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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Leo Armenius
Mich. Wer deinem Ratht gefolgt/ wer' in denm elend blieben.
Exab. Er war durch falsche list vnd auffruhr außgejagt/
Mich. Glaubt man daß Michael nicht über auffruhr klagt.
Exab. Er gab diß willig hin/ was jhn zu sehr gedrücket.
Mich. Ja. als jhn Leo schier in dem Palast bestricket.
Exabol. Er kondte keinem feind gewaffnet widerstehn/
Mich. Drumb lernt er aus dem Hoff ins wüßte Kloster gehn.
Exab. da must' ein Heldt das Reich das schon erkrachte stü-
tzen.
Mich. Warumb nicht itzt nun schon die stütze nicht wil nützen.
Exab. Was ist das man mit recht vnd warheit tadeln kan?
Mich. Diß. daß der Keyser nie/ was lobens werth/ gab'an.
Exab. Man siht das grosse Reich in stillem Friede blühen.
Mich. Weil ich/ nicht Leo/ muß gerüst zu felde ziehen.
Exab. Der Vorrath köm't ins Land mit Seegelreichen wind'.
Mich. Weil Jster vnd der Pont durch mich versichert sindt.
Exab. Der Perse schenckt vns goldt. Mich. das ich jhm ab-
gezwungen.
Exab. der rawe Schyte ruht. Mich. Er ist durch mich ver-
drungen.
Was legt man andern zue/ was ich zuwegen bracht?
Sein Leben/ seine Kron steht vnter meiner macht.
Exab. Jch bitte nicht zu hoch! Mich. noch höher! solt ich
schweigen?
Vor mir muß Franc vnd Thrax die stoltzen Haupter neigen.
Mich fürcht der Hellespont. Vor mir erschrickt die welt
Die ewig stetter frost in eyß gefangen helt.
Der weiß bezähnte Maur entsetzt sich vor den thaten/
Die meine faust verübt; die in Cyrene braten/
Erzehlen meine werck vnd meiner Palmen Ehr/
Jhr hettet/ (wer' ich nicht) was? keinen Keyser mehr.
Jch hub jhn auf den Thron/ als Michael geschlagen:
Jch zwang jhn daß er sich must' in den anschlag wagen:
Vnd bin ich nicht mehr der/ der Jch vor diesem war?
Mein leben ist sein Heil/ mein drewen seine bar.
Sein Zepter/ Kron vnd blutt beruht auff diesem degen/
Der mächtig seine Leich ins kalte grab zu legen/
Der/ nun er ein Tyran vnd schwartzen argwons voll
Jhm
Leo Armenius
Mich. Wer deinem Ratht gefolgt/ wer’ in dẽm elend blieben.
Exab. Er war durch falſche liſt vnd auffruhr außgejagt/
Mich. Glaubt man daß Michael nicht uͤber auffruhr klagt.
Exab. Er gab diß willig hin/ was jhn zu ſehr gedruͤcket.
Mich. Ja. als jhn Leo ſchier in dem Palaſt beſtricket.
Exabol. Er kondte keinem feind gewaffnet widerſtehn/
Mich. Drumb lernt er aus dem Hoff ins wuͤßte Kloſter gehn.
Exab. da muſt’ ein Heldt das Reich das ſchon erkrachte ſtuͤ-
tzen.
Mich. Warumb nicht itzt nun ſchon die ſtuͤtze nicht wil nuͤtzẽ.
Exab. Was iſt das man mit recht vnd warheit tadeln kan?
Mich. Diß. daß der Keyſer nie/ was lobens werth/ gab’an.
Exab. Man ſiht das groſſe Reich in ſtillem Friede bluͤhen.
Mich. Weil ich/ nicht Leo/ muß geruͤſt zu felde ziehen.
Exab. Der Vorꝛath koͤm’t ins Land mit Seegelreichẽ wind’.
Mich. Weil Jſter vnd der Pont durch mich verſichert ſindt.
Exab. Der Perſe ſchenckt vns goldt. Mich. das ich jhm ab-
gezwungen.
Exab. der rawe Schyte ruht. Mich. Er iſt durch mich ver-
drungen.
