Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

dazu, Frau Conrectorin, wenn jenes berüchtigte Subject kein Anderer wäre -- als ich selbst?

Frau Conrectorin betrachtete den Verwegenen einen Augenblick, dann brach sie in ein lautes, unaufhaltsames Lachen aus.

Sie, Vetterchen? Nein, das machen Sie mir nicht weiß -- mir nicht, um die Welt nicht!

Vetter Isidor stand beleidigt auf.

Wenn Sie ausgelacht haben werden, Frau Conrectorin, bitte ich, es mir mitzutheilen. Ich werde dann in Erwägung ziehen, ob ich Ihnen noch mehr sagen darf, einstweilen Gott befohlen, ich werde im Garten promeniren -- und damit wollte er zur Thüre hinaus.

Aber eilfertig folgte ihm die Conrectorin und hielt ihn am Zipfel seines Frackes fest.

Nein, nein, mein Schatz, hier geblieben, hier geblieben und gebeichtet! Wenn es sich wirklich so verhält, wie Sie sagen, so könnte ja Alles gut werden; denn Sie, Vetterchen, sind doch höchst ungefährlich!

Meinen Sie, Frau Conrectorin? sagte der Vetter mit entschieden verletztem Selbstbewußtsein. Nun, das käme denn doch immer noch sehr darauf an, meine hochverehrte Frau.

Frau Conrectorin war nahe daran, wieder in lautes Lachen herauszuplatzen, aber sie nahm sich zusammen.

Ja, ja, ja, ich will ja glauben, daß Sie ein wahrer Don Juan sein können, wenn Sie wollen, Vetterchen, aber nun erzählen Sie! -- Damit setzte sie sich, strich

dazu, Frau Conrectorin, wenn jenes berüchtigte Subject kein Anderer wäre — als ich selbst?

Frau Conrectorin betrachtete den Verwegenen einen Augenblick, dann brach sie in ein lautes, unaufhaltsames Lachen aus.

Sie, Vetterchen? Nein, das machen Sie mir nicht weiß — mir nicht, um die Welt nicht!

Vetter Isidor stand beleidigt auf.

Wenn Sie ausgelacht haben werden, Frau Conrectorin, bitte ich, es mir mitzutheilen. Ich werde dann in Erwägung ziehen, ob ich Ihnen noch mehr sagen darf, einstweilen Gott befohlen, ich werde im Garten promeniren — und damit wollte er zur Thüre hinaus.

Aber eilfertig folgte ihm die Conrectorin und hielt ihn am Zipfel seines Frackes fest.

Nein, nein, mein Schatz, hier geblieben, hier geblieben und gebeichtet! Wenn es sich wirklich so verhält, wie Sie sagen, so könnte ja Alles gut werden; denn Sie, Vetterchen, sind doch höchst ungefährlich!

Meinen Sie, Frau Conrectorin? sagte der Vetter mit entschieden verletztem Selbstbewußtsein. Nun, das käme denn doch immer noch sehr darauf an, meine hochverehrte Frau.

Frau Conrectorin war nahe daran, wieder in lautes Lachen herauszuplatzen, aber sie nahm sich zusammen.

Ja, ja, ja, ich will ja glauben, daß Sie ein wahrer Don Juan sein können, wenn Sie wollen, Vetterchen, aber nun erzählen Sie! — Damit setzte sie sich, strich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="2">
        <p><pb facs="#f0049"/>
dazu, Frau                Conrectorin, wenn jenes berüchtigte Subject kein Anderer wäre &#x2014; als ich selbst?</p><lb/>
        <p>Frau Conrectorin betrachtete den Verwegenen einen Augenblick, dann brach sie in ein                lautes, unaufhaltsames Lachen aus.</p><lb/>
        <p>Sie, Vetterchen? Nein, das machen Sie mir nicht weiß &#x2014; mir nicht, um die Welt                nicht!</p><lb/>
        <p>Vetter Isidor stand beleidigt auf.</p><lb/>
        <p>Wenn Sie ausgelacht haben werden, Frau Conrectorin, bitte ich, es mir mitzutheilen.                Ich werde dann in Erwägung ziehen, ob ich Ihnen noch mehr sagen darf, einstweilen                Gott befohlen, ich werde im Garten promeniren &#x2014; und damit wollte er zur Thüre                hinaus.</p><lb/>
        <p>Aber eilfertig folgte ihm die Conrectorin und hielt ihn am Zipfel seines Frackes                fest.</p><lb/>
        <p>Nein, nein, mein Schatz, hier geblieben, hier geblieben und gebeichtet! Wenn es sich                wirklich so verhält, wie Sie sagen, so könnte ja Alles gut werden; denn Sie,                Vetterchen, sind doch höchst ungefährlich!</p><lb/>
        <p>Meinen Sie, Frau Conrectorin? sagte der Vetter mit entschieden verletztem                Selbstbewußtsein. Nun, das käme denn doch immer noch sehr darauf an, meine                hochverehrte Frau.</p><lb/>
        <p>Frau Conrectorin war nahe daran, wieder in lautes Lachen herauszuplatzen, aber sie                nahm sich zusammen.</p><lb/>
        <p>Ja, ja, ja, ich will ja glauben, daß Sie ein wahrer Don Juan sein können, wenn Sie                wollen, Vetterchen, aber nun erzählen Sie! &#x2014; Damit setzte sie sich, strich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0049] dazu, Frau Conrectorin, wenn jenes berüchtigte Subject kein Anderer wäre — als ich selbst? Frau Conrectorin betrachtete den Verwegenen einen Augenblick, dann brach sie in ein lautes, unaufhaltsames Lachen aus. Sie, Vetterchen? Nein, das machen Sie mir nicht weiß — mir nicht, um die Welt nicht! Vetter Isidor stand beleidigt auf. Wenn Sie ausgelacht haben werden, Frau Conrectorin, bitte ich, es mir mitzutheilen. Ich werde dann in Erwägung ziehen, ob ich Ihnen noch mehr sagen darf, einstweilen Gott befohlen, ich werde im Garten promeniren — und damit wollte er zur Thüre hinaus. Aber eilfertig folgte ihm die Conrectorin und hielt ihn am Zipfel seines Frackes fest. Nein, nein, mein Schatz, hier geblieben, hier geblieben und gebeichtet! Wenn es sich wirklich so verhält, wie Sie sagen, so könnte ja Alles gut werden; denn Sie, Vetterchen, sind doch höchst ungefährlich! Meinen Sie, Frau Conrectorin? sagte der Vetter mit entschieden verletztem Selbstbewußtsein. Nun, das käme denn doch immer noch sehr darauf an, meine hochverehrte Frau. Frau Conrectorin war nahe daran, wieder in lautes Lachen herauszuplatzen, aber sie nahm sich zusammen. Ja, ja, ja, ich will ja glauben, daß Sie ein wahrer Don Juan sein können, wenn Sie wollen, Vetterchen, aber nun erzählen Sie! — Damit setzte sie sich, strich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/49
Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/49>, abgerufen am 24.11.2024.