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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Drittes Buch.
vor einer seye/ dann er sehe mich vor einen Edelmann/
und also auch vor einen Offiicier an? Da ich ihm
aber antwortet/ ich würde der Jäger von Soest ge-
nant/ antwortet er: So hat er gut Glück/ daß er uns
vor 4. Wochen nicht in die Händ gerathen/ dann zu
selbiger Zeit hätte ich ihm kein Quartier geben noch
halten dörffen/ dieweil man ihn damal bey uns vor
einen offentlichen Zauberer gehalten hat.

Dieser Cornet war ein dapfferer junger Cavallier,
und nicht über zwey Jahr älter als ich/ er erfreute
sich trefflich/ daß er die Ehr hatte/ den berühmten
Jäger gefangen zu haben/ deßwegen hielte er auch
das versprochen Quartier sehr ehrlich und auff Hol-
ländisch/ deren Gebrauch ist/ ihren gefangenen Spa-
nischen Feinden von dem jenigen/ was der Gürtel
beschleust/ nichts zu nemmen; ja er liesse mich nicht
einmal visitiren/ ich aber war selbst der Bescheiden-
heit/ das Geld auß meinen Schubsäcken zu thun/
und ihnen solches zuzustellen/ da es an ein partens
gienge; sagte auch dem Cornet heimlich/ Er solte
seben/ däß ihm mein Pferd/ Sattel und Zeug zu theil
würde/ dann er im Sattel 30. Ducaten finden wür-
de/ und das Pferd ohne das seines gleichen schwer-
lich hätte. Von deßwegen wurde mir der Cornet so
hold/ als ob ich sein leiblicher Bruder wäre/ er sasse
auch gleich auff mein Pferd/ und ließ mich auff dem
seinigen reuten/ von der Convoy aber blieben nicht
mehr als 6. todt/ und 13. wurden gefangen/ darunter
8. beschädigt/ die übrige giengen durch/ und hatten
das Hertz nicht/ dem Feind im freyen Feld die Beut
wieder abzujagen/ das sie fein hätten thun können/
weil sie alle zu Pferd waren.

Nach

Drittes Buch.
vor einer ſeye/ dann er ſehe mich vor einen Edelmañ/
und alſo auch vor einen Offiicier an? Da ich ihm
aber antwortet/ ich wuͤrde der Jaͤger von Soeſt ge-
nant/ antwortet er: So hat er gut Gluͤck/ daß er uns
vor 4. Wochen nicht in die Haͤnd gerathen/ dann zu
ſelbiger Zeit haͤtte ich ihm kein Quartier geben noch
halten doͤrffen/ dieweil man ihn damal bey uns vor
einen offentlichen Zauberer gehalten hat.

Dieſer Cornet war ein dapfferer junger Cavallier,
und nicht uͤber zwey Jahr aͤlter als ich/ er erfreute
ſich trefflich/ daß er die Ehr hatte/ den beruͤhmten
Jaͤger gefangen zu haben/ deßwegen hielte er auch
das verſprochen Quartier ſehr ehrlich und auff Hol-
laͤndiſch/ deren Gebrauch iſt/ ihren gefangenen Spa-
niſchen Feinden von dem jenigen/ was der Guͤrtel
beſchleuſt/ nichts zu nemmen; ja er lieſſe mich nicht
einmal viſitiren/ ich aber war ſelbſt der Beſcheiden-
heit/ das Geld auß meinen Schubſaͤcken zu thun/
und ihnen ſolches zuzuſtellen/ da es an ein partens
gienge; ſagte auch dem Cornet heimlich/ Er ſolte
ſeben/ daͤß ihm mein Pferd/ Sattel und Zeug zu theil
wuͤrde/ dann er im Sattel 30. Ducaten finden wuͤr-
de/ und das Pferd ohne das ſeines gleichen ſchwer-
lich haͤtte. Von deßwegen wurde mir der Cornet ſo
hold/ als ob ich ſein leiblicher Bruder waͤre/ er ſaſſe
auch gleich auff mein Pferd/ und ließ mich auff dem
ſeinigen reuten/ von der Convoy aber blieben nicht
mehr als 6. todt/ und 13. wurden gefangen/ darunter
8. beſchaͤdigt/ die uͤbrige giengen durch/ und hatten
das Hertz nicht/ dem Feind im freyen Feld die Beut
wieder abzujagen/ das ſie fein haͤtten thun koͤnnen/
weil ſie alle zu Pferd waren.

Nach
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[331/0337] Drittes Buch. vor einer ſeye/ dann er ſehe mich vor einen Edelmañ/ und alſo auch vor einen Offiicier an? Da ich ihm aber antwortet/ ich wuͤrde der Jaͤger von Soeſt ge- nant/ antwortet er: So hat er gut Gluͤck/ daß er uns vor 4. Wochen nicht in die Haͤnd gerathen/ dann zu ſelbiger Zeit haͤtte ich ihm kein Quartier geben noch halten doͤrffen/ dieweil man ihn damal bey uns vor einen offentlichen Zauberer gehalten hat. Dieſer Cornet war ein dapfferer junger Cavallier, und nicht uͤber zwey Jahr aͤlter als ich/ er erfreute ſich trefflich/ daß er die Ehr hatte/ den beruͤhmten Jaͤger gefangen zu haben/ deßwegen hielte er auch das verſprochen Quartier ſehr ehrlich und auff Hol- laͤndiſch/ deren Gebrauch iſt/ ihren gefangenen Spa- niſchen Feinden von dem jenigen/ was der Guͤrtel beſchleuſt/ nichts zu nemmen; ja er lieſſe mich nicht einmal viſitiren/ ich aber war ſelbſt der Beſcheiden- heit/ das Geld auß meinen Schubſaͤcken zu thun/ und ihnen ſolches zuzuſtellen/ da es an ein partens gienge; ſagte auch dem Cornet heimlich/ Er ſolte ſeben/ daͤß ihm mein Pferd/ Sattel und Zeug zu theil wuͤrde/ dann er im Sattel 30. Ducaten finden wuͤr- de/ und das Pferd ohne das ſeines gleichen ſchwer- lich haͤtte. Von deßwegen wurde mir der Cornet ſo hold/ als ob ich ſein leiblicher Bruder waͤre/ er ſaſſe auch gleich auff mein Pferd/ und ließ mich auff dem ſeinigen reuten/ von der Convoy aber blieben nicht mehr als 6. todt/ und 13. wurden gefangen/ darunter 8. beſchaͤdigt/ die uͤbrige giengen durch/ und hatten das Hertz nicht/ dem Feind im freyen Feld die Beut wieder abzujagen/ das ſie fein haͤtten thun koͤnnen/ weil ſie alle zu Pferd waren. Nach

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/337>, abgerufen am 25.11.2024.