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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Drittes Buch.
uns zween gleiche Degen vor die Füß/ die ich mit auß
Soest genommen hatte/ und gab dem Jäger von
Werle die Wahl/ einen darvon zu nemmen welchen
er wolte; davon der arme Jäger so erschrack/ daß es
ihm gienge wie mir zu Hanau/ da ich den Tantz ver-
derbte/ dann er hofierte die Hosen so voll/ daß schier
niemand bey ihm bleiben konte/ er und sein Camerad
zitterten wie nasse Hund sie fielen nider auff die Knye/
und baten umb Gnad! Aber Spring-ins-feld koller-
te wie auß einem holen Hafen herauß/ und sagte zum
Jäger: Du must einmalrauffen/ oder ich will dir
den Hals brechen! Ach hochgeehrter Herr Teuffel/
ich bin nicht rauffens halber her kommen/ der Herr
Teuffel überhebe mich dessen/ so will ich hingegen
thun was du wilt; Jn solchen verwirrten Reden gab
ihm mein Knecht den einen Degen in die Hand/ und
mir den andern/ er zitterte aber so sehr/ daß er ihn
nicht halten konte: Der Mond schiene sehr hell/ so
daß der Schäfer und sein Gesind alles auß ihrer Hüt-
ten sehen und hören konten/ Jch ruffte demselben/
herbey zu kommen/ damit ich einen Zeugen dieses
Handels hätte/ dieser als er kame/ stellte sich/ als ob
er die zween in den Teuffels-Kleidern nicht sehe/ und
sagte/ was ich mit diesen Kerlen lang in seiner Schä-
ferey zu zancken/ wenn ich etwas mit ihnen hätte/
solte ichs an einem andern Ort außmachen/ unsere
Händel giengen ihn nichts an/ er gebe monatlich
sein Konterbission/ hoffte darumb bey seiner Schä-
ferey in Ruhe zu leben. Zu jenen Zweyen aber sagte
er/ warumb sie sich nur so von mir geheyen liessen/
und mich nicht nider schlügen? Jch sagte/ du Fle-
gel/ sie haben dir deine Schaf wollen siehlen; Der

Baur
M vj

Drittes Buch.
uns zween gleiche Degen vor die Fuͤß/ die ich mit auß
Soeſt genommen hatte/ und gab dem Jaͤger von
Werle die Wahl/ einen darvon zu nemmen welchen
er wolte; davon der arme Jaͤger ſo erſchrack/ daß es
ihm gienge wie mir zu Hanau/ da ich den Tantz ver-
derbte/ dann er hofierte die Hoſen ſo voll/ daß ſchier
niemand bey ihm bleiben konte/ er und ſein Camerad
zitterten wie naſſe Hund ſie fielen nider auff die Knye/
und baten umb Gnad! Aber Spring-ins-feld koller-
te wie auß einem holen Hafen herauß/ und ſagte zum
Jaͤger: Du muſt einmalrauffen/ oder ich will dir
den Hals brechen! Ach hochgeehrter Herꝛ Teuffel/
ich bin nicht rauffens halber her kommen/ der Herꝛ
Teuffel uͤberhebe mich deſſen/ ſo will ich hingegen
thun was du wilt; Jn ſolchen verwirꝛten Reden gab
ihm mein Knecht den einen Degen in die Hand/ und
mir den andern/ er zitterte aber ſo ſehr/ daß er ihn
nicht halten konte: Der Mond ſchiene ſehr hell/ ſo
daß der Schaͤfer und ſein Geſind alles auß ihrer Huͤt-
ten ſehen und hoͤren konten/ Jch ruffte demſelben/
herbey zu kommen/ damit ich einen Zeugen dieſes
Handels haͤtte/ dieſer als er kame/ ſtellte ſich/ als ob
er die zween in den Teuffels-Kleidern nicht ſehe/ und
ſagte/ was ich mit dieſen Kerlen lang in ſeiner Schaͤ-
ferey zu zancken/ wenn ich etwas mit ihnen haͤtte/
ſolte ichs an einem andern Ort außmachen/ unſere
Haͤndel giengen ihn nichts an/ er gebe monatlich
ſein Konterbiſſion/ hoffte darumb bey ſeiner Schaͤ-
ferey in Ruhe zu leben. Zu jenen Zweyen aber ſagte
er/ warumb ſie ſich nur ſo von mir geheyen lieſſen/
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gel/ ſie haben dir deine Schaf wollen ſiehlen; Der

Baur
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[273/0279] Drittes Buch. uns zween gleiche Degen vor die Fuͤß/ die ich mit auß Soeſt genommen hatte/ und gab dem Jaͤger von Werle die Wahl/ einen darvon zu nemmen welchen er wolte; davon der arme Jaͤger ſo erſchrack/ daß es ihm gienge wie mir zu Hanau/ da ich den Tantz ver- derbte/ dann er hofierte die Hoſen ſo voll/ daß ſchier niemand bey ihm bleiben konte/ er und ſein Camerad zitterten wie naſſe Hund ſie fielen nider auff die Knye/ und baten umb Gnad! Aber Spring-ins-feld koller- te wie auß einem holen Hafen herauß/ und ſagte zum Jaͤger: Du muſt einmalrauffen/ oder ich will dir den Hals brechen! Ach hochgeehrter Herꝛ Teuffel/ ich bin nicht rauffens halber her kommen/ der Herꝛ Teuffel uͤberhebe mich deſſen/ ſo will ich hingegen thun was du wilt; Jn ſolchen verwirꝛten Reden gab ihm mein Knecht den einen Degen in die Hand/ und mir den andern/ er zitterte aber ſo ſehr/ daß er ihn nicht halten konte: Der Mond ſchiene ſehr hell/ ſo daß der Schaͤfer und ſein Geſind alles auß ihrer Huͤt- ten ſehen und hoͤren konten/ Jch ruffte demſelben/ herbey zu kommen/ damit ich einen Zeugen dieſes Handels haͤtte/ dieſer als er kame/ ſtellte ſich/ als ob er die zween in den Teuffels-Kleidern nicht ſehe/ und ſagte/ was ich mit dieſen Kerlen lang in ſeiner Schaͤ- ferey zu zancken/ wenn ich etwas mit ihnen haͤtte/ ſolte ichs an einem andern Ort außmachen/ unſere Haͤndel giengen ihn nichts an/ er gebe monatlich ſein Konterbiſſion/ hoffte darumb bey ſeiner Schaͤ- ferey in Ruhe zu leben. Zu jenen Zweyen aber ſagte er/ warumb ſie ſich nur ſo von mir geheyen lieſſen/ und mich nicht nider ſchluͤgen? Jch ſagte/ du Fle- gel/ ſie haben dir deine Schaf wollen ſiehlen; Der Baur M vj

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/279>, abgerufen am 21.11.2024.