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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Leo Armenius
Wie hart sein vntergang vnß diesen geist beschwer'
Wie scharff sein herber todt vnß Hertz vnd Seel außzehr'
Doch jhr: diß Reich! das Recht: vnd vnser blut vnd leben/
Die zwingen vnß den Mann den flammen hin zu geben.
Richter. das Vrtheil ist gestell't! rufft den beklagten ein!
Leo. O Wechsel dieser zeit! verkehrte pracht in pein!
Der Dritte Eingang.
Leo. Die Richter. Michael.
I. Richt. Nach dem der grosse Rath deß Michaels
verbrechen
Vnd laster überlegt/
Mich. Hört mich ein wort außspre-
chen
Eh' jhr das Vrtheil fällt.
II. Richt. du bist genung gehört!
Mich. Ach Himmel!
I. Richt. wird erkenn't; weil er sich
offt empört.
Vnd vnruh angestifft/ der Cron sich widersetzet.
Den Fürsten hart geschmäht/ die Majestät verletzet/
Deß Keysers todt gesucht! daß er mit fuß vnd hand
Gefässelt an den Paal werd offentlichverbrand.
Doch hat der Fürst vmb jhn der schmach zu überhe-
ben:
Daß auff der Burg die Straff erfolge: nachge-
geben.
Mich. Ach! hab ich mich geförcht vor diesem strengen todt!
VI. Richt. Nicht strenger als die schuld!
Mich. O vnver-
din'te noth!
Ach angewändter dienst! ach gar zu eitel hoffen!
VII. Richt. Die Rach' hat vnverhofft den rechten zweg ge-
troffen.
Was hält vnß länger auff: stracks! Diener greifft jhn an.
Mich. Hilff himmel! bin ich der/ der so vergehen kan!
Wo ist mein hoher ruhmb? ist alle gunst verschwunden?
Ken't
Leo Armenius
Wie hart ſein vntergang vnß dieſen geiſt beſchwer’
Wie ſcharff ſein herber todt vnß Hertz vnd Seel außzehr’
Doch jhr: diß Reich! das Recht: vnd vnſer blut vnd leben/
Die zwingen vnß den Mann den flammen hin zu geben.
Richter. das Vrtheil iſt geſtell’t! rufft den beklagten ein!
Leo. O Wechſel dieſer zeit! verkehrte pracht in pein!
Der Dritte Eingang.
Leo. Die Richter. Michaël.
I. Richt. Nach dem der groſſe Rath deß Michaels
verbrechen
Vnd laſter uͤberlegt/
Mich. Hoͤrt mich ein wort außſpre-
chen
Eh’ jhr das Vrtheil faͤllt.
II. Richt. du biſt genung gehoͤrt!
Mich. Ach Himmel!
I. Richt. wird erkenn’t; weil er ſich
offt empoͤrt.
Vnd vnruh angeſtifft/ der Cron ſich widerſetzet.
Den Fuͤrſten hart geſchmaͤht/ die Majeſtaͤt verletzet/
Deß Keyſers todt geſucht! daß er mit fuß vnd hand
Gefaͤſſelt an den Paal werd offentlichverbrand.
Doch hat der Fuͤrſt vmb jhn der ſchmach zu uͤberhe-
ben:
Daß auff der Burg die Straff erfolge: nachge-
geben.
Mich. Ach! hab ich mich gefoͤrcht vor dieſem ſtrengen todt!
VI. Richt. Nicht ſtrenger als die ſchuld!
Mich. O vnver-
din’te noth!
Ach angewaͤndter dienſt! ach gar zu eitel hoffen!
VII. Richt. Die Rach’ hat vnverhofft den rechten zweg ge-
troffen.
Was haͤlt vnß laͤnger auff: ſtracks! Diener greifft jhn an.
Mich. Hilff himmel! bin ich der/ der ſo vergehen kan!
Wo iſt mein hoher ruhmb? iſt alle gunſt verſchwunden?
Ken’t
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[28/0040] Leo Armenius Wie hart ſein vntergang vnß dieſen geiſt beſchwer’ Wie ſcharff ſein herber todt vnß Hertz vnd Seel außzehr’ Doch jhr: diß Reich! das Recht: vnd vnſer blut vnd leben/ Die zwingen vnß den Mann den flammen hin zu geben. Richter. das Vrtheil iſt geſtell’t! rufft den beklagten ein! Leo. O Wechſel dieſer zeit! verkehrte pracht in pein! Der Dritte Eingang. Leo. Die Richter. Michaël. I. Richt. Nach dem der groſſe Rath deß Michaels verbrechen Vnd laſter uͤberlegt/ Mich. Hoͤrt mich ein wort außſpre- chen Eh’ jhr das Vrtheil faͤllt. II. Richt. du biſt genung gehoͤrt! Mich. Ach Himmel! I. Richt. wird erkenn’t; weil er ſich offt empoͤrt. Vnd vnruh angeſtifft/ der Cron ſich widerſetzet. Den Fuͤrſten hart geſchmaͤht/ die Majeſtaͤt verletzet/ Deß Keyſers todt geſucht! daß er mit fuß vnd hand Gefaͤſſelt an den Paal werd offentlichverbrand. Doch hat der Fuͤrſt vmb jhn der ſchmach zu uͤberhe- ben: Daß auff der Burg die Straff erfolge: nachge- geben. Mich. Ach! hab ich mich gefoͤrcht vor dieſem ſtrengen todt! VI. Richt. Nicht ſtrenger als die ſchuld! Mich. O vnver- din’te noth! Ach angewaͤndter dienſt! ach gar zu eitel hoffen! VII. Richt. Die Rach’ hat vnverhofft den rechten zweg ge- troffen. Was haͤlt vnß laͤnger auff: ſtracks! Diener greifft jhn an. Mich. Hilff himmel! bin ich der/ der ſo vergehen kan! Wo iſt mein hoher ruhmb? iſt alle gunſt verſchwunden? Ken’t

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/40>, abgerufen am 25.04.2024.