Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.ANDREAE GRYPHII SONNETTE. Das Erste Buch. I. An GOTT den Heiligen Geist. DFewer wahrer Lieb! O Brunn der guten gaben! O Meister aller kunst/ O Höchste Hei- ligkeit! O dreymal grosser Gott[/] O lust die alles leid Vertreibt! O keusche Taub! O furcht der Höllen Raben! Die/ ehr das wüste Meer/ mit Bergen rings vmbgraben/ Ehr Luft vnd Erden ward/ ehr das gestirnte kleid Dem Himmel angelegt/ vor ewigkeit vnd zeitt/ Die zwey die gantz dir gleich/ von fich gelassen haben. O weisheit ohne maß; O reiner Seelen gast/ O tewre gnaden quell[']/ O trost in herber last[!] O regen der in angst mit Segen vns befeuchtet! Ach laß ein tröpfflin nur von deinem lebens-taw Erfrischen meinen Geist. Hilff daß ich doch nur schaw' Ein füncklin deiner glutt; so bin ich gantz erleuchtet. II. An Gott den heiligen Geist. BJsher hab ich die alte kalte Welt/ Bisher hab ich die Eitelkeit gelibet: Bisher hat mich der harte sturm betrübet. Mich der ich falschem gutte nachgestelt. Kom reiner Geist/ entzünde meine kält. Zureis K iij
ANDREÆ GRYPHII SONNETTE. Das Erſte Buch. I. An GOTT den Heiligen Geiſt. DFewer wahrer Lieb! O Brunn der guten gaben! O Meiſter aller kunſt/ O Hoͤchſte Hei- ligkeit! O dreymal groſſer Gott[/] O luſt die alles leid Vertreibt! O keuſche Taub! O furcht der Hoͤllen Raben! Die/ ehr das wuͤſte Meer/ mit Bergen rings vmbgraben/ Ehr Luft vnd Erden ward/ ehr das geſtirnte kleid Dem Himmel angelegt/ vor ewigkeit vnd zeitt/ Die zwey die gantz dir gleich/ von fich gelaſſen haben. O weisheit ohne maß; O reiner Seelen gaſt/ O tewre gnaden quell[’]/ O troſt in herber laſt[!] O regen der in angſt mit Segen vns befeuchtet! Ach laß ein troͤpfflin nur von deinem lebens-taw Erfriſchen meinen Geiſt. Hilff daß ich doch nur ſchaw’ Ein fuͤncklin deiner glutt; ſo bin ich gantz erleuchtet. II. An Gott den heiligen Geiſt. BJsher hab ich die alte kalte Welt/ Bisher hab ich die Eitelkeit gelibet: Bisher hat mich der harte ſturm betruͤbet. Mich der ich falſchem gutte nachgeſtelt. Kom reiner Geiſt/ entzuͤnde meine kaͤlt. Zureis K iij
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ANDREÆ GRYPHII
SONNETTE.
Das Erſte Buch.
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DFewer wahrer Lieb! O Brunn der guten
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O Meiſter aller kunſt/ O Hoͤchſte Hei-
ligkeit!
O dreymal groſſer Gott/ O luſt die alles
leid
Vertreibt! O keuſche Taub! O furcht der
Hoͤllen Raben!
Die/ ehr das wuͤſte Meer/ mit Bergen rings vmbgraben/
Ehr Luft vnd Erden ward/ ehr das geſtirnte kleid
Dem Himmel angelegt/ vor ewigkeit vnd zeitt/
Die zwey die gantz dir gleich/ von fich gelaſſen haben.
O weisheit ohne maß; O reiner Seelen gaſt/
O tewre gnaden quell’/ O troſt in herber laſt!
O regen der in angſt mit Segen vns befeuchtet!
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Erfriſchen meinen Geiſt. Hilff daß ich doch nur ſchaw’
Ein fuͤncklin deiner glutt; ſo bin ich gantz erleuchtet.
II. An Gott den heiligen Geiſt.
BJsher hab ich die alte kalte Welt/
Bisher hab ich die Eitelkeit gelibet:
Bisher hat mich der harte ſturm betruͤbet.
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