Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Horribilicribrifax
Himmel/ muß meine getreue Liebe mit einem so
traurigen Außgang belohnet werden!
Camilla. Gedult und Zeit/ werthe Jungfrau/ ändert und
heilet alles.
Coelest. Die Wunde ist zu groß/ und der Schmertz zu hef-
tig.
Camilla. Jch glaub es gern/ daß nichts verdrießlichers
und schändlichers/ als wann man treuer Liebe mit
Vndanck begegnet. Aber was kan euren Verstand
besser auff den rechten Weg bringen/ als wenn
ihr überleget/ wie übel er mit euch bißanher ge-
handelt.
Coelest. Aber warumb schneid ich mir selbst alle Hoffnung
ab? liebeste Camilla, suche doch noch einmahl Ge-
legenheit mit ihm zu reden/ und ihm meine grosse
Gewogenheit zu verstehen zu geben.
Camilla. Meine Jungfrau/ hat er sie nicht geachtet/ als
er noch im geringerm Stande geschwebet/ was
wird er ietzund thun/ nun er so unversehens so hoch
gestiegen? Ehre ändert die Gemütter und macht
aus Muth Hochmuth.
Coelest. Wolte GOtt/ sie änderte sein Gemütte/ daß er
ein wenig besser umb sich sehe und betrachtete/ wer
diese wäre/ die er verachtet.
Camill. Ach/ meine Jungfrau! Jhr begehret ein Wun-
derwerck und eine zu unsern Zeiten unerhörte Sa-
chen! kennet ihr Palladii unveränderlichen Vorsatz
nicht? Eher wolte ich wilde/ ja Felsen bewegen/
als ihn/ wenn er einen Schluß einmal gefasset.
Coelest. Mit einem Wort/ ich höre nichts mehr als meine
Verdamnüß in dem Rechtshandel der Libe.
Camilla. Es kan hier nicht anders seyn. Euer Richter ist
gar zu unbarmhertzig.
Coelest. Gilt denn keine fernere Beruffung? kein Auff-
schub? keine Linderung des Vrtheils?
Camill. Zu oder vor wen wollen wir des zihen?
Coelest.
Horribilicribrifax
Himmel/ muß meine getreue Liebe mit einem ſo
traurigen Außgang belohnet werden!
Camilla. Gedult und Zeit/ werthe Jungfrau/ aͤndert und
heilet alles.
Cœleſt. Die Wunde iſt zu groß/ und der Schmertz zu hef-
tig.
Camilla. Jch glaub es gern/ daß nichts verdrießlichers
und ſchaͤndlichers/ als wann man treuer Liebe mit
Vndanck begegnet. Aber was kan euren Verſtand
beſſer auff den rechten Weg bringen/ als wenn
ihr uͤberleget/ wie uͤbel er mit euch bißanher ge-
handelt.
Cœleſt. Aber warumb ſchneid ich mir ſelbſt alle Hoffnung
ab? liebeſte Camilla, ſuche doch noch einmahl Ge-
legenheit mit ihm zu reden/ und ihm meine groſſe
Gewogenheit zu verſtehen zu geben.
Camilla. Meine Jungfrau/ hat er ſie nicht geachtet/ als
er noch im geringerm Stande geſchwebet/ was
wird er ietzund thun/ nun er ſo unverſehens ſo hoch
geſtiegen? Ehre aͤndert die Gemuͤtter und macht
aus Muth Hochmuth.
Cœleſt. Wolte GOtt/ ſie aͤnderte ſein Gemuͤtte/ daß er
ein wenig beſſer umb ſich ſehe und betrachtete/ wer
dieſe waͤre/ die er verachtet.
Camill. Ach/ meine Jungfrau! Jhr begehret ein Wun-
derwerck und eine zu unſern Zeiten unerhoͤrte Sa-
chen! kennet ihr Palladii unveraͤnderlichen Vorſatz
nicht? Eher wolte ich wilde/ ja Felſen bewegen/
als ihn/ wenn er einen Schluß einmal gefaſſet.
Cœleſt. Mit einem Wort/ ich hoͤre nichts mehr als meine
Verdamnuͤß in dem Rechtshandel der Libe.
Camilla. Es kan hier nicht anders ſeyn. Euer Richter iſt
gar zu unbarmhertzig.
Cœleſt. Gilt denn keine fernere Beruffung? kein Auff-
ſchub? keine Linderung des Vrtheils?
Camill. Zu oder vor wen wollen wir des zihen?
Cœleſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CAE">
            <p><pb facs="#f0056" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Horribilicribrifax</hi></fw><lb/>
Himmel/ muß meine getreue Liebe mit einem &#x017F;o<lb/>
traurigen Außgang belohnet werden!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Camilla.</hi> </speaker>
            <p>Gedult und Zeit/ werthe Jungfrau/ a&#x0364;ndert und<lb/>
heilet alles.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">C&#x0153;le&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Die Wunde i&#x017F;t zu groß/ und der Schmertz zu hef-<lb/>
tig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Camilla.</hi> </speaker>
            <p>Jch glaub es gern/ daß nichts verdrießlichers<lb/>
und &#x017F;cha&#x0364;ndlichers/ als wann man treuer Liebe mit<lb/>
Vndanck begegnet. Aber was kan euren Ver&#x017F;tand<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er auff den rechten Weg bringen/ als wenn<lb/>
ihr u&#x0364;berleget/ wie u&#x0364;bel er mit euch bißanher ge-<lb/>
handelt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">C&#x0153;le&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Aber warumb &#x017F;chneid ich mir &#x017F;elb&#x017F;t alle Hoffnung<lb/>
ab? liebe&#x017F;te <hi rendition="#aq">Camilla,</hi> &#x017F;uche doch noch einmahl Ge-<lb/>
legenheit mit ihm zu reden/ und ihm meine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Gewogenheit zu ver&#x017F;tehen zu geben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Camilla.</hi> </speaker>
            <p>Meine Jungfrau/ hat er &#x017F;ie nicht geachtet/ als<lb/>
er noch im geringerm Stande ge&#x017F;chwebet/ was<lb/>
wird er ietzund thun/ nun er &#x017F;o unver&#x017F;ehens &#x017F;o hoch<lb/>
ge&#x017F;tiegen<hi rendition="#i">?</hi> Ehre a&#x0364;ndert die Gemu&#x0364;tter und macht<lb/>
aus Muth Hochmuth.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">C&#x0153;le&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Wolte GOtt/ &#x017F;ie a&#x0364;nderte &#x017F;ein Gemu&#x0364;tte/ daß er<lb/>
ein wenig be&#x017F;&#x017F;er umb &#x017F;ich &#x017F;ehe und betrachtete/ wer<lb/>
die&#x017F;e wa&#x0364;re/ die er verachtet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Camill.</hi> </speaker>
            <p>Ach/ meine Jungfrau! Jhr begehret ein Wun-<lb/>
derwerck und eine zu un&#x017F;ern Zeiten unerho&#x0364;rte Sa-<lb/>
chen! kennet ihr <hi rendition="#aq">Palladii</hi> unvera&#x0364;nderlichen Vor&#x017F;atz<lb/>
nicht<hi rendition="#i">?</hi> Eher wolte ich wilde/ ja Fel&#x017F;en bewegen/<lb/>
als ihn/ wenn er einen Schluß einmal gefa&#x017F;&#x017F;et.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">C&#x0153;le&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Mit einem Wort/ ich ho&#x0364;re nichts mehr als meine<lb/>
Verdamnu&#x0364;ß in dem Rechtshandel der Libe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Camilla.</hi> </speaker>
            <p>Es kan hier nicht anders &#x017F;eyn. Euer Richter i&#x017F;t<lb/>
gar zu unbarmhertzig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">C&#x0153;le&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Gilt denn keine fernere Beruffung<hi rendition="#i">?</hi> kein Auff-<lb/>
&#x017F;chub? keine Linderung des Vrtheils<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Camill.</hi> </speaker>
            <p>Zu oder vor wen wollen wir des zihen<hi rendition="#i">?</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">C&#x0153;le&#x017F;t.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0056] Horribilicribrifax Himmel/ muß meine getreue Liebe mit einem ſo traurigen Außgang belohnet werden! Camilla. Gedult und Zeit/ werthe Jungfrau/ aͤndert und heilet alles. Cœleſt. Die Wunde iſt zu groß/ und der Schmertz zu hef- tig. Camilla. Jch glaub es gern/ daß nichts verdrießlichers und ſchaͤndlichers/ als wann man treuer Liebe mit Vndanck begegnet. Aber was kan euren Verſtand beſſer auff den rechten Weg bringen/ als wenn ihr uͤberleget/ wie uͤbel er mit euch bißanher ge- handelt. Cœleſt. Aber warumb ſchneid ich mir ſelbſt alle Hoffnung ab? liebeſte Camilla, ſuche doch noch einmahl Ge- legenheit mit ihm zu reden/ und ihm meine groſſe Gewogenheit zu verſtehen zu geben. Camilla. Meine Jungfrau/ hat er ſie nicht geachtet/ als er noch im geringerm Stande geſchwebet/ was wird er ietzund thun/ nun er ſo unverſehens ſo hoch geſtiegen? Ehre aͤndert die Gemuͤtter und macht aus Muth Hochmuth. Cœleſt. Wolte GOtt/ ſie aͤnderte ſein Gemuͤtte/ daß er ein wenig beſſer umb ſich ſehe und betrachtete/ wer dieſe waͤre/ die er verachtet. Camill. Ach/ meine Jungfrau! Jhr begehret ein Wun- derwerck und eine zu unſern Zeiten unerhoͤrte Sa- chen! kennet ihr Palladii unveraͤnderlichen Vorſatz nicht? Eher wolte ich wilde/ ja Felſen bewegen/ als ihn/ wenn er einen Schluß einmal gefaſſet. Cœleſt. Mit einem Wort/ ich hoͤre nichts mehr als meine Verdamnuͤß in dem Rechtshandel der Libe. Camilla. Es kan hier nicht anders ſeyn. Euer Richter iſt gar zu unbarmhertzig. Cœleſt. Gilt denn keine fernere Beruffung? kein Auff- ſchub? keine Linderung des Vrtheils? Camill. Zu oder vor wen wollen wir des zihen? Cœleſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar stellt den ersten datierten Druck da… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/56
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/56>, abgerufen am 07.05.2024.