm gefallen liß.
Laetus. Ja was wird Jhnen nicht (wil nur der Fürst) ge-
fallen!
Bassian. Sie speyn auff Fürsten offt stanck/ rasen/ gifft
und gallen.
Laetus.
B
PAPINIANUS.
Lætus. Ja/ wenn Jhr Nero nicht die Schnen gantz zer-
ſchlitzt.
Basſian. Auff den der Poͤfel noch mit Schmach und hoͤhnen
ſpitzt.
Lætus. Der Poͤfel/ aber nicht die die den Stat erwegen.
Basſian. Er hat deß Brudern Tod offt zu beklagen pflegen.
45.
Lætus. Den Bruder beſſer/ denn ſich ſelbſt zu ſpaͤt beklagt.
Basſian. Dort hatt’ es Agrippin nur gar zu vil gewagt.
Lætus. Pflegt man nicht jeden Schluß anjtzt frech auß zu
ſchelten?
Basſian. Dennoch muß unſer Schluß/ trotz dem es leid! ſtets
gelten.
Lætus. Jtzt gilt er/ weil mit Macht Jhm nicht zu wider
ſtehn.
50.
Basſian. Wer ſolt uns wol mit Macht entgegen koͤnnen gehn?
Lætus. Der/ dem die Laͤger hold/ dem Rath und Volck ge-
ſchworen.
Basſian. Sie haben gegen uns noch Hold noch Pflicht verlorē.
Lætus. Noch gegen Iulien, die vor Jhr Blut bemuͤht.
Basſian. Jn dem deß Vatern Stamm in friſchen Zweygen
bluͤht.
55.
Lætus. Stamm/ Reich und Stab beruht auff dem der erſt
geboren.
Basſian. Der Vater hat uns beyd’ auff einen Thron erkoren.
Lætus. Als Vater/ ich geſtehs/ nicht als ein Fuͤrſt der Welt.
Basſian. Wir thun was Vater/ Rom und Goͤttern wolgefaͤllt.
Lætus. Ein Fuͤrſt muß Eltern zwar/ doch nur als Fuͤrſten
ehren.
60.
Basſian. Was wird man von Sever, das nicht gantz Fuͤrſtlich/
hoͤren?
Lætus. Das Er/ was man nicht kan zutheilen/ theilen hiß.
Basſian. Weil Laͤger/ Volck und Rath es jhm gefallen liß.
Lætus. Ja was wird Jhnen nicht (wil nur der Fuͤrſt) ge-
fallen!
Basſian. Sie ſpeyn auff Fuͤrſten offt ſtanck/ raſen/ gifft
und gallen.
Lætus.
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0045"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">PAPINIANUS.</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Ja/ wenn Jhr <hi rendition="#aq">Nero</hi> nicht die Schnen gantz zer-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlitzt.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Auff den der Po&#x0364;fel noch mit Schmach und ho&#x0364;hnen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;pitzt.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Der Po&#x0364;fel/ aber nicht die die den Stat erwegen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Er hat deß Brudern Tod offt zu beklagen pflegen.</p>
          </sp><lb/>
          <note place="left">45.</note>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Den Bruder be&#x017F;&#x017F;er/ denn &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;pa&#x0364;t beklagt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Dort hatt&#x2019; es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Agrippin</hi></hi> nur gar zu vil gewagt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Pflegt man nicht jeden Schluß anjtzt frech auß zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chelten?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Dennoch muß un&#x017F;er Schluß/ trotz dem es leid! &#x017F;tets<lb/><hi rendition="#et">gelten.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Jtzt gilt er/ weil mit Macht Jhm nicht zu wider<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tehn.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <note place="left">50.</note>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Wer &#x017F;olt uns wol mit Macht entgegen ko&#x0364;nnen gehn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Der/ dem die La&#x0364;ger hold/ dem Rath und Volck ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chworen.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Sie haben gegen uns noch Hold noch Pflicht verlore&#x0304;.