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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
Hündin mit einem Falcken oder Stein-Adler belegen
lassen/ wie man mit Pferden und Eseln zu thun pfle-
ge/ wenn man gerne Manlthier bätte/ damit die jun-
ge Hund Flügel bekämen/ so könte man alsdann mit
denselbigen die Hüner in der Lufft fangen. Auch gab
ich den Vorschlag/ weil es mit Eroberung der Statt
Magdeburg/ die wir belägert bielten/ so schläfferig
bergieng/ man solte ein mächtig langes Säil/ so dick
als ein balb Füderiges Faß verfertigen/ solches umb
die Statt zieben/ und alle Menschen sammt dem Vieh
in beyden Lägern daran spannen/ und dergestalt die
Statt in einem Tag übern Hauffen schlaiffen lassen.
Solcher närrischen Dauben und Grillen ersanne ich
täglich einen Uberfluß/ weil es meines Handwercks
war/ so daß man meine Werckstatt nie läer fand: So
gab mir auch meines Herrn Schreiber/ der ein arger
Gast und durchtriebener Schalck war/ viel Materi
an die Hand/ dadurch ich auff dem Weg unterhal-
ten wurde/ den die Narren zu wandeln pflegen/ denn
was mich dieser Speyvogel uberredte/ das glaubte
ich nicht allein vor mich selbsten/ sondern theilte es
auch andern mit/ wann ich etwan discurirte/ und sich
die Sach dahin schickte.

Als ich ihn einsmals fragte/ was unser Regi-
ments Caplan vor einer seye/ weil er mit Kleidungen
von andern unterscheiden? sagte er/ Es ist der Herr
Dicis & non facis, das ist auff Teutsch so viel geredt/
als ein Kerl/ der andern Leuten Weiber gibt/ und
selbst keine nimmt: Dieser ist den Dieben Spinnen-
feind/ weil sie nicht sagen was sie thun/ er aber hinge-
gen sagt/ was er nicht thut; so können ihm hingegen
die Dieb auch nicht so gar hold seyn/ weil sie gemei-

niglich

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Huͤndin mit einem Falcken oder Stein-Adler belegen
laſſen/ wie man mit Pferden und Eſeln zu thun pfle-
ge/ wenn man gerne Manlthier baͤtte/ damit die jun-
ge Hund Fluͤgel bekaͤmen/ ſo koͤnte man alsdann mit
denſelbigen die Huͤner in der Lufft fangen. Auch gab
ich den Vorſchlag/ weil es mit Eroberung der Statt
Magdeburg/ die wir belaͤgert bielten/ ſo ſchlaͤfferig
bergieng/ man ſolte ein maͤchtig langes Saͤil/ ſo dick
als ein balb Fuͤderiges Faß verfertigen/ ſolches umb
die Statt zieben/ und alle Menſchen ſam̃t dem Vieh
in beyden Laͤgern daran ſpannen/ und dergeſtalt die
Statt in einem Tag uͤbern Hauffen ſchlaiffen laſſen.
Solcher naͤrꝛiſchen Dauben und Grillen erſanne ich
taͤglich einen Uberfluß/ weil es meines Handwercks
war/ ſo daß man meine Werckſtatt nie laͤer fand: So
gab mir auch meines Herꝛn Schreiber/ der ein arger
Gaſt und durchtriebener Schalck war/ viel Materi
an die Hand/ dadurch ich auff dem Weg unterhal-
ten wurde/ den die Narꝛen zu wandeln pflegen/ denn
was mich dieſer Speyvogel uberꝛedte/ das glaubte
ich nicht allein vor mich ſelbſten/ ſondern theilte es
auch andern mit/ wann ich etwan diſcurirte/ und ſich
die Sach dahin ſchickte.

Als ich ihn einsmals fragte/ was unſer Regi-
ments Caplan vor einer ſeye/ weil er mit Kleidungen
von andern unterſcheiden? ſagte er/ Es iſt der Herꝛ
Dicis & non facis, das iſt auff Teutſch ſo viel geredt/
als ein Kerl/ der andern Leuten Weiber gibt/ und
ſelbſt keine nimmt: Dieſer iſt den Dieben Spinnen-
feind/ weil ſie nicht ſagen was ſie thun/ er aber hinge-
gen ſagt/ was er nicht thut; ſo koͤnnen ihm hingegen
die Dieb auch nicht ſo gar hold ſeyn/ weil ſie gemei-

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[206/0212] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Huͤndin mit einem Falcken oder Stein-Adler belegen laſſen/ wie man mit Pferden und Eſeln zu thun pfle- ge/ wenn man gerne Manlthier baͤtte/ damit die jun- ge Hund Fluͤgel bekaͤmen/ ſo koͤnte man alsdann mit denſelbigen die Huͤner in der Lufft fangen. Auch gab ich den Vorſchlag/ weil es mit Eroberung der Statt Magdeburg/ die wir belaͤgert bielten/ ſo ſchlaͤfferig bergieng/ man ſolte ein maͤchtig langes Saͤil/ ſo dick als ein balb Fuͤderiges Faß verfertigen/ ſolches umb die Statt zieben/ und alle Menſchen ſam̃t dem Vieh in beyden Laͤgern daran ſpannen/ und dergeſtalt die Statt in einem Tag uͤbern Hauffen ſchlaiffen laſſen. Solcher naͤrꝛiſchen Dauben und Grillen erſanne ich taͤglich einen Uberfluß/ weil es meines Handwercks war/ ſo daß man meine Werckſtatt nie laͤer fand: So gab mir auch meines Herꝛn Schreiber/ der ein arger Gaſt und durchtriebener Schalck war/ viel Materi an die Hand/ dadurch ich auff dem Weg unterhal- ten wurde/ den die Narꝛen zu wandeln pflegen/ denn was mich dieſer Speyvogel uberꝛedte/ das glaubte