Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ich, wie Herr Aloys Heister aus dem Wagen steigt und auf das Hofgut losgeht; aber ehe er noch an die Thüre kommt, tritt der alte General auf die Treppenrampe vor dem Hause und befiehlt ihm, draußen zu bleiben. Ueber den Gartenzaun weg haben sie die letzte Unterhandlung geführt; sie war kurz genug, denn auf eine Untersuchung der Bücher wollte sich der Herr Heister nicht einlassen, da es doch zu Nichts helfen würde. -- So, mein Herr, ruft der Alte, aber von mir erwarten Sie Hülfe -- es thut mir leid, Ihnen zu sagen, daß Sie umsonst gekommen sind. Von mir haben Sie nichts zu erwarten, nicht einmal nach meinem Tode! So verlange ich meine Frau von Ihnen! ruft er. In demselben Augenblick tritt Julia auf die Galerie, um zu hören, was es gebe. -- Zu welchem Zwecke verlangen Sie meine Enkelin, die Sie angeblich schon Frau nennen? ruft der alte General. Können Sie es über das Herz bringen, uns in das Elend zu stoßen, so wird Julia mein Schicksal theilen. Ich bin im Begriff, in das Ausland zu gehen, und rufe meine Frau zu ihrer Pflicht, mir zu folgen! Ja wohl, um ein Pfand zu haben, um uns auszubeuten, ruft der Alte mit Ingrimm, daraus wird nichts, mein Freund! So zwingen Sie mich, Gewalt zu brauchen, schreit Aloys und stürmt auf die Thür los. ich, wie Herr Aloys Heister aus dem Wagen steigt und auf das Hofgut losgeht; aber ehe er noch an die Thüre kommt, tritt der alte General auf die Treppenrampe vor dem Hause und befiehlt ihm, draußen zu bleiben. Ueber den Gartenzaun weg haben sie die letzte Unterhandlung geführt; sie war kurz genug, denn auf eine Untersuchung der Bücher wollte sich der Herr Heister nicht einlassen, da es doch zu Nichts helfen würde. — So, mein Herr, ruft der Alte, aber von mir erwarten Sie Hülfe — es thut mir leid, Ihnen zu sagen, daß Sie umsonst gekommen sind. Von mir haben Sie nichts zu erwarten, nicht einmal nach meinem Tode! So verlange ich meine Frau von Ihnen! ruft er. In demselben Augenblick tritt Julia auf die Galerie, um zu hören, was es gebe. — Zu welchem Zwecke verlangen Sie meine Enkelin, die Sie angeblich schon Frau nennen? ruft der alte General. Können Sie es über das Herz bringen, uns in das Elend zu stoßen, so wird Julia mein Schicksal theilen. Ich bin im Begriff, in das Ausland zu gehen, und rufe meine Frau zu ihrer Pflicht, mir zu folgen! Ja wohl, um ein Pfand zu haben, um uns auszubeuten, ruft der Alte mit Ingrimm, daraus wird nichts, mein Freund! So zwingen Sie mich, Gewalt zu brauchen, schreit Aloys und stürmt auf die Thür los. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0034"/> ich, wie Herr Aloys Heister aus dem Wagen steigt und auf das Hofgut losgeht; aber ehe er noch an die Thüre kommt, tritt der alte General auf die Treppenrampe vor dem Hause und befiehlt ihm, draußen zu bleiben. Ueber den Gartenzaun weg haben sie die letzte Unterhandlung geführt; sie war kurz genug, denn auf eine Untersuchung der Bücher wollte sich der Herr Heister nicht einlassen, da es doch zu Nichts helfen würde. —</p><lb/> <p>So, mein Herr, ruft der Alte, aber von mir erwarten Sie Hülfe — es thut mir leid, Ihnen zu sagen, daß Sie umsonst gekommen sind. Von mir haben Sie nichts zu erwarten, nicht einmal nach meinem Tode!</p><lb/> <p>So verlange ich meine Frau von Ihnen! ruft er. In demselben Augenblick tritt Julia auf die Galerie, um zu hören, was es gebe. —</p><lb/> <p>Zu welchem Zwecke verlangen <choice><sic>sie</sic><corr>Sie</corr></choice> meine Enkelin, die Sie angeblich schon Frau nennen? ruft der alte General.</p><lb/> <p>Können Sie es über das Herz bringen, uns in das Elend zu stoßen, so wird Julia mein Schicksal theilen. Ich bin im Begriff, in das Ausland zu gehen, und rufe meine Frau zu ihrer Pflicht, mir zu folgen!</p><lb/> <p>Ja wohl, um ein Pfand zu haben, um uns auszubeuten, ruft der Alte mit Ingrimm, daraus wird nichts, mein Freund!</p><lb/> <p>So zwingen Sie mich, Gewalt zu brauchen, schreit Aloys und stürmt auf die Thür los.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
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So, mein Herr, ruft der Alte, aber von mir erwarten Sie Hülfe — es thut mir leid, Ihnen zu sagen, daß Sie umsonst gekommen sind. Von mir haben Sie nichts zu erwarten, nicht einmal nach meinem Tode!
So verlange ich meine Frau von Ihnen! ruft er. In demselben Augenblick tritt Julia auf die Galerie, um zu hören, was es gebe. —
Zu welchem Zwecke verlangen Sie meine Enkelin, die Sie angeblich schon Frau nennen? ruft der alte General.
Können Sie es über das Herz bringen, uns in das Elend zu stoßen, so wird Julia mein Schicksal theilen. Ich bin im Begriff, in das Ausland zu gehen, und rufe meine Frau zu ihrer Pflicht, mir zu folgen!
Ja wohl, um ein Pfand zu haben, um uns auszubeuten, ruft der Alte mit Ingrimm, daraus wird nichts, mein Freund!
So zwingen Sie mich, Gewalt zu brauchen, schreit Aloys und stürmt auf die Thür los.
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Zitationshilfe: | Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/34>, abgerufen am 16.02.2025. |