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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Das Erste Buch.
Zu dem/ der seine lust/ in wollust vnd gefahr.
Der Feber schnelle macht/ der rawen Seuchen schar.
Hat dir den engen weg/ zum Himmel bahnen müssen.
Du scheidest von der Welt; die welt war dein nicht wehrt!
Sehr jung/ die Ewigkeit ist dir nunmehr beschert;
Von vns! wir werden dich dort vol von wollust küssen.
Von mir: ich folge nach/ geschwinde: doch bereit
Durch schmertzen: die nunmehr verkehrt in Fröligkeit/
Hier gibst du gutte nacht/ vmb oben mich zu grüssen.
XLI. An Callirhoen.
WJe kompts Callirhoe? was mag die vrsach seyn/
Das du mich gestern hast so trawrig angeblicket:
Wie das du alle lust vnd freundligkeit verschicket?
War meine gegenwart ein vrsprung newer pein?
Verdros dich Flacci kus? füwar ich meyne nein!
Hat dich der süsse schlaff verzaubert vnd vmbstricket!
Hat dich der grimme schmertz die lebenspest gedrücket?
Mißsiel dir/ was ich sprach? mir fält die vrsach eyn:
Da als dein schlaffgemach wardt von vns eingenommen.
Da sindt wir wehrte Nymph. dir viel zu nahe kommen.
Woll/ folge meinem raht wo du dich rechen wilt.
Wenn sich die schwartze Nacht wirdt für dem Monden schä-
men:
Magst du/ mein schlaff gemach/ ja selbst mein Bett' einneh-
men.
Die rach' ist mehr denn recht die gleich mit gleich vergilt.
XLII. An Eugenien.
GLeich als ein Wandersmann dafern die trübe Nacht/
Mit dicker finsternuß/ Luft/ Erd/ vnd See verdecket/
Betrübt jrr't hin vnd her/ vnd mit viel furcht erschre-
cket/
Nicht weiß wohin er geht/ noch was er läst vnd macht:
So eben ists mit mir/ doch wenn der Mond erwacht

Vnd
L v
Das Erſte Buch.
Zu dem/ der ſeine luſt/ in wolluſt vnd gefahr.
Der Feber ſchnelle macht/ der rawen Seuchen ſchar.
Hat dir den engen weg/ zum Himmel bahnen muͤſſen.
Du ſcheideſt von der Welt; die welt war dein nicht wehrt!
Sehr jung/ die Ewigkeit iſt dir nunmehr beſchert;
Von vns! wir werden dich dort vol von wolluſt kuͤſſen.
Von mir: ich folge nach/ geſchwinde: doch bereit
Durch ſchmertzen: die nunmehr verkehrt in Froͤligkeit/
Hier gibſt du gutte nacht/ vmb oben mich zu gruͤſſen.
XLI. An Callirhoen.
WJe kompts Callirhoe? was mag die vrſach ſeyn/
Das du mich geſtern haſt ſo trawrig angeblicket:
Wie das du alle luſt vnd freundligkeit verſchicket?
War meine gegenwart ein vrſprung newer pein?
Verdros dich Flacci kus? fuͤwar ich meyne nein!
Hat dich der ſuͤſſe ſchlaff verzaubert vnd vmbſtricket!
Hat dich der grimme ſchmertz die lebenspeſt gedruͤcket?
Mißſiel dir/ was ich ſprach? mir faͤlt die vrſach eyn:
Da als dein ſchlaffgemach wardt von vns eingenommen.
Da ſindt wir wehrte Nymph. dir viel zu nahe kommen.
Woll/ folge meinem raht wo du dich rechen wilt.
Wenn ſich die ſchwartze Nacht wirdt fuͤr dem Monden ſchaͤ-
men:
Magſt du/ mein ſchlaff gemach/ ja ſelbſt mein Bett’ einneh-
men.
Die rach’ iſt mehr denn recht die gleich mit gleich vergilt.
XLII. An Eugenien.
GLeich als ein Wandersmann dafern die truͤbe Nacht/
Mit dicker finſternuß/ Luft/ Erd/ vnd See verdecket/
Betruͤbt jrꝛ’t hin vnd her/ vnd mit viel furcht erſchre-
cket/
Nicht weiß wohin er geht/ noch was er laͤſt vnd macht:
So eben iſts mit mir/ doch wenn der Mond erwacht

Vnd
L v
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[161/0173] Das Erſte Buch. Zu dem/ der ſeine luſt/ in wolluſt vnd gefahr. Der Feber ſchnelle macht/ der rawen Seuchen ſchar. Hat dir den engen weg/ zum Himmel bahnen muͤſſen. Du ſcheideſt von der Welt; die welt war dein nicht wehrt! Sehr jung/ die Ewigkeit iſt dir nunmehr beſchert; Von vns! wir werden dich dort vol von wolluſt kuͤſſen. Von mir: ich folge nach/ geſchwinde: doch bereit Durch ſchmertzen: die nunmehr verkehrt in Froͤligkeit/ Hier gibſt du gutte nacht/ vmb oben mich zu gruͤſſen. XLI. An Callirhoen. WJe kompts Callirhoe? was mag die vrſach ſeyn/ Das du mich geſtern haſt ſo trawrig angeblicket: Wie das du alle luſt vnd freundligkeit verſchicket? War meine gegenwart ein vrſprung newer pein? Verdros dich Flacci kus? fuͤwar ich meyne nein! Hat dich der ſuͤſſe ſchlaff verzaubert vnd vmbſtricket! Hat dich der grimme ſchmertz die lebenspeſt gedruͤcket? Mißſiel dir/ was ich ſprach? mir faͤlt die vrſach eyn: Da als dein ſchlaffgemach wardt von vns eingenommen. Da ſindt wir wehrte Nymph. dir viel zu nahe kommen. Woll/ folge meinem raht wo du dich rechen wilt. Wenn ſich die ſchwartze Nacht wirdt fuͤr dem Monden ſchaͤ- men: Magſt du/ mein ſchlaff gemach/ ja ſelbſt mein Bett’ einneh- men. Die rach’ iſt mehr denn recht die gleich mit gleich vergilt. XLII. An Eugenien. GLeich als ein Wandersmann dafern die truͤbe Nacht/ Mit dicker finſternuß/ Luft/ Erd/ vnd See verdecket/ Betruͤbt jrꝛ’t hin vnd her/ vnd mit viel furcht erſchre- cket/ Nicht weiß wohin er geht/ noch was er laͤſt vnd macht: So eben iſts mit mir/ doch wenn der Mond erwacht Vnd L v

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/173>, abgerufen am 28.11.2024.