Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.Leo Armenius Exab. Die gruben zeigt ich dir. Mich. du stürtzest mich in todt. Exab. Jch warn'te doch umbsonst. ich schreckte mit der noth. Doch galt mein retten nicht. Mich. drumb muß dein schelm- stück gelten. Exab. Man kan wenn lästern frey/ die tugend selbst aus- schelten. Mich spricht die Vnschuld loß. Mich. Ha! schweig Tyran- nenknecht. Wo bin ich! Himmel hilff! wo schläft das grosse Recht? Gefangen/ nicht verklagt! Verdamt doch nicht verhöret! Verrathen durch den Freundt. den/ den der Barbar ehret Erwürgt der blut Fürst! ach! Trab. fort! fort! Trab. er wird entflihn. Trab. Auff Kayserlichen thron! Mich. Man sol mich eh'r zerzihn/ Als zihn wenn ich nicht wil. Trab. Stoß zu. Mich. Ja stoß den degen/ Stoß Hencker durch mein Hertz. Weil sich die glieder regen. Jst Michael noch frey/ schleifft! würget! stoßt vnd schmeist! Schlagt! bindet! ich bin frey/ druckt! martert! renckt vnd reist! Jch wil diß (stünd' ich gleich in liechtem Schwefel) melden: Daß diß der Tugendt lohn. Daß diß der danck der Helden. Reyen der Höfflinge. Satz Das Wunder der Natur/ das überweise Thier Hat nichts das seiner zungen sey zugleichen Ein wildes Vieh' entdeckt mit stummen zeichen. Deß innern hertzens sinn; mit worten herrschen wir! Der Türme Last/ vnd was das Land beschwert. Der Schiffe baw'/ vnd was die See durchfährt/ Der Sternen grosse krafft/ Was Lufft vnd flamme schafft/ Was Chloris läst in jhren gärtten schawen/ Was das gesetzte Recht von allen Völckern wil. Was
Leo Armenius Exab. Die gruben zeigt ich dir. Mich. du ſtuͤrtzeſt mich in todt. Exab. Jch warn’te doch umbſonſt. ich ſchreckte mit der noth. Doch galt mein retten nicht. Mich. drumb muß dein ſchelm- ſtuͤck gelten. Exab. Man kan wenn laͤſtern frey/ die tugend ſelbſt aus- ſchelten. Mich ſpricht die Vnſchuld loß. Mich. Ha! ſchweig Tyran- nenknecht. Wo bin ich! Himmel hilff! wo ſchlaͤft das groſſe Recht? Gefangen/ nicht verklagt! Verdamt doch nicht verhoͤret! Verꝛathen durch den Freundt. den/ den der Barbar ehret Erwuͤrgt der blut Fuͤrſt! ach! Trab. fort! fort! Trab. er wird entflihn. Trab. Auff Kayſerlichen thron! Mich. Man ſol mich eh’r zerzihn/ Als zihn wenn ich nicht wil. Trab. Stoß zu. Mich. Ja ſtoß den degen/ Stoß Hencker durch mein Hertz. Weil ſich die glieder regen. Jſt Michael noch frey/ ſchleifft! wuͤrget! ſtoßt vnd ſchmeiſt! Schlagt! bindet! ich bin frey/ druckt! martert! renckt vñ reiſt! Jch wil diß (ſtuͤnd’ ich gleich in liechtem Schwefel) melden: Daß diß der Tugendt lohn. Daß diß der danck der Helden. Reyen der Hoͤfflinge. Satz Das Wunder der Natur/ das uͤberweiſe Thier Hat nichts das ſeiner zungen ſey zugleichen Ein wildes Vieh’ entdeckt mit ſtummen zeichen. Deß innern hertzens ſinn; mit worten herꝛſchen wir! Der Tuͤrme Laſt/ vnd was das Land beſchwert. Der Schiffe baw’/ vnd was die See durchfaͤhrt/ Der Sternen groſſe krafft/ Was Lufft vnd flamme ſchafft/ Was Chloris laͤſt in jhren gaͤrtten ſchawen/ Was das geſetzte Recht von allen Voͤlckern wil. Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0028" n="16"/> <fw place="top" type="header">Leo Armenius</fw><lb/> <sp who="#EXA"> <speaker>Exab.</speaker> <p>Die gruben zeigt ich dir.</p> </sp> <sp who="#MIC"> <speaker>Mich.</speaker> <p>du ſtuͤrtzeſt mich in<lb/> todt.</p> </sp><lb/> <sp who="#EXA"> <speaker>Exab.</speaker> <p>Jch warn’te doch umbſonſt. ich ſchreckte mit der noth.<lb/> Doch galt mein retten nicht.</p> </sp> <sp who="#MIC"> <speaker>Mich.</speaker> <p>drumb muß dein ſchelm-<lb/> ſtuͤck gelten.</p> </sp><lb/> <sp who="#EXA"> <speaker>Exab.</speaker> <p>Man kan wenn laͤſtern frey/ die tugend ſelbſt aus-<lb/> ſchelten.<lb/> Mich ſpricht die Vnſchuld loß.</p> </sp> <sp who="#MIC"> <speaker>Mich.</speaker> <p>Ha! ſchweig Tyran-<lb/> nenknecht.