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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
Feind den armen Menschen durch so geringe Sachen
in seine Klauen bringt. Jch konte leicht ermessen/
daß dieses Stücklein ein Theil deß Pacts sey/ den er
mit dem Teuffel getroffen/ und konte wol gedencken/
daß solche Kunst den Dieb nichts helffen würde/ wenn
ein anderer Teuffelsbanner geholt würde/ den Dieb-
stal zu offenbaren/ in dessen Pact diese Clausul nicht
stünde; befohl demnach meinem Knecht/ (welcher
ärger stelen konte als ein Böhm) daß er ihn gar voll
sauffen/ und ihm hernach seine zehen Reichsthaler
stelen/ alsobalden aber ein paar Batzen darvon in die
Rench werffen solte. Diß thät mein Kerl gar fleis-
sig; Als nun der Teuffelsbanner am Morgen frühe
sein Geld mangelte/ begab er sich gegen der Wüsten
Rench in einen Busch/ ohne Zweiffel seinen Spiritum
familiarem
deßwegen zu besprechen/ er wurde ader so
übel abgefertigt/ daß er mit einem blauen und zerkratz-
ten Angesicht wieder zurück kam; Weßwegen mich
dann der arme alte Schelm dergestalt daurte/ daß ich
ihm sein Geld wieder geben/ und darbey sagen liesse/
weil ernunmehr sehe/ was vor ein betrüglicher böser
Gast der Teuffel seye/ könte er hinfort dessen Dienst
und Gesellschafft wol auffkünden/ und sich wieder zu
GOtt bekehren. Aber solche Vermahnung bekam
mir wie dem Hund das Gras/ dann ich hatte von die-
ser Zeit an weder Glück noch Stern mehr/ massen
mir gleich hernach meine schöne Pferd durch Zau-
berey hinfielen? und zwar was hätte davor seyn sol-
len? ich lebte gottlos wie ein Epicurer/ und befohl
das meinige niemal in Gottes Schutz/ warumb hätte
sich dann dieser Zauberer nicht wiederum an mir
sollen rächen können?

Das

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Feind den armen Menſchen durch ſo geringe Sachen
in ſeine Klauen bringt. Jch konte leicht ermeſſen/
daß dieſes Stuͤcklein ein Theil deß Pacts ſey/ den er
mit dem Teuffel getroffen/ und konte wol gedencken/
daß ſolche Kunſt den Dieb nichts helffen wuͤrde/ wenn
ein anderer Teuffelsbanner geholt wuͤrde/ den Dieb-
ſtal zu offenbaren/ in deſſen Pact dieſe Clauſul nicht
ſtuͤnde; befohl demnach meinem Knecht/ (welcher
aͤrger ſtelen konte als ein Boͤhm) daß er ihn gar voll
ſauffen/ und ihm hernach ſeine zehen Reichsthaler
ſtelen/ alſobalden aber ein paar Batzen darvon in die
Rench werffen ſolte. Diß thaͤt mein Kerl gar fleiſ-
ſig; Als nun der Teuffelsbanner am Morgen fruͤhe
ſein Geld mangelte/ begab er ſich gegen der Wuͤſten
Rench in einen Buſch/ ohne Zweiffel ſeinen Spiritum
familiarem
deßwegen zu beſprechen/ er wurde ader ſo
uͤbel abgefertigt/ daß er mit einem blauen und zerkratz-
ten Angeſicht wieder zuruͤck kam; Weßwegen mich
dann der arme alte Schelm dergeſtalt daurte/ daß ich
ihm ſein Geld wieder geben/ und darbey ſagen lieſſe/
weil ernunmehr ſehe/ was vor ein betruͤglicher boͤſer
Gaſt der Teuffel ſeye/ koͤnte er hinfort deſſen Dienſt
und Geſellſchafft wol auffkuͤnden/ und ſich wieder zu
GOtt bekehren. Aber ſolche Vermahnung bekam
mir wie dem Hund das Gras/ dann ich hatte von die-
ſer Zeit an weder Gluͤck noch Stern mehr/ maſſen
mir gleich hernach meine ſchoͤne Pferd durch Zau-
berey hinfielen? und zwar was haͤtte davor ſeyn ſol-
len? ich lebte gottlos wie ein Epicurer/ und befohl
das meinige niemal in Gottes Schutz/ warumb haͤtte
ſich dann dieſer Zauberer nicht wiederum an mir
ſollen raͤchen koͤnnen?

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[522/0528] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Feind den armen Menſchen durch ſo geringe Sachen in ſeine Klauen bringt. Jch konte leicht ermeſſen/ daß dieſes Stuͤcklein ein Theil deß Pacts ſey/ den er mit dem Teuffel getroffen/ und konte wol gedencken/ daß ſolche Kunſt den Dieb nichts helffen wuͤrde/ wenn ein anderer Teuffelsbanner geholt wuͤrde/ den Dieb- ſtal zu offenbaren/ in deſſen Pact dieſe Clauſul nicht ſtuͤnde; befohl demnach meinem Knecht/ (welcher aͤrger ſtelen konte als ein Boͤhm) daß er ihn gar voll ſauffen/ und ihm hernach ſeine zehen Reichsthaler ſtelen/ alſobalden aber ein paar Batzen darvon in die Rench werffen ſolte. Diß thaͤt mein Kerl gar fleiſ- ſig; Als nun der Teuffelsbanner am Morgen fruͤhe ſein Geld mangelte/ begab er ſich gegen der Wuͤſten Rench in einen Buſch/ ohne Zweiffel ſeinen Spiritum familiarem deßwegen zu beſprechen/ er wurde ader ſo uͤbel abgefertigt/ daß er mit einem blauen und zerkratz- ten Angeſicht wieder zuruͤck kam; Weßwegen mich dann der arme alte Schelm dergeſtalt daurte/ daß ich ihm ſein Geld wieder geben/ und darbey ſagen lieſſe/ weil ernunmehr ſehe/ was vor ein betruͤglicher boͤſer Gaſt der Teuffel ſeye/ koͤnte er hinfort deſſen Dienſt und Geſellſchafft wol auffkuͤnden/ und ſich wieder zu GOtt bekehren. Aber ſolche Vermahnung bekam mir wie dem Hund das Gras/ dann ich hatte von die- ſer Zeit an weder Gluͤck noch Stern mehr/ maſſen mir gleich hernach meine ſchoͤne Pferd durch Zau- berey hinfielen? und zwar was haͤtte davor ſeyn ſol- len? ich lebte gottlos wie ein Epicurer/ und befohl das meinige niemal in Gottes Schutz/ warumb haͤtte ſich dann dieſer Zauberer nicht wiederum an mir ſollen raͤchen koͤnnen? Das

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/528>, abgerufen am 23.11.2024.