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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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TrawrSpiel.

Der Amphitrit geschätz't vnd ohne schuld vergossen
Die/ die dein heisser geitz in Klöster hat verschlossen
Die du gestümmelt hast/ vnd der entmann'te mann
Theophilact/ vnd wer noch über dich Tyrann.
Auch sonder zunge rufft. gibt der getrotzten Rache
Das Mordschwerd in die faust; Auf Keyser auf/ vnd wache!
Wofern du wachen kanst/ doch nein! dein end ist dar!
Kein schloß/ kein schild/ kein schwerd/ kein tempel/ kein Altar
Schütz't/ wenn Gott blitzen will! dein Engel schaw' ich wei-
chen/
Dich sonder Haupt vnd hand; vnd die zustückte Leichen
Vmbschleiffen durch die Statt. dein Stamm muß vnter-
gehn/
Entgliedert vnd verhöhnt. Was wilst du länger stehn?
Stoß Michael! stoß zu!
Leo. Mord! mord! Verrähter! degen.
Schild! Mord! Trabanten! Mord/ helfft mir den feind er-
legen/
Jhr Himmel! was ist diß[?] hat vns der traum erschreck't!
Schaw'n wir diß wachend an! wird durch gespenst endeckt
Was diesem Nacken drew't? Wen habt jhr hier gefunden?
Trab. gantz niemand!
Leo. Niemand? wie?
Trab. den Für-
sten hielt gebunden
Ein vnverhoffter schlaff. Wir drungen auf sein wortt
Bewehret ins gemach. Er saß auff diesem ortt
Vnd rieff nach hülff vnd schwerdt.
Leo. habt jhr sonst nichts
vernommen?
Trab. gantz nichts.
Leo. auch niemand sehn durch wach'vnd
Thüren kommen.
Trab. Nicht einen.
Leo. Hat der schlaff euch blind vnd taub
gemacht?
Trab. Wir wündschen vns den todt/ dafern wir nicht ge-
wacht!
Leo. Sind schloß vnd Thor mit Volck' vnd nach gebühr ver-
sehen?
Hat man den Port besetzt?
Trab. Mein Fürst es ist geschehen.
Die scharen sind versterckt/ die Maur ist waffen voll.
Leo. Schawt wo Nicander sey/ vnd weck't den Exabol.
Wie viel ist von der zeit der Finsternüß verschwunden?

Trab.
C v
TrawrSpiel.

Der Amphitrit geſchaͤtz’t vnd ohne ſchuld vergoſſen
Die/ die dein heiſſer geitz in Kloͤſter hat verſchloſſen
Die du geſtuͤmmelt haſt/ vnd der entmann’te mann
Theophilact/ vnd wer noch uͤber dich Tyrann.
Auch ſonder zunge rufft. gibt der getrotzten Rache
Das Mordſchwerd in die fauſt; Auf Keyſer auf/ vnd wache!
Wofern du wachen kanſt/ doch nein! dein end iſt dar!
Kein ſchloß/ kein ſchild/ kein ſchwerd/ kein tempel/ kein Altar
Schuͤtz’t/ wenn Gott blitzen will! dein Engel ſchaw’ ich wei-
chen/
Dich ſonder Haupt vnd hand; vnd die zuſtuͤckte Leichen
Vmbſchleiffen durch die Statt. dein Stamm muß vnter-
gehn/
Entgliedert vnd verhoͤhnt. Was wilſt du laͤnger ſtehn?
Stoß Michael! ſtoß zu!
Leo. Mord! mord! Verꝛaͤhter! degen.
Schild! Mord! Trabanten! Mord/ helfft mir den feind er-
legen/
Jhr Himmel! was iſt diß[?] hat vns der traum erſchreck’t!
Schaw’n wir diß wachend an! wird durch geſpenſt endeckt
Was dieſem Nacken drew’t? Wen habt jhr hier gefunden?
Trab. gantz niemand!
Leo. Niemand? wie?
Trab. den Fuͤr-
ſten hielt gebunden
Ein vnverhoffter ſchlaff. Wir drungen auf ſein wortt
Bewehret ins gemach. Er ſaß auff dieſem ortt
Vnd rieff nach huͤlff vnd ſchwerdt.
Leo. habt jhr ſonſt nichts
vernommen?
Trab. gantz nichts.
Leo. auch niemand ſehn durch wach’vnd
Thuͤren kommen.
Trab. Nicht einen.
Leo. Hat der ſchlaff euch blind vnd taub
gemacht?
Trab. Wir wuͤndſchen vns den todt/ dafern wir nicht ge-
wacht!
Leo. Sind ſchloß vnd Thor mit Volck’ vnd nach gebuͤhr ver-
ſehen?
Hat man den Port beſetzt?
Trab. Mein Fuͤrſt es iſt geſchehen.
Die ſcharen ſind verſterckt/ die Maur iſt waffen voll.
Leo. Schawt wo Nicander ſey/ vnd weck’t den Exabol.
Wie viel iſt von der zeit der Finſternuͤß verſchwunden?

Trab.
C v
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[41/0053] TrawrSpiel. Der Amphitrit geſchaͤtz’t vnd ohne ſchuld vergoſſen Die/ die dein heiſſer geitz in Kloͤſter hat verſchloſſen Die du geſtuͤmmelt haſt/ vnd der entmann’te mann Theophilact/ vnd wer noch uͤber dich Tyrann. Auch ſonder zunge rufft. gibt der getrotzten Rache Das Mordſchwerd in die fauſt; Auf Keyſer auf/ vnd wache! Wofern du wachen kanſt/ doch nein! dein end iſt dar! Kein ſchloß/ kein ſchild/ kein ſchwerd/ kein tempel/ kein Altar Schuͤtz’t/ wenn Gott blitzen will! dein Engel ſchaw’ ich wei- chen/ Dich ſonder Haupt vnd hand; vnd die zuſtuͤckte Leichen Vmbſchleiffen durch die Statt. dein Stamm muß vnter- gehn/ Entgliedert vnd verhoͤhnt. Was wilſt du laͤnger ſtehn? Stoß Michael! ſtoß zu! Leo. Mord! mord! Verꝛaͤhter! degen. Schild! Mord! Trabanten! Mord/ helfft mir den feind er- legen/ Jhr Himmel! was iſt diß? hat vns der traum erſchreck’t! Schaw’n wir diß wachend an! wird durch geſpenſt endeckt Was dieſem Nacken drew’t? Wen habt jhr hier gefunden? Trab. gantz niemand! Leo. Niemand? wie? Trab. den Fuͤr- ſten hielt gebunden Ein vnverhoffter ſchlaff. Wir drungen auf ſein wortt Bewehret ins gemach. Er ſaß auff dieſem ortt Vnd rieff nach huͤlff vnd ſchwerdt. Leo. habt jhr ſonſt nichts vernommen? Trab. gantz nichts. Leo. auch niemand ſehn durch wach’vnd Thuͤren kommen. Trab. Nicht einen. Leo. Hat der ſchlaff euch blind vnd taub gemacht? Trab. Wir wuͤndſchen vns den todt/ dafern wir nicht ge- wacht! Leo. Sind ſchloß vnd Thor mit Volck’ vnd nach gebuͤhr ver- ſehen? Hat man den Port beſetzt? Trab. Mein Fuͤrſt es iſt geſchehen. Die ſcharen ſind verſterckt/ die Maur iſt waffen voll. Leo. Schawt wo Nicander ſey/ vnd weck’t den Exabol. Wie viel iſt von der zeit der Finſternuͤß verſchwunden? Trab. C v

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/53>, abgerufen am 05.05.2024.