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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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das Erste Buch.
Der das licht vnd euch gemacht!
O Erd! O schaw-platz meiner pein!
Ade! es muß geschiden seyn/
Ade/ jhr Hellen bäch! jhr wälder!
Ade/ jhr blumen-reiche Felder.
8. Jn diß seh' ich meine Sonne/
Meiner Seelen zuversicht:
Meines matten Hertzen wonne.
Meiner todten Augenlicht:
Mit jhrer Güldnen stralen macht;
Vor brechen durch die trübe nacht.
Schaw vnverhofft ist sie erschienen.
Der alle Seraphinen dienen.
9. Jtzund muß was dunckel weichen:
Nuhmehr legt sich sturm vnd windt.
Seht die finsterniß erbleichen:
Schawt doch wie mein schmertz verschwindt.
Mein Geist wacht auff/ das Hertze springt.
Die Seele jauchtzt/ die Zunge singt:
Der Leib begint aufs new zu leben;
Mein sinn muß Gottes trew erheben.
10. Trew ist er/ vnd fast zu hertzen/
Was ein weynendt Auge klagt
Er hört/ waß/ von grimmen schmertzen
Ein entbrandter Geist ansagt.
Er beut vns die hülffreiche handt
Die Segenquell/ der liebe pfandt.
Die wischt die thränen von den wangen/
Vnd trennt die angst die vns vmbfangen.
11. Die handt kan vnd mag nichts binden:
Sie thut vberflüssig wol.
Sie kan weg vnd mittel finden/
Vnd weiß wenn sie helffen soll.
Sie stützt den grossen Baw der welt:
Vnd richtet auß was GOTT gefält.
GOTT der die Seelen die jhn lieben/
Vnd mich hat in die Hand geschriben.

ENDE.

das Erſte Buch.
Der das licht vnd euch gemacht!
O Erd! O ſchaw-platz meiner pein!
Ade! es muß geſchiden ſeyn/
Ade/ jhr Hellen baͤch! jhr waͤlder!
Ade/ jhr blumen-reiche Felder.
8. Jn diß ſeh’ ich meine Sonne/
Meiner Seelen zuverſicht:
Meines matten Hertzen wonne.
Meiner todten Augenlicht:
Mit jhrer Guͤldnen ſtralen macht;
Vor brechen durch die truͤbe nacht.
Schaw vnverhofft iſt ſie erſchienen.
Der alle Seraphinen dienen.
9. Jtzund muß was dunckel weichen:
Nuhmehr legt ſich ſturm vnd windt.
Seht die finſterniß erbleichen:
Schawt doch wie mein ſchmertz verſchwindt.
Mein Geiſt wacht auff/ das Hertze ſpringt.
Die Seele jauchtzt/ die Zunge ſingt:
Der Leib begint aufs new zu leben;
Mein ſinn muß Gottes trew erheben.
10. Trew iſt er/ vnd faſt zu hertzen/
Was ein weynendt Auge klagt
Er hoͤrt/ waß/ von grimmen ſchmertzen
Ein entbrandter Geiſt anſagt.
Er beut vns die huͤlffreiche handt
Die Segenquell/ der liebe pfandt.
Die wiſcht die thraͤnen von den wangen/
Vnd trennt die angſt die vns vmbfangen.
11. Die handt kan vnd mag nichts binden:
Sie thut vberfluͤſſig wol.
Sie kan weg vnd mittel finden/
Vnd weiß wenn ſie helffen ſoll.
Sie ſtuͤtzt den groſſen Baw der welt:
Vnd richtet auß was GOTT gefaͤlt.
GOTT der die Seelen die jhn lieben/
Vnd mich hat in die Hand geſchriben.

ENDE.

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[107/0119] das Erſte Buch. Der das licht vnd euch gemacht! O Erd! O ſchaw-platz meiner pein! Ade! es muß geſchiden ſeyn/ Ade/ jhr Hellen baͤch! jhr waͤlder! Ade/ jhr blumen-reiche Felder. 8. Jn diß ſeh’ ich meine Sonne/ Meiner Seelen zuverſicht: Meines matten Hertzen wonne. Meiner todten Augenlicht: Mit jhrer Guͤldnen ſtralen macht; Vor brechen durch die truͤbe nacht. Schaw vnverhofft iſt ſie erſchienen. Der alle Seraphinen dienen. 9. Jtzund muß was dunckel weichen: Nuhmehr legt ſich ſturm vnd windt. Seht die finſterniß erbleichen: Schawt doch wie mein ſchmertz verſchwindt. Mein Geiſt wacht auff/ das Hertze ſpringt. Die Seele jauchtzt/ die Zunge ſingt: Der Leib begint aufs new zu leben; Mein ſinn muß Gottes trew erheben. 10. Trew iſt er/ vnd faſt zu hertzen/ Was ein weynendt Auge klagt Er hoͤrt/ waß/ von grimmen ſchmertzen Ein entbrandter Geiſt anſagt. Er beut vns die huͤlffreiche handt Die Segenquell/ der liebe pfandt. Die wiſcht die thraͤnen von den wangen/ Vnd trennt die angſt die vns vmbfangen. 11. Die handt kan vnd mag nichts binden: Sie thut vberfluͤſſig wol. Sie kan weg vnd mittel finden/ Vnd weiß wenn ſie helffen ſoll. Sie ſtuͤtzt den groſſen Baw der welt: Vnd richtet auß was GOTT gefaͤlt. GOTT der die Seelen die jhn lieben/ Vnd mich hat in die Hand geſchriben. ENDE.

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/119>, abgerufen am 02.05.2024.