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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abenth. Simpl. V. Buch.

O Welt! du unreine Welt/ derhalben beschwöre
ich dich/ ich bitte dich/ ich ersuche dich/ ich ermahne
und protestire wider dich/ du wollest kein Theil mehr
an mir haben; und hingegen begehre ich auch nicht
mehr in dich zu hoffen/ dann du weist/ daß ich mir hab
fürgenommen/ nemlich dieses: Posui finem curis,
spes & fortuna valete.

Alle diese Wort erwog ich mit Fleiß und stetigem
Nachdencken/ und bewogen mich dermassen/ daß ich
die Welt verliesse/ und wieder ein Einfidel ward:
Jch hätte gern bey meinem Saurbrunnen im Mucken-
loch gewohnt/ aber die Baurn in der Nachbarschafft
wolten es nicht leiden/ wiewol es vor mich ein ange-
nehme Wildnus war; sie besorgten/ ich würde den
Brunnen verrathen/ und ihre Obrigkeit dahin ver-
mögen/ daß sie wegen nunmehr erlangten Friedens
Weg und Steg darzu machen müsten. Begab mich
derhalben in eine andere Wildnus/ und fienge mein
Spesserter Leben wieder an; ob ich aber wie mein
Vatter seel. biß an mein End darin verharren werde/
stehet dahin. GOtt verleyhe uns allen seine Gnade/
daß wir allesampt das jenige von ihm erlangen/
woran uns am meisten gelegen/ nemlich
ein seeliges

ENDE.



Deß Abenth. Simpl. V. Buch.

O Welt! du unreine Welt/ derhalben beſchwoͤre
ich dich/ ich bitte dich/ ich erſuche dich/ ich ermahne
und proteſtire wider dich/ du wolleſt kein Theil mehr
an mir haben; und hingegen begehre ich auch nicht
mehr in dich zu hoffen/ dann du weiſt/ daß ich mir hab
fuͤrgenommen/ nemlich dieſes: Poſui finem curis,
ſpes & fortuna valete.

Alle dieſe Wort erwog ich mit Fleiß und ſtetigem
Nachdencken/ und bewogen mich dermaſſen/ daß ich
die Welt verlieſſe/ und wieder ein Einfidel ward:
Jch haͤtte gern bey meinem Saurbrunnen im Mucken-
loch gewohnt/ aber die Baurn in der Nachbarſchafft
wolten es nicht leiden/ wiewol es vor mich ein ange-
nehme Wildnus war; ſie beſorgten/ ich wuͤrde den
Brunnen verꝛathen/ und ihre Obrigkeit dahin ver-
moͤgen/ daß ſie wegen nunmehr erlangten Friedens
Weg und Steg darzu machen muͤſten. Begab mich
derhalben in eine andere Wildnus/ und fienge mein
Speſſerter Leben wieder an; ob ich aber wie mein
Vatter ſeel. biß an mein End darin verharꝛen werde/
ſtehet dahin. GOtt verleyhe uns allen ſeine Gnade/
daß wir alleſampt das jenige von ihm erlangen/
woran uns am meiſten gelegen/ nemlich
ein ſeeliges

ENDE.



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[618/0624] Deß Abenth. Simpl. V. Buch. O Welt! du unreine Welt/ derhalben beſchwoͤre ich dich/ ich bitte dich/ ich erſuche dich/ ich ermahne und proteſtire wider dich/ du wolleſt kein Theil mehr an mir haben; und hingegen begehre ich auch nicht mehr in dich zu hoffen/ dann du weiſt/ daß ich mir hab fuͤrgenommen/ nemlich dieſes: Poſui finem curis, ſpes & fortuna valete. Alle dieſe Wort erwog ich mit Fleiß und ſtetigem Nachdencken/ und bewogen mich dermaſſen/ daß ich die Welt verlieſſe/ und wieder ein Einfidel ward: Jch haͤtte gern bey meinem Saurbrunnen im Mucken- loch gewohnt/ aber die Baurn in der Nachbarſchafft wolten es nicht leiden/ wiewol es vor mich ein ange- nehme Wildnus war; ſie beſorgten/ ich wuͤrde den Brunnen verꝛathen/ und ihre Obrigkeit dahin ver- moͤgen/ daß ſie wegen nunmehr erlangten Friedens Weg und Steg darzu machen muͤſten. Begab mich derhalben in eine andere Wildnus/ und fienge mein Speſſerter Leben wieder an; ob ich aber wie mein Vatter ſeel. biß an mein End darin verharꝛen werde/ ſtehet dahin. GOtt verleyhe uns allen ſeine Gnade/ daß wir alleſampt das jenige von ihm erlangen/ woran uns am meiſten gelegen/ nemlich ein ſeeliges ENDE.

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/624>, abgerufen am 24.11.2024.