Was legt man andern zue/ was ich zuwegen bracht?
Sein Leben/ ſeine Kron ſteht vnter meiner macht.
Exab. Jch bitte nicht zu hoch! Mich. noch hoͤher! ſolt ich
ſchweigen?
Vor mir muß Franc vnd Thrax die ſtoltzen Haupter neigen.
Mich fuͤrcht der Helleſpont. Vor mir erſchrickt die welt
Die ewig ſtetter froſt in eyß gefangen helt.
Der weiß bezaͤhnte Maur entſetzt ſich vor den thaten/
Die meine fauſt veruͤbt; die in Cyrene braten/
Erzehlen meine werck vnd meiner Palmen Ehr/
Jhr hettet/ (wer’ ich nicht) was? keinen Keyſer mehr.
Jch hub jhn auf den Thron/ als Michael geſchlagen:
Jch zwang jhn daß er ſich muſt’ in den anſchlag wagen:
Vnd bin ich nicht mehr der/ der Jch vor dieſem war?
Mein leben iſt ſein Heil/ mein drewen ſeine bar.
Sein Zepter/ Kron vnd blutt beruht auff dieſem degen/
Der maͤchtig ſeine Leich ins kalte grab zu legen/
Der/ nun er ein Tyran vnd ſchwartzen argwons voll
Jhm
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[14/0026] Leo Armenius Mich. Wer deinem Ratht gefolgt/ wer’ in dẽm elend blieben. Exab. Er war durch falſche liſt vnd auffruhr außgejagt/ Mich. Glaubt man daß Michael nicht uͤber auffruhr klagt. Exab. Er gab diß willig hin/ was jhn zu ſehr gedruͤcket. Mich. Ja. als jhn Leo ſchier in dem Palaſt beſtricket. Exabol. Er kondte keinem feind gewaffnet widerſtehn/ Mich. Drumb lernt er aus dem Hoff ins wuͤßte Kloſter gehn. Exab. da muſt’ ein Heldt das Reich das ſchon erkrachte ſtuͤ- tzen. Mich. Warumb nicht itzt nun ſchon die ſtuͤtze nicht wil nuͤtzẽ. Exab. Was iſt das man mit recht vnd warheit tadeln kan? Mich. Diß. daß der Keyſer nie/ was lobens werth/ gab’an. Exab. Man ſiht das groſſe Reich in ſtillem Friede bluͤhen. Mich. Weil ich/ nicht Leo/ muß geruͤſt zu felde ziehen. Exab. Der Vorꝛath koͤm’t ins Land mit Seegelreichẽ wind’. Mich. Weil Jſter vnd der Pont durch mich verſichert ſindt. Exab. Der Perſe ſchenckt vns goldt. Mich. das ich jhm ab- gezwungen. Exab. der rawe Schyte ruht. Mich. Er iſt durch mich ver- drungen. Was legt man andern zue/ was ich zuwegen bracht? Sein Leben/ ſeine Kron ſteht vnter meiner macht. Exab. Jch bitte nicht zu hoch! Mich. noch hoͤher! ſolt ich ſchweigen? Vor mir muß Franc vnd Thrax die ſtoltzen Haupter neigen. Mich fuͤrcht der Helleſpont. Vor mir erſchrickt die welt Die ewig ſtetter froſt in eyß gefangen helt. Der weiß bezaͤhnte Maur entſetzt ſich vor den thaten/ Die meine fauſt veruͤbt; die in Cyrene braten/ Erzehlen meine werck vnd meiner Palmen Ehr/ Jhr hettet/ (wer’ ich nicht) was? keinen Keyſer mehr. Jch hub jhn auf den Thron/ als Michael geſchlagen: Jch zwang jhn daß er ſich muſt’ in den anſchlag wagen: Vnd bin ich nicht mehr der/ der Jch vor dieſem war? Mein leben iſt ſein Heil/ mein drewen ſeine bar. Sein Zepter/ Kron vnd blutt beruht auff dieſem degen/ Der maͤchtig ſeine Leich ins kalte grab zu legen/ Der/ nun er ein Tyran vnd ſchwartzen argwons voll Jhm

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/26>, abgerufen am 28.03.2024.