Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

seine eigene blöde Gebrechlichkeit/ schlaff-
und weintrunckener Weiß/ in alles Unheil
und Unglück gestürtzt: und also um alles
sein Glück und Wohlfarth gebracht wer-
den mag.

Gleichwie nun aber ich in meinem Ge-
müth/ auch um die allergeringste Schmach
und vermeinte zugefügte Unbillichkeit/
gantz rachgierig und unversöhnlich war/
als erzeigte sich auch mein Leib/ wann
er im geringsten verletzt würde/ gleichsam
gantz unheilsam; nicht weiß ich/ ob dersel-
be dem Gemüth nachähmte/ oder ob die Zär-
te meiner Haut und sonderbahren comple-
xion,
so grobe Stöfe/ wie ein Saltzburger
Holtzbauer nicht ertragen konnte; einmahl/
ich hatte meine blaue Fenster/ und von
Spring-ins-felts Faust/ die Waarzeichen
noch in meinem sonst zarten Angesicht/
die er mir im Lager vor Mantua einge-
tränckt/ da er mich in obbemelten Lager
an der Thonau/ als ich abermahl mit-
ten im besten Schlaff lag/ bey der Mit-
ten kriegte/ auf die Achsel nahm/ mit
mir also im Hembd/ wie er mich erdappt

gehabt/

ſeine eigene bloͤde Gebrechlichkeit/ ſchlaff-
und weintrunckener Weiß/ in alles Unheil
und Ungluͤck geſtuͤrtzt: und alſo um alles
ſein Gluͤck und Wohlfarth gebracht wer-
den mag.

Gleichwie nun aber ich in meinem Ge-
muͤth/ auch um die allergeringſte Schmach
und vermeinte zugefuͤgte Unbillichkeit/
gantz rachgierig und unverſoͤhnlich war/
als erzeigte ſich auch mein Leib/ wann
er im geringſten verletzt wuͤrde/ gleichſam
gantz unheilſam; nicht weiß ich/ ob derſel-
be dem Gemuͤth nachaͤhmte/ oder ob die Zaͤr-
te meiner Haut und ſonderbahren comple-
xion,
ſo grobe Stoͤfe/ wie ein Saltzburger
Holtzbauer nicht ertragen koñte; einmahl/
ich hatte meine blaue Fenſter/ und von
Spring-ins-felts Fauſt/ die Waarzeichen
noch in meinem ſonſt zarten Angeſicht/
die er mir im Lager vor Mantua einge-
traͤnckt/ da er mich in obbemelten Lager
an der Thonau/ als ich abermahl mit-
ten im beſten Schlaff lag/ bey der Mit-
ten kriegte/ auf die Achſel nahm/ mit
mir alſo im Hembd/ wie er mich erdappt

gehabt/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0209" n="207"/>
&#x017F;eine eigene blo&#x0364;de Gebrechlichkeit/ &#x017F;chlaff-<lb/>
und weintrunckener Weiß/ in alles Unheil<lb/>
und Unglu&#x0364;ck ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt: und al&#x017F;o um alles<lb/>
&#x017F;ein Glu&#x0364;ck und Wohlfarth gebracht wer-<lb/>
den mag.</p><lb/>
        <p>Gleichwie nun aber ich in meinem Ge-<lb/>
mu&#x0364;th/ auch um die allergering&#x017F;te Schmach<lb/>
und vermeinte zugefu&#x0364;gte Unbillichkeit/<lb/>
gantz rachgierig und unver&#x017F;o&#x0364;hnlich war/<lb/>
als erzeigte &#x017F;ich auch mein Leib/ wann<lb/>
er im gering&#x017F;ten verletzt wu&#x0364;rde/ gleich&#x017F;am<lb/>
gantz unheil&#x017F;am; nicht weiß ich/ ob der&#x017F;el-<lb/>
be dem Gemu&#x0364;th nacha&#x0364;hmte/ oder ob die Za&#x0364;r-<lb/>
te meiner Haut und &#x017F;onderbahren <hi rendition="#aq">comple-<lb/>
xion,</hi> &#x017F;o grobe Sto&#x0364;fe/ wie ein Saltzburger<lb/>
Holtzbauer nicht ertragen kon&#x0303;te; einmahl/<lb/>
ich hatte meine blaue Fen&#x017F;ter/ und von<lb/>
Spring-ins-felts Fau&#x017F;t/ die Waarzeichen<lb/>
noch in meinem &#x017F;on&#x017F;t zarten Ange&#x017F;icht/<lb/>
die er mir im Lager vor Mantua einge-<lb/>
tra&#x0364;nckt/ da er mich in obbemelten Lager<lb/>
an der Thonau/ als ich abermahl mit-<lb/>
ten im be&#x017F;ten Schlaff lag/ bey der Mit-<lb/>
ten kriegte/ auf die Ach&#x017F;el nahm/ mit<lb/>
mir al&#x017F;o im Hembd/ wie er mich erdappt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehabt/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0209] ſeine eigene bloͤde Gebrechlichkeit/ ſchlaff- und weintrunckener Weiß/ in alles Unheil und Ungluͤck geſtuͤrtzt: und alſo um alles ſein Gluͤck und Wohlfarth gebracht wer- den mag. Gleichwie nun aber ich in meinem Ge- muͤth/ auch um die allergeringſte Schmach und vermeinte zugefuͤgte Unbillichkeit/ gantz rachgierig und unverſoͤhnlich war/ als erzeigte ſich auch mein Leib/ wann er im geringſten verletzt wuͤrde/ gleichſam gantz unheilſam; nicht weiß ich/ ob derſel- be dem Gemuͤth nachaͤhmte/ oder ob die Zaͤr- te meiner Haut und ſonderbahren comple- xion, ſo grobe Stoͤfe/ wie ein Saltzburger Holtzbauer nicht ertragen koñte; einmahl/ ich hatte meine blaue Fenſter/ und von Spring-ins-felts Fauſt/ die Waarzeichen noch in meinem ſonſt zarten Angeſicht/ die er mir im Lager vor Mantua einge- traͤnckt/ da er mich in obbemelten Lager an der Thonau/ als ich abermahl mit- ten im beſten Schlaff lag/ bey der Mit- ten kriegte/ auf die Achſel nahm/ mit mir alſo im Hembd/ wie er mich erdappt gehabt/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/209
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/209>, abgerufen am 23.11.2024.