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Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Sepp, an wen war das Billet heute Nachmittag?

An den Herrn Vetter, sagte der Milchmann und zog seine Kappe. Er hat mir einen Thaler gegeben, fügte er mit verschmitzter Miene hinzu.

Diese Freigebigkeit lag ganz außer der sonstigen Natur Vetter Isidor's und riß die kluge Frau Conrectorin in einen neuen Strudel von Vermuthungen und Combinationen, die jedoch endlich zu dem erfreulichen Schluß kamen, daß keineswegs Alles schon verloren sein könne. -- Infolge dieser Betrachtung schlief die Frau Conrectorin die ganze Nacht durch auf das Vortrefflichste. Wie gewöhnlich ward sie durch den Schlag der Thurmuhr um Sechs geweckt. Behaglich gab sie sich noch eine Weile allerhand tröstlichen Ueberlegungen hin, bevor sie aufstand, und die meisten derselben betrafen natürlich Vetter Isidor, sowie seine möglichen Pläne und Aussichten.

Um sieben Uhr begann die Messe in der Dorfkirche; wieder kam der Frau Conrectorin die Erinnerung an die gestrigen Auftritte, und folgerichtig knüpfte sich der Gedanke daran, heute noch einmal mit Frau Julien zu reden und von ihr Aufschluß zu erhalten.

Eilfertig stand sie auf, es war wirklich später geworden, als gewöhnlich, und kleidete sich an. Dabei trat sie zufällig auch an das Fenster, und zwar im Augenblick, als Frau Julia unten vorüberging; sie war sorgfältig angezogen und dicht verschleiert; in der Hand trug sie eine kleine Tasche.

Sepp, an wen war das Billet heute Nachmittag?

An den Herrn Vetter, sagte der Milchmann und zog seine Kappe. Er hat mir einen Thaler gegeben, fügte er mit verschmitzter Miene hinzu.

Diese Freigebigkeit lag ganz außer der sonstigen Natur Vetter Isidor's und riß die kluge Frau Conrectorin in einen neuen Strudel von Vermuthungen und Combinationen, die jedoch endlich zu dem erfreulichen Schluß kamen, daß keineswegs Alles schon verloren sein könne. — Infolge dieser Betrachtung schlief die Frau Conrectorin die ganze Nacht durch auf das Vortrefflichste. Wie gewöhnlich ward sie durch den Schlag der Thurmuhr um Sechs geweckt. Behaglich gab sie sich noch eine Weile allerhand tröstlichen Ueberlegungen hin, bevor sie aufstand, und die meisten derselben betrafen natürlich Vetter Isidor, sowie seine möglichen Pläne und Aussichten.

Um sieben Uhr begann die Messe in der Dorfkirche; wieder kam der Frau Conrectorin die Erinnerung an die gestrigen Auftritte, und folgerichtig knüpfte sich der Gedanke daran, heute noch einmal mit Frau Julien zu reden und von ihr Aufschluß zu erhalten.

Eilfertig stand sie auf, es war wirklich später geworden, als gewöhnlich, und kleidete sich an. Dabei trat sie zufällig auch an das Fenster, und zwar im Augenblick, als Frau Julia unten vorüberging; sie war sorgfältig angezogen und dicht verschleiert; in der Hand trug sie eine kleine Tasche.

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[0104] Sepp, an wen war das Billet heute Nachmittag? An den Herrn Vetter, sagte der Milchmann und zog seine Kappe. Er hat mir einen Thaler gegeben, fügte er mit verschmitzter Miene hinzu. Diese Freigebigkeit lag ganz außer der sonstigen Natur Vetter Isidor's und riß die kluge Frau Conrectorin in einen neuen Strudel von Vermuthungen und Combinationen, die jedoch endlich zu dem erfreulichen Schluß kamen, daß keineswegs Alles schon verloren sein könne. — Infolge dieser Betrachtung schlief die Frau Conrectorin die ganze Nacht durch auf das Vortrefflichste. Wie gewöhnlich ward sie durch den Schlag der Thurmuhr um Sechs geweckt. Behaglich gab sie sich noch eine Weile allerhand tröstlichen Ueberlegungen hin, bevor sie aufstand, und die meisten derselben betrafen natürlich Vetter Isidor, sowie seine möglichen Pläne und Aussichten. Um sieben Uhr begann die Messe in der Dorfkirche; wieder kam der Frau Conrectorin die Erinnerung an die gestrigen Auftritte, und folgerichtig knüpfte sich der Gedanke daran, heute noch einmal mit Frau Julien zu reden und von ihr Aufschluß zu erhalten. Eilfertig stand sie auf, es war wirklich später geworden, als gewöhnlich, und kleidete sich an. Dabei trat sie zufällig auch an das Fenster, und zwar im Augenblick, als Frau Julia unten vorüberging; sie war sorgfältig angezogen und dicht verschleiert; in der Hand trug sie eine kleine Tasche.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

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Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/104>, abgerufen am 03.12.2024.