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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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das dritte Buch.
IV. Auff den Sontag des bekenneten Mes-
sias. oder den IV. der Zukunft Christi.
Johan. 1.
WAs fürcht mein blödes Fleisch dich IESu zu bekennen?
Jch bin's ja der recht Geist-vnd Mutt-vnd Eyvers voll
Dich in dem wüßten thal der welt außruffen soll
Vnd dich mit hoher stim in aller Ohren nennen!
Auch weiß vnd glaub ich fest daß mich von dir abtrennen
(Weil du im mittel stehst/) kan weder weh' noch wol
Verley nur daß ich mich an dir mein Schutz erhol
Vnd laß mich von der Flamm/ mit der du tauff'st entbrennen.
Zeuch selbst in dis mein Hertz/ dir ist der weg bereit;
Mach eben was erhöh't/ vertreib das stette leid.
O Schlangentretter tritt was dir wil wiederstehen.
Erheb was niedrig ist/ vergleiche was nicht recht/
Raum ab was hindern kan. Vnd laß mir/ deinem Knecht
Den glantz der Herrligkeit! O Lebens Sonn' aufgehen/
V. Auf die seelige Geburt deß HERRN
Luc. 2.
SChawe höchster König schawe/ wie vnmässig mich ge-
schätzet
Der ergrimmte Fürst der Erden/ mit weh'/ ach vnd angst
vnd leidt!
Schawe wie mich itzt vmbhüllet hat die Nacht der traw-
rigkeit
Schawe wie ich in dem Stalle der bedrengnis eingesetzet.
Wird denn nicht mein blödes Hertze durch die süsse Frewd-
ergetzet
Die von allen Völckern abnimbt/ schrecken/ pein/ vnd
zwang vnd streitt?
Werd' in mir doch new-gebohren. Herr diß ist die rechte zeit.
Weil die Furcht mich hart-bedrängten hatt biß auff den todt
verletzet.

Vmb
O
das dritte Buch.
IV. Auff den Sontag des bekenneten Meſ-
ſias. oder den IV. der Zukunft Chriſti.
Johan. 1.
WAs fuͤrcht mein bloͤdes Fleiſch dich IESu zu bekennen?
Jch bin’s ja der recht Geiſt-vnd Mutt-vñ Eyvers voll
Dich in dem wuͤßten thal der welt außruffen ſoll
Vnd dich mit hoher ſtim in aller Ohren nennen!
Auch weiß vnd glaub ich feſt daß mich von dir abtrennen
(Weil du im mittel ſtehſt/) kan weder weh’ noch wol
Verley nur daß ich mich an dir mein Schutz erhol
Vnd laß mich von der Flamm/ mit der du tauff’ſt entbreñen.
Zeuch ſelbſt in dis mein Hertz/ dir iſt der weg bereit;
Mach eben was erhoͤh’t/ vertreib das ſtette leid.
O Schlangentretter tritt was dir wil wiederſtehen.
Erheb was niedrig iſt/ vergleiche was nicht recht/
Raum ab was hindern kan. Vnd laß mir/ deinem Knecht
Den glantz der Herꝛligkeit! O Lebens Sonn’ aufgehen/
V. Auf die ſeelige Geburt deß HERRN
Luc. 2.
SChawe hoͤchſter Koͤnig ſchawe/ wie vnmaͤſſig mich ge-
ſchaͤtzet
Der ergrimmte Fuͤrſt der Erden/ mit weh’/ ach vnd angſt
vnd leidt!
Schawe wie mich itzt vmbhuͤllet hat die Nacht der traw-
rigkeit
Schawe wie ich in dem Stalle der bedrengnis eingeſetzet.
Wird denn nicht mein bloͤdes Hertze durch die ſuͤſſe Frewd-
ergetzet
Die von allen Voͤlckern abnimbt/ ſchrecken/ pein/ vnd
zwang vnd ſtreitt?
Werd’ in mir doch new-gebohrẽ. Herꝛ diß iſt die rechte zeit.
Weil die Furcht mich hart-bedraͤngten hatt biß auff den todt
verletzet.

Vmb
O
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[201/0213] das dritte Buch. IV. Auff den Sontag des bekenneten Meſ- ſias. oder den IV. der Zukunft Chriſti. Johan. 1. WAs fuͤrcht mein bloͤdes Fleiſch dich IESu zu bekennen? Jch bin’s ja der recht Geiſt-vnd Mutt-vñ Eyvers voll Dich in dem wuͤßten thal der welt außruffen ſoll Vnd dich mit hoher ſtim in aller Ohren nennen! Auch weiß vnd glaub ich feſt daß mich von dir abtrennen (Weil du im mittel ſtehſt/) kan weder weh’ noch wol Verley nur daß ich mich an dir mein Schutz erhol Vnd laß mich von der Flamm/ mit der du tauff’ſt entbreñen. Zeuch ſelbſt in dis mein Hertz/ dir iſt der weg bereit; Mach eben was erhoͤh’t/ vertreib das ſtette leid. O Schlangentretter tritt was dir wil wiederſtehen. Erheb was niedrig iſt/ vergleiche was nicht recht/ Raum ab was hindern kan. Vnd laß mir/ deinem Knecht Den glantz der Herꝛligkeit! O Lebens Sonn’ aufgehen/ V. Auf die ſeelige Geburt deß HERRN Luc. 2. SChawe hoͤchſter Koͤnig ſchawe/ wie vnmaͤſſig mich ge- ſchaͤtzet Der ergrimmte Fuͤrſt der Erden/ mit weh’/ ach vnd angſt vnd leidt! Schawe wie mich itzt vmbhuͤllet hat die Nacht der traw- rigkeit Schawe wie ich in dem Stalle der bedrengnis eingeſetzet. Wird denn nicht mein bloͤdes Hertze durch die ſuͤſſe Frewd- ergetzet Die von allen Voͤlckern abnimbt/ ſchrecken/ pein/ vnd zwang vnd ſtreitt? Werd’ in mir doch new-gebohrẽ. Herꝛ diß iſt die rechte zeit. Weil die Furcht mich hart-bedraͤngten hatt biß auff den todt verletzet. Vmb O

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/213>, abgerufen am 27.04.2024.