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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Drittes Buch.
liche Demant/ Rubin/ Sapbier und Schmaragd/
beydes in Ringen und andern Cleinodien gefast/ item
ein gantz Lädlein voll grosser Perlen/ aber alle ver-
dorben oder abgestanden/ und dann in einem verspor-
ten ledernen Sack achtzig von den ältsten Joachims-
Thalern auß feinem Silber/ so dann 893. Goldstücke
mit dem Frantzös. Wappen und einem Adler/ welche
Müntz niemand kennen wolte/ weil man/ wie sie sag-
ten/ die Schrifft nicht lesen konte. Diese Müntz/
die Ring und Cleinodien steckte ich in meine Hosen-
säck/ Stiffeln/ Hosen und Pistolhulfftern/ und weil
ich keinen Sack bey mir hatte/ sintemal ich nur spa-
tzieren geritten war/ schnitte ich meine Schaberack
vom Sattel/ und packte in dieselbige (weil sie gefüt-
tert war/ und mir gar wol vor einen Sack dienen
konte) das übrig Silbergeschirr/ henckte die güldene
Kette an Hals/ sasse frölich zu Pferd/ und ritte mei-
nem Quartier zu. Wie ich aber auß dem Hof kam/
wurde ich zweyer Bauren gewahr/ welche darvon
lauffen wolten/ so bald sie mich sahen/ ich ereylte sie
leichtlich/ weil ich sechs Füsse und ein eden Feld hat-
te/ und fragte sie/ warumb sie hätten wollen außreis-
sen? und warumb sie sich so schröcklich förchteten?
Da erzehlten sie mir/ daß sie vermeynt hätten/ ich
wäre das Gespenst/ das in gegenwärtigem öden
Edelhof wohne/ welches die Leute/ wenn man ihm
zu nahe käme/ elendiglich zu tractiren pflege; Und als
ich ferner umb dessen Beschaffenheit fragte/ gaben sie
mir zur Antwort/ daß auß Forcht deß Ungeheners
offt in vielen Jahren kein Mensch an denselben Ort
komme/ es sey dann jemand fremder/ der verirre/ und
ungefähr dahin gerathe: Die gemeine Sag gienge

im
O vj

Drittes Buch.
liche Demant/ Rubin/ Sapbier und Schmaragd/
beydes in Ringen und andern Cleinodien gefaſt/ item
ein gantz Laͤdlein voll groſſer Perlen/ aber alle ver-
dorben oder abgeſtanden/ und dann in einem verſpor-
ten ledernen Sack achtzig von den aͤltſten Joachims-
Thalern auß feinem Silber/ ſo dann 893. Goldſtuͤcke
mit dem Frantzoͤſ. Wappen und einem Adler/ welche
Muͤntz niemand kennen wolte/ weil man/ wie ſie ſag-
ten/ die Schrifft nicht leſen konte. Dieſe Muͤntz/
die Ring und Cleinodien ſteckte ich in meine Hoſen-
ſaͤck/ Stiffeln/ Hoſen und Piſtolhulfftern/ und weil
ich keinen Sack bey mir hatte/ ſintemal ich nur ſpa-
tzieren geritten war/ ſchnitte ich meine Schaberack
vom Sattel/ und packte in dieſelbige (weil ſie gefuͤt-
tert war/ und mir gar wol vor einen Sack dienen
konte) das uͤbrig Silbergeſchirꝛ/ henckte die guͤldene
Kette an Hals/ ſaſſe froͤlich zu Pferd/ und ritte mei-
nem Quartier zu. Wie ich aber auß dem Hof kam/
wurde ich zweyer Bauren gewahr/ welche darvon
lauffen wolten/ ſo bald ſie mich ſahen/ ich ereylte ſie
leichtlich/ weil ich ſechs Fuͤſſe und ein eden Feld hat-
te/ und fragte ſie/ warumb ſie haͤtten wollen außreiſ-
ſen? und warumb ſie ſich ſo ſchroͤcklich foͤrchteten?
Da erzehlten ſie mir/ daß ſie vermeynt haͤtten/ ich
waͤre das Geſpenſt/ das in gegenwaͤrtigem oͤden
Edelhof wohne/ welches die Leute/ wenn man ihm
zu nahe kaͤme/ elendiglich zu tractiren pflege; Und als
ich ferner umb deſſen Beſchaffenheit fragte/ gaben ſie
mir zur Antwort/ daß auß Forcht deß Ungeheners
offt in vielen Jahren kein Menſch an denſelben Ort
komme/ es ſey dann jemand fremder/ der verirꝛe/ und
ungefaͤhr dahin gerathe: Die gemeine Sag gienge

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[321/0327] Drittes Buch. liche Demant/ Rubin/ Sapbier und Schmaragd/ beydes in Ringen und andern Cleinodien gefaſt/ item ein gantz Laͤdlein voll groſſer Perlen/ aber alle ver- dorben oder abgeſtanden/ und dann in einem verſpor- ten ledernen Sack achtzig von den aͤltſten Joachims- Thalern auß feinem Silber/ ſo dann 893. Goldſtuͤcke mit dem Frantzoͤſ. Wappen und einem Adler/ welche Muͤntz niemand kennen wolte/ weil man/ wie ſie ſag- ten/ die Schrifft nicht leſen konte. Dieſe Muͤntz/ die Ring und Cleinodien ſteckte ich in meine Hoſen- ſaͤck/ Stiffeln/ Hoſen und Piſtolhulfftern/ und weil ich keinen Sack bey mir hatte/ ſintemal ich nur ſpa- tzieren geritten war/ ſchnitte ich meine Schaberack vom Sattel/ und packte in dieſelbige (weil ſie gefuͤt- tert war/ und mir gar wol vor einen Sack dienen konte) das uͤbrig Silbergeſchirꝛ/ henckte die guͤldene Kette an Hals/ ſaſſe froͤlich zu Pferd/ und ritte mei- nem Quartier zu. Wie ich aber auß dem Hof kam/ wurde ich zweyer Bauren gewahr/ welche darvon lauffen wolten/ ſo bald ſie mich ſahen/ ich ereylte ſie leichtlich/ weil ich ſechs Fuͤſſe und ein eden Feld hat- te/ und fragte ſie/ warumb ſie haͤtten wollen außreiſ- ſen? und warumb ſie ſich ſo ſchroͤcklich foͤrchteten? Da erzehlten ſie mir/ daß ſie vermeynt haͤtten/ ich waͤre das Geſpenſt/ das in gegenwaͤrtigem oͤden Edelhof wohne/ welches die Leute/ wenn man ihm zu nahe kaͤme/ elendiglich zu tractiren pflege; Und als ich ferner umb deſſen Beſchaffenheit fragte/ gaben ſie mir zur Antwort/ daß auß Forcht deß Ungeheners offt in vielen Jahren kein Menſch an denſelben Ort komme/ es ſey dann jemand fremder/ der verirꝛe/ und ungefaͤhr dahin gerathe: Die gemeine Sag gienge im O vj

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/327>, abgerufen am 22.11.2024.