Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

daß seine vollkommene Tugenden und
Schönheit nichts anders als einen ge-
treuen liebreichen Vatter; Und hinge-
gen an der Lia und seinen zehen Brüdern
eilff abgesagte Feind erworben/ welches
er doch niemalen gemerckt/ weil er sich
eingebildet/ es sey ein jedes so Edel und
auffrichtig geartet/ wie er selbsten. Je
mehr aber seine Tugenden von seinen
mißgönstigen Brüdern beneidet wur-
den/ umb so viel desto mehr würden sol-
che hingegen nicht allein von seinem
Vatter sondern auch von GOtt selbst
zum höchsten beliebt; Dann der Him-
mel offenbahrte ihm [i]m Traum/ was
vor eines Glücks er sich zu deroselben
Belohnung vor seinen Brüdern ins
künfftig zugetrösten hätte; Wordurch
er zugleich Anlaß bek[a]m/ den Außlegun-
gen der Träum obzuligen/ deren Be-
deutungen nachzusinnen/ und was ihm
daran noch abgieng/ von seinem Vat-
ter zulernen; Sein erster Traum den
er seinen Vatter in Gegenwart seiner
Brüder (zwar mehr von kurtzweil und

Wun-

daß ſeine vollkommene Tugenden und
Schoͤnheit nichts anders als einen ge-
treuen liebreichen Vatter; Und hinge-
gen an der Lia und ſeinen zehen Bruͤdern
eilff abgeſagte Feind erworben/ welches
er doch niemalen gemerckt/ weil er ſich
eingebildet/ es ſey ein jedes ſo Edel und
auffrichtig geartet/ wie er ſelbſten. Je
mehr aber ſeine Tugenden von ſeinen
mißgoͤnſtigen Bruͤdern beneidet wur-
den/ umb ſo viel deſto mehr wuͤrden ſol-
che hingegen nicht allein von ſeinem
Vatter ſondern auch von GOtt ſelbſt
zum hoͤchſten beliebt; Dann der Him-
mel offenbahrte ihm [i]m Traum/ was
vor eines Gluͤcks er ſich zu deroſelben
Belohnung vor ſeinen Bruͤdern ins
kuͤnfftig zugetroͤſten haͤtte; Wordurch
er zugleich Anlaß bek[a]m/ den Außlegun-
gen der Traͤum obzuligen/ deren Be-
deutungen nachzuſinnen/ und was ihm
daran noch abgieng/ von ſeinem Vat-
ter zulernen; Sein erſter Traum den
er ſeinen Vatter in Gegenwart ſeiner
Bruͤder (zwar mehr von kurtzweil und

Wun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014" n="10.[10]"/>
daß &#x017F;eine vollkommene Tugenden und<lb/>
Scho&#x0364;nheit nichts anders als einen ge-<lb/>
treuen liebreichen Vatter; Und hinge-<lb/>
gen an der Lia und &#x017F;einen zehen Bru&#x0364;dern<lb/>
eilff abge&#x017F;agte Feind erworben/ welches<lb/>
er doch niemalen gemerckt/ weil er &#x017F;ich<lb/>
eingebildet/ es &#x017F;ey ein jedes &#x017F;o Edel und<lb/>
auffrichtig geartet/ wie er &#x017F;elb&#x017F;ten. Je<lb/>
mehr aber &#x017F;eine Tugenden von &#x017F;einen<lb/>
mißgo&#x0364;n&#x017F;tigen Bru&#x0364;dern beneidet wur-<lb/>
den/ umb &#x017F;o viel de&#x017F;to mehr wu&#x0364;rden &#x017F;ol-<lb/>
che hingegen nicht allein von &#x017F;einem<lb/>
Vatter &#x017F;ondern auch von GOtt &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten beliebt; Dann der Him-<lb/>
mel offenbahrte ihm <supplied>i</supplied>m Traum/ was<lb/>
vor eines Glu&#x0364;cks er &#x017F;ich zu dero&#x017F;elben<lb/>
Belohnung vor &#x017F;einen Bru&#x0364;dern ins<lb/>
ku&#x0364;nfftig zugetro&#x0364;&#x017F;ten ha&#x0364;tte; Wordurch<lb/>
er zugleich Anlaß bek<supplied>a</supplied>m/ den Außlegun-<lb/>
gen der Tra&#x0364;um obzuligen/ deren Be-<lb/>
deutungen nachzu&#x017F;innen/ und was ihm<lb/>
daran noch abgieng/ von &#x017F;einem Vat-<lb/>
ter zulernen; Sein er&#x017F;ter Traum den<lb/>
er &#x017F;einen Vatter in Gegenwart &#x017F;einer<lb/>
Bru&#x0364;der (zwar mehr von kurtzweil und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wun-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10.[10]/0014] daß ſeine vollkommene Tugenden und Schoͤnheit nichts anders als einen ge- treuen liebreichen Vatter; Und hinge- gen an der Lia und ſeinen zehen Bruͤdern eilff abgeſagte Feind erworben/ welches er doch niemalen gemerckt/ weil er ſich eingebildet/ es ſey ein jedes ſo Edel und auffrichtig geartet/ wie er ſelbſten. Je mehr aber ſeine Tugenden von ſeinen mißgoͤnſtigen Bruͤdern beneidet wur- den/ umb ſo viel deſto mehr wuͤrden ſol- che hingegen nicht allein von ſeinem Vatter ſondern auch von GOtt ſelbſt zum hoͤchſten beliebt; Dann der Him- mel offenbahrte ihm im Traum/ was vor eines Gluͤcks er ſich zu deroſelben Belohnung vor ſeinen Bruͤdern ins kuͤnfftig zugetroͤſten haͤtte; Wordurch er zugleich Anlaß bekam/ den Außlegun- gen der Traͤum obzuligen/ deren Be- deutungen nachzuſinnen/ und was ihm daran noch abgieng/ von ſeinem Vat- ter zulernen; Sein erſter Traum den er ſeinen Vatter in Gegenwart ſeiner Bruͤder (zwar mehr von kurtzweil und Wun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/14
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 10.[10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/14>, abgerufen am 22.11.2024.