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Noch gegen <hi rendition="#aq">Iulien,</hi> die vor Jhr Blut bemu&#x0364;ht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Jn dem deß Vatern Stamm in fri&#x017F;chen Zweygen<lb/><hi rendition="#et">blu&#x0364;ht.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <note place="left">55.</note>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Stamm/ Reich und Stab beruht auff dem der er&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">geboren.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Der Vater hat uns beyd&#x2019; auff einen Thron erkoren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Als Vater/ ich ge&#x017F;tehs/ nicht als ein Fu&#x0364;r&#x017F;t der Welt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Wir thun was Vater/ Rom und Go&#x0364;ttern wolgefa&#x0364;llt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Ein Fu&#x0364;r&#x017F;t muß Eltern zwar/ doch nur als Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">ehren.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <note place="left">60.</note>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Was wird man von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Sever,</hi></hi> das nicht gantz Fu&#x0364;r&#x017F;tlich/<lb/><hi rendition="#et">ho&#x0364;ren?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Das Er/ was man nicht kan zutheilen/ theilen hiß.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Weil La&#x0364;ger/ Volck und Rath es jhm gefallen liß.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LET">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </speaker>
            <p>Ja was wird Jhnen nicht (wil nur der Fu&#x0364;r&#x017F;t) ge-<lb/><hi rendition="#et">fallen!</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Sie &#x017F;peyn auff Fu&#x0364;r&#x017F;ten offt &#x017F;tanck/ ra&#x017F;en/ gifft<lb/><hi rendition="#et">und gallen.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Lætus.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0045] PAPINIANUS. Lætus. Ja/ wenn Jhr Nero nicht die Schnen gantz zer- ſchlitzt. Basſian. Auff den der Poͤfel noch mit Schmach und hoͤhnen ſpitzt. Lætus. Der Poͤfel/ aber nicht die die den Stat erwegen. Basſian. Er hat deß Brudern Tod offt zu beklagen pflegen. Lætus. Den Bruder beſſer/ denn ſich ſelbſt zu ſpaͤt beklagt. Basſian. Dort hatt’ es Agrippin nur gar zu vil gewagt. Lætus. Pflegt man nicht jeden Schluß anjtzt frech auß zu ſchelten? Basſian. Dennoch muß unſer Schluß/ trotz dem es leid! ſtets gelten. Lætus. Jtzt gilt er/ weil mit Macht Jhm nicht zu wider ſtehn. Basſian. Wer ſolt uns wol mit Macht entgegen koͤnnen gehn? Lætus. Der/ dem die Laͤger hold/ dem Rath und Volck ge- ſchworen. Basſian. Sie haben gegen uns noch Hold noch Pflicht verlorē. Lætus. Noch gegen Iulien, die vor Jhr Blut bemuͤht. Basſian. Jn dem deß Vatern Stamm in friſchen Zweygen bluͤht. Lætus. Stamm/ Reich und Stab beruht auff dem der erſt geboren. Basſian. Der Vater hat uns beyd’ auff einen Thron erkoren. Lætus. Als Vater/ ich geſtehs/ nicht als ein Fuͤrſt der Welt. Basſian. Wir thun was Vater/ Rom und Goͤttern wolgefaͤllt. Lætus. Ein Fuͤrſt muß Eltern zwar/ doch nur als Fuͤrſten ehren. Basſian. Was wird man von Sever, das nicht gantz Fuͤrſtlich/ hoͤren? Lætus. Das Er/ was man nicht kan zutheilen/ theilen hiß. Basſian. Weil Laͤger/ Volck und Rath es jhm gefallen liß. Lætus. Ja was wird Jhnen nicht (wil nur der Fuͤrſt) ge- fallen! Basſian. Sie ſpeyn auff Fuͤrſten offt ſtanck/ raſen/ gifft und gallen. Lætus. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/45
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/45>, abgerufen am 24.11.2024.