Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Anliegen; dann ob ihm gleich einer über
sein Weib komme/ so lasse ers jedoch bey
dem/ was ein solcher ausgerichtet/ nicht
verbleiben/ sondern nehme Zeit dieselbe
frembde Arbeit wider anders zu machen;
Er hielte mir jederzeit ein trefflich Pferd
mit schönen Sattel und Zeug mondirt/
ich ritte nicht wie andere Officiers-Frau-
en in einem Weiber-Sattel/ sondern
auf einen Manns-Sattel; und ob ich
gleich überzwergs sasse/ so führte ich doch
Pistolen und einen Türckischen Sebel
unter dem Schenckel/ hatte auch jeder-
zeit einen Stegreiff auf der andern Sei-
ten hangen/ und war im übrigen mit
Hosen und einem dünnen daffeten Röck-
lein darüber also versehen/ daß ich all
Augenblick schrittling sitzen und einen
jungen Reutters Kerl proesentirn konn-
te; gab es dann eine Rencontra gegen
dem Feinde/ so war mir unmüglich a
part
nicht mit zu machen/ ich sagte viel-
malen: eine Dame/ die sich gegen einem
Mann zu Pferd zu wehren nicht wagen
dörffte/ solte auch kein Plümage wie ein

Mann

Anliegen; dann ob ihm gleich einer uͤber
ſein Weib komme/ ſo laſſe ers jedoch bey
dem/ was ein ſolcher ausgerichtet/ nicht
verbleiben/ ſondern nehme Zeit dieſelbe
frembde Arbeit wider andeꝛs zu machen;
Er hielte mir jederzeit ein trefflich Pferd
mit ſchoͤnen Sattel und Zeug mondirt/
ich ritte nicht wie andere Officiers-Frau-
en in einem Weiber-Sattel/ ſondern
auf einen Manns-Sattel; und ob ich
gleich uͤberzwergs ſaſſe/ ſo fuͤhrte ich doch
Piſtolen und einen Tuͤrckiſchen Sebel
unter dem Schenckel/ hatte auch jeder-
zeit einen Stegreiff auf der andern Sei-
ten hangen/ und war im uͤbrigen mit
Hoſen und einem duͤnnen daffeten Roͤck-
lein daruͤber alſo verſehen/ daß ich all
Augenblick ſchrittling ſitzen und einen
jungen Reutters Kerl prœſentirn konn-
te; gab es dann eine Rencontra gegen
dem Feinde/ ſo war mir unmuͤglich a
part
nicht mit zu machen/ ich ſagte viel-
malen: eine Dame/ die ſich gegen einem
Mann zu Pferd zu wehren nicht wagen
doͤrffte/ ſolte auch kein Pluͤmage wie ein

Mann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0063" n="61"/>
Anliegen; dann ob ihm gleich einer u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ein Weib komme/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;e ers jedoch bey<lb/>
dem/ was ein &#x017F;olcher ausgerichtet/ nicht<lb/>
verbleiben/ &#x017F;ondern nehme Zeit die&#x017F;elbe<lb/>
frembde Arbeit wider ande&#xA75B;s zu machen;<lb/>
Er hielte mir jederzeit ein trefflich Pferd<lb/>
mit &#x017F;cho&#x0364;nen Sattel und Zeug mondirt/<lb/>
ich ritte nicht wie andere Officiers-Frau-<lb/>
en in einem Weiber-Sattel/ &#x017F;ondern<lb/>
auf einen Manns-Sattel; und ob ich<lb/>
gleich u&#x0364;berzwergs &#x017F;a&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;o fu&#x0364;hrte ich doch<lb/>
Pi&#x017F;tolen und einen Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Sebel<lb/>
unter dem Schenckel/ hatte auch jeder-<lb/>
zeit einen Stegreiff auf der andern Sei-<lb/>
ten hangen/ und war im u&#x0364;brigen mit<lb/>
Ho&#x017F;en und einem du&#x0364;nnen daffeten Ro&#x0364;ck-<lb/>
lein daru&#x0364;ber al&#x017F;o ver&#x017F;ehen/ daß ich all<lb/>
Augenblick &#x017F;chrittling &#x017F;itzen und einen<lb/>
jungen Reutters Kerl pr&#x0153;&#x017F;entirn konn-<lb/>
te; gab es dann eine Rencontra gegen<lb/>
dem Feinde/ &#x017F;o war mir unmu&#x0364;glich <hi rendition="#aq">a<lb/>
part</hi> nicht mit zu machen/ ich &#x017F;agte viel-<lb/>
malen: eine Dame/ die &#x017F;ich gegen einem<lb/>
Mann zu Pferd zu wehren nicht wagen<lb/>
do&#x0364;rffte/ &#x017F;olte auch kein Plu&#x0364;mage wie ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mann</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0063] Anliegen; dann ob ihm gleich einer uͤber ſein Weib komme/ ſo laſſe ers jedoch bey dem/ was ein ſolcher ausgerichtet/ nicht verbleiben/ ſondern nehme Zeit dieſelbe frembde Arbeit wider andeꝛs zu machen; Er hielte mir jederzeit ein trefflich Pferd mit ſchoͤnen Sattel und Zeug mondirt/ ich ritte nicht wie andere Officiers-Frau- en in einem Weiber-Sattel/ ſondern auf einen Manns-Sattel; und ob ich gleich uͤberzwergs ſaſſe/ ſo fuͤhrte ich doch Piſtolen und einen Tuͤrckiſchen Sebel unter dem Schenckel/ hatte auch jeder- zeit einen Stegreiff auf der andern Sei- ten hangen/ und war im uͤbrigen mit Hoſen und einem duͤnnen daffeten Roͤck- lein daruͤber alſo verſehen/ daß ich all Augenblick ſchrittling ſitzen und einen jungen Reutters Kerl prœſentirn konn- te; gab es dann eine Rencontra gegen dem Feinde/ ſo war mir unmuͤglich a part nicht mit zu machen/ ich ſagte viel- malen: eine Dame/ die ſich gegen einem Mann zu Pferd zu wehren nicht wagen doͤrffte/ ſolte auch kein Pluͤmage wie ein Mann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/63
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/63>, abgerufen am 05.05.2024.