German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Fünfftes Buch. mit Freuden empfiengen/ und darauß schlossen/ daßich an Mitteln keinen Mangel haben/ sondern viel ein anderer Gesell seyn müste/ als sie sich hiebevor von wir eingebildet. Mithin trang ich auff meine Abfer- tigung/ und als ich dieselbe bekam/ degehrte ich im Nahmen Simplici den jungen Simplicium zu küssen/ damit ich seinem Vatter solches als ein Wahrzeichen erzehlen könte; Als es nun auff Vergönstigung mei- ner Schwäger in geschahe/ fienge beydes mir und dem Kind die Nas an zu bluten/ darüber mirs Hertz hätte brechen mögen/ doch verbarg ich meine Affe- cten/ und damit man nit Zeit haben möchte/ der Ur- sach dieser Sympathiae nachzudencken/ machte ich mich stracks auß dem Staub/ und kam nach 14. Ta- geu durch viel Mühe und Gefahr wieder in Bettlers Gestalt in Saurbrunnen/ weil ich unterwegs auß- geschälet worden. Das VI. Capitel. NAch meiner Ankunfft wurde ich gewahr/ daß es Hingegen machte ich mich lustig/ und suchte meine Freud
Fuͤnfftes Buch. mit Freuden empfiengen/ und darauß ſchloſſen/ daßich an Mitteln keinen Mangel haben/ ſondern viel ein anderer Geſell ſeyn muͤſte/ als ſie ſich hiebevor von wir eingebildet. Mithin trang ich auff meine Abfer- tigung/ und als ich dieſelbe bekam/ degehrte ich im Nahmen Simplici den jungen Simplicium zu kuͤſſen/ damit ich ſeinem Vatter ſolches als ein Wahrzeichen erzehlen koͤnte; Als es nun auff Vergoͤnſtigung mei- ner Schwaͤger in geſchahe/ fienge beydes mir und dem Kind die Nas an zu bluten/ daruͤber mirs Hertz haͤtte brechen moͤgen/ doch verbarg ich meine Affe- cten/ und damit man nit Zeit haben moͤchte/ der Ur- ſach dieſer Sympathiæ nachzudencken/ machte ich mich ſtracks auß dem Staub/ und kam nach 14. Ta- geu durch viel Muͤhe und Gefahr wieder in Bettlers Geſtalt in Saurbrunnen/ weil ich unterwegs auß- geſchaͤlet worden. Das VI. Capitel. NAch meiner Ankunfft wurde ich gewahr/ daß es Hingegen machte ich mich luſtig/ und ſuchte meine Freud
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Fuͤnfftes Buch.
mit Freuden empfiengen/ und darauß ſchloſſen/ daß
ich an Mitteln keinen Mangel haben/ ſondern viel ein
anderer Geſell ſeyn muͤſte/ als ſie ſich hiebevor von
wir eingebildet. Mithin trang ich auff meine Abfer-
tigung/ und als ich dieſelbe bekam/ degehrte ich im
Nahmen Simplici den jungen Simplicium zu kuͤſſen/
damit ich ſeinem Vatter ſolches als ein Wahrzeichen
erzehlen koͤnte; Als es nun auff Vergoͤnſtigung mei-
ner Schwaͤger in geſchahe/ fienge beydes mir und
dem Kind die Nas an zu bluten/ daruͤber mirs Hertz
haͤtte brechen moͤgen/ doch verbarg ich meine Affe-
cten/ und damit man nit Zeit haben moͤchte/ der Ur-
ſach dieſer Sympathiæ nachzudencken/ machte ich
mich ſtracks auß dem Staub/ und kam nach 14. Ta-
geu durch viel Muͤhe und Gefahr wieder in Bettlers
Geſtalt in Saurbrunnen/ weil ich unterwegs auß-
geſchaͤlet worden.
Das VI. Capitel.
NAch meiner Ankunfft wurde ich gewahr/ daß es
ſich mit Hertzbrudern mehr geboͤſert als gebeſ-
ſert hatte/ wiewol ihn die Doctores und Apothecker
ſtrenger als eine ſette Gans gerupfft; uͤber das kame
er mir auch gantz kindiſch vor/ und konte kuͤm̃erlich
mehr recht gehen/ ich ermuntert ihn zwar ſo gut ich
konte/ aber es war ſchlecht beſtellt/ er ſelbſt merckte
an Abnehmung ſeiner Kraͤfften wol/ daß er nit lang
mehr wuͤrde dauren koͤnnen/ ſein groͤſter Troſt war/
daß ich bey ihm ſeyn ſolte/ wenn er die Augen wuͤrde
zu thun.
Hingegen machte ich mich luſtig/ und ſuchte meine
Freud
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