<lb/> Wo bin ich! <hi rendition="#fr">H</hi>immel hilff! wo ſchlaͤft das groſſe Recht?<lb/> Gefangen/ nicht verklagt! Verdamt doch nicht verhoͤret!<lb/> Verꝛathen durch den <hi rendition="#fr">F</hi>reundt. den/ den der <hi rendition="#fr">B</hi>arbar ehret<lb/> Erwuͤrgt der blut Fuͤrſt! ach!</p> </sp> <sp who="#TRA"> <speaker>Trab.</speaker> <p>fort! fort!</p> </sp> <sp who="#TRA"> <speaker>Trab.</speaker> <p>er wird<lb/> entflihn.</p> </sp><lb/> <sp who="#TRA"> <speaker>Trab.</speaker> <p>Auff Kayſerlichen thron!</p> </sp> <sp who="#MIC"> <speaker>Mich.</speaker> <p>Man ſol mich eh’r<lb/> zerzihn/<lb/> Als zihn wenn ich nicht wil.</p> </sp> <sp who="#TRA"> <speaker>Trab.</speaker> <p>Stoß zu.</p> </sp> <sp who="#MIC"> <speaker>Mich.</speaker> <p><hi rendition="#fr">J</hi>a ſtoß<lb/> den degen/<lb/> Stoß Hencker durch mein Hertz. Weil ſich die glieder regen.<lb/> Jſt Michael noch frey/ ſchleifft! wuͤrget! ſtoßt vnd ſchmeiſt!<lb/> Schlagt! bindet! ich bin frey/ druckt! martert! renckt vñ reiſt!<lb/> Jch wil diß (ſtuͤnd’ ich gleich in liechtem Schwefel) melden:<lb/> Daß diß der Tugendt lohn. Daß diß der danck der Helden.</p> </sp> </div><lb/> <div n="3"> <head>Reyen der Hoͤfflinge.</head><lb/> <div n="4"> <head>Satz</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das <hi rendition="#fr">Wunder der</hi> Natur/ <hi rendition="#fr">das uͤberweiſe Thier</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Hat nichts das ſeiner zungen ſey zugleichen</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Ein wildes Vieh’ entdeckt mit ſtummen zeichen.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Deß innern hertzens ſinn; mit worten herꝛſchen wir!</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Der Tuͤrme Laſt/ vnd was das Land beſchwert.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Der Schiffe baw’/ vnd was die See durchfaͤhrt/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Der Sternen groſſe krafft/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Was Lufft vnd flamme ſchafft/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Was Chloris laͤſt in jhren gaͤrtten ſchawen/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Was das geſetzte Recht von allen Voͤlckern wil.</hi> </l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0028]
Leo Armenius
Exab. Die gruben zeigt ich dir.
Mich. du ſtuͤrtzeſt mich in
todt.
Exab. Jch warn’te doch umbſonſt. ich ſchreckte mit der noth.
Doch galt mein retten nicht.
Mich. drumb muß dein ſchelm-
ſtuͤck gelten.
Exab. Man kan wenn laͤſtern frey/ die tugend ſelbſt aus-
ſchelten.
Mich ſpricht die Vnſchuld loß.
Mich. Ha! ſchweig Tyran-
nenknecht.
Wo bin ich! Himmel hilff! wo ſchlaͤft das groſſe Recht?
Gefangen/ nicht verklagt! Verdamt doch nicht verhoͤret!
Verꝛathen durch den Freundt. den/ den der Barbar ehret
Erwuͤrgt der blut Fuͤrſt! ach!
Trab. fort! fort!
Trab. er wird
entflihn.
Trab. Auff Kayſerlichen thron!
Mich. Man ſol mich eh’r
zerzihn/
Als zihn wenn ich nicht wil.
Trab. Stoß zu.
Mich. Ja ſtoß
den degen/
Stoß Hencker durch mein Hertz. Weil ſich die glieder regen.
Jſt Michael noch frey/ ſchleifft! wuͤrget! ſtoßt vnd ſchmeiſt!
Schlagt! bindet! ich bin frey/ druckt! martert! renckt vñ reiſt!
Jch wil diß (ſtuͤnd’ ich gleich in liechtem Schwefel) melden:
Daß diß der Tugendt lohn. Daß diß der danck der Helden.
Reyen der Hoͤfflinge.
Satz
Das Wunder der Natur/ das uͤberweiſe Thier
Hat nichts das ſeiner zungen ſey zugleichen
Ein wildes Vieh’ entdeckt mit ſtummen zeichen.
Deß innern hertzens ſinn; mit worten herꝛſchen wir!
Der Tuͤrme Laſt/ vnd was das Land beſchwert.
Der Schiffe baw’/ vnd was die See durchfaͤhrt/
Der Sternen groſſe krafft/
Was Lufft vnd flamme ſchafft/
Was Chloris laͤſt in jhren gaͤrtten ſchawen/
Was das geſetzte Recht von allen Voͤlckern wil.
Was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |