Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

sellen in der Welt/ der entweder beym schwe-
ren Trunck/ oder aus Armuth/ desperation,
blinder Hoffnung/ grossen Glückes/ oder
aus Geitz/ Unkeuschheit/ Zorn/ Neid/
Rachgier/ oder etwas dergleichen diesen
Gast wieder von dir um die Gebühr an-
nimmt!

Diesen nach/ gebrauchte ich mich dessen
Hülff/ in aller Maß und Form/ wie er mir
beydes von dem alten Verkäuffer/ als auch
meiner Kostfrauen oder angenommenen Böh-
mischen Mutter beschrieben worden; Jch
verspührte auch seine Würckung täglich;
dann wo ein Marquedenter ein Faß Weins
auszapffte/ vertrieb ich deren drey oder vier;
wo ein Gast einmahl meinen Tranck oder
meine Speisse kostete/ so bliebe er das ander-
mal nit aus! welchen ich ansahe/ und wünsch-
te seiner zu geniessen; derselbe war gleich fix
und fertig/ mir in der allerunterthänigsten
Andacht aufzuwarten/ ja mich fast wie eine
Göttin zu ehren; kam ich in ein Quartier/
da der Haußwirth entflohen: oder daß es son-
sten ein Herberg oder verlassene Wohnung
war/ darinn sonst niemand wohnen konte (mas-

sen
H vj

ſellen in der Welt/ der entweder beym ſchwe-
ren Trunck/ oder aus Armuth/ deſperation,
blinder Hoffnung/ groſſen Gluͤckes/ oder
aus Geitz/ Unkeuſchheit/ Zorn/ Neid/
Rachgier/ oder etwas dergleichen dieſen
Gaſt wieder von dir um die Gebuͤhr an-
nimmt!

Dieſen nach/ gebrauchte ich mich deſſen
Huͤlff/ in aller Maß und Form/ wie er mir
beydes von dem alten Verkaͤuffer/ als auch
meiner Koſtfrauẽ oder angenom̃enen Boͤh-
miſchen Mutter beſchrieben worden; Jch
verſpuͤhrte auch ſeine Wuͤrckung taͤglich;
dann wo ein Marquedenter ein Faß Weins
auszapffte/ vertrieb ich deren drey oder vier;
wo ein Gaſt einmahl meinen Tranck oder
meine Speiſſe koſtete/ ſo bliebe er das ander-
mal nit aus! welchen ich anſahe/ uñ wuͤnſch-
te ſeiner zu genieſſen; derſelbe war gleich fix
und fertig/ mir in der allerunterthaͤnigſten
Andacht aufzuwarten/ ja mich faſt wie eine
Goͤttin zu ehren; kam ich in ein Quartier/
da der Haußwirth entflohẽ: oder daß es ſon-
ſten ein Herberg oder verlaſſene Wohnung
war/ dariñ ſonſt niemand wohnẽ konte (maſ-

ſen
H vj
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0177" n="175"/>
&#x017F;ellen in der Welt/ der entweder beym &#x017F;chwe-<lb/>
ren Trunck/ oder aus Armuth/ <hi rendition="#aq">de&#x017F;peration,</hi><lb/>
blinder Hoffnung/ gro&#x017F;&#x017F;en Glu&#x0364;ckes/ oder<lb/>
aus Geitz/ Unkeu&#x017F;chheit/ Zorn/ Neid/<lb/>
Rachgier/ oder etwas dergleichen die&#x017F;en<lb/>
Ga&#x017F;t wieder von dir um die Gebu&#x0364;hr an-<lb/>
nimmt!</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;en nach/ gebrauchte ich mich de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Hu&#x0364;lff/ in aller Maß und Form/ wie er mir<lb/>
beydes von dem alten Verka&#x0364;uffer/ als auch<lb/>
meiner Ko&#x017F;tfraue&#x0303; oder angenom&#x0303;enen Bo&#x0364;h-<lb/>
mi&#x017F;chen Mutter be&#x017F;chrieben worden; Jch<lb/>
ver&#x017F;pu&#x0364;hrte auch &#x017F;eine Wu&#x0364;rckung ta&#x0364;glich;<lb/>
dann wo ein Marquedenter ein Faß Weins<lb/>
auszapffte/ vertrieb ich deren drey oder vier;<lb/>
wo ein Ga&#x017F;t einmahl meinen Tranck oder<lb/>
meine Spei&#x017F;&#x017F;e ko&#x017F;tete/ &#x017F;o bliebe er das ander-<lb/>
mal nit aus! welchen ich an&#x017F;ahe/ un&#x0303; wu&#x0364;n&#x017F;ch-<lb/>
te &#x017F;einer zu genie&#x017F;&#x017F;en; der&#x017F;elbe war gleich fix<lb/>
und fertig/ mir in der alleruntertha&#x0364;nig&#x017F;ten<lb/>
Andacht aufzuwarten/ ja mich fa&#x017F;t wie eine<lb/>
Go&#x0364;ttin zu ehren; kam ich in ein Quartier/<lb/>
da der Haußwirth entflohe&#x0303;: oder daß es &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten ein Herberg oder verla&#x017F;&#x017F;ene Wohnung<lb/>
war/ darin&#x0303; &#x017F;on&#x017F;t niemand wohne&#x0303; konte (ma&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H vj</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0177] ſellen in der Welt/ der entweder beym ſchwe- ren Trunck/ oder aus Armuth/ deſperation, blinder Hoffnung/ groſſen Gluͤckes/ oder aus Geitz/ Unkeuſchheit/ Zorn/ Neid/ Rachgier/ oder etwas dergleichen dieſen Gaſt wieder von dir um die Gebuͤhr an- nimmt! Dieſen nach/ gebrauchte ich mich deſſen Huͤlff/ in aller Maß und Form/ wie er mir beydes von dem alten Verkaͤuffer/ als auch meiner Koſtfrauẽ oder angenom̃enen Boͤh- miſchen Mutter beſchrieben worden; Jch verſpuͤhrte auch ſeine Wuͤrckung taͤglich; dann wo ein Marquedenter ein Faß Weins auszapffte/ vertrieb ich deren drey oder vier; wo ein Gaſt einmahl meinen Tranck oder meine Speiſſe koſtete/ ſo bliebe er das ander- mal nit aus! welchen ich anſahe/ uñ wuͤnſch- te ſeiner zu genieſſen; derſelbe war gleich fix und fertig/ mir in der allerunterthaͤnigſten Andacht aufzuwarten/ ja mich faſt wie eine Goͤttin zu ehren; kam ich in ein Quartier/ da der Haußwirth entflohẽ: oder daß es ſon- ſten ein Herberg oder verlaſſene Wohnung war/ dariñ ſonſt niemand wohnẽ konte (maſ- ſen H vj

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/177
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/177>, abgerufen am 25.11.2024.