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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Jnhalt deß Trawerspiels.

MJchael Balbus Keyser Leonis Armeni
Oberster Feldhauptman/ nach dem Er zu
vnterschiedenen malen wegen seiner Vntrew
vnd verleumbdungen angeklaget/ verschwe-
ret sich wider den Keyser/ welcher jhn durch Exaboliu
seinen geheymesten Rath offt von seiner Leicht fertig-
keit abzustehen ermahnet. Weil aber Michael auf sei-
nem Vorsatz verharret/ wird er vnversehens gefan-
gen vnd von dem Rath/ in welchem der Keyser selbst
Kläger vnd Richter/ zu dem Fewer verdammet. Jn-
dem er aber zu dem Holtzstoß geführet wird/ verscheubt
der Keyser/ auff hefftiges anhalten seiner Gemahlin
Theodosia, die Straffe biß nach dem Fest. Jn dessen
sucht Michael alle mittel sich zu retten/ vnd weil der Key-
ser durch furcht vnd verwegenheit gereitzet/ selbst/ zu
Nacht den Kercker besuchet/ vnd jhn in Purpur schlaf-
fend findet: drewet Michael/ nach dem jhm solches
durch einen Wächter (welcher den Keyser auß den
gestückten Schüen erkennet) zu wissen gethan/ in
höchster verzweifelung den mitverschwornen/ daß Er
sie/ dafern jhm nicht alßbald geholffen würde/ entde-
cken molle. Diese aber gelangen durch eine sondere list
in die Burg/ vnd erwürgen den Keyserjämmerlich
vor dem Altar/Jn dem l cccxx. Jahre nach vnsers
Erlösers Geburt/ dem VII. aber vnd V. Monat seiner
Regierung/ wie kurtz zuvor Tarasii Geist in einen Ge-
sichte verkündiget. Die Historie erzehlen weitleuffti-
ger Cedrenus vnd Zonaras in jhrem Leone vnd Mi-
chael Balbo.

Das Trawerspiel beginnet den Mittag vor dem heiligen
Christtage; wehret durch die Nacht/ vnd entdet sich vorauf-
gang der Sonnen.

Der Schamplatz ist Constantinopel/ vnd Vornemblich die
Keyserliche Burg.


Per-
Jnhalt deß Trawerſpiels.

MJchael Balbus Keyſer Leonis Armeni
Oberſter Feldhauptman/ nach dem Er zu
vnterſchiedenẽ malen wegẽ ſeiner Vntrew
vnd verleumbdungẽ angeklaget/ verſchwe-
ret ſich wider den Keyſer/ welcher jhn durch Exaboliũ
ſeinen geheymeſten Rath offt von ſeiner Leicht fertig-
keit abzuſtehen ermahnet. Weil aber Michael auf ſei-
nem Vorſatz verharꝛet/ wird er vnverſehens gefan-
gen vnd von dem Rath/ in welchem der Keyſer ſelbſt
Klaͤger vnd Richter/ zu dem Fewer verdammet. Jn-
dem er aber zu dem Holtzſtoß gefuͤhret wird/ verſcheubt
der Keyſer/ auff hefftiges anhalten ſeiner Gemahlin
Theodoſia, die Straffe biß nach dem Feſt. Jn deſſen
ſucht Michael alle mittel ſich zu rettẽ/ vñ weil der Key-
ſer durch furcht vnd verwegenheit gereitzet/ ſelbſt/ zu
Nacht den Kercker beſuchet/ vñ jhn in Purpur ſchlaf-
fend findet: drewet Michael/ nach dem jhm ſolches
durch einen Waͤchter (welcher den Keyſer auß den
geſtuͤckten Schuͤen erkennet) zu wiſſen gethan/ in
hoͤchſter verzweifelung den mitverſchwornen/ daß Er
ſie/ dafern jhm nicht alßbald geholffen wuͤrde/ entde-
cken molle. Dieſe aber gelangen durch eine ſondere liſt
in die Burg/ vnd erwuͤrgen den Keyſerjaͤmmerlich
vor dem Altar/Jn dem ⅼↄ ⅽⅽⅽxx. Jahre nach vnſers
Erloͤſers Geburt/ dem VII. aber vnd V. Monat ſeiner
Regierung/ wie kurtz zuvor Taraſii Geiſt in einẽ Ge-
ſichte verkuͤndiget. Die Hiſtorie erzehlen weitleuffti-
ger Cedrenus vnd Zonaras in jhrem Leone vnd Mi-
chaël Balbo.

Das Trawerſpiel beginnet den Mittag vor dem heiligen
Chriſttage; wehret durch die Nacht/ vnd entdet ſich vorauf-
gang der Sonnen.

Der Schamplatz iſt Conſtantinopel/ vnd Vornemblich die
Keyſerliche Burg.


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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/11>, abgerufen am 26.04.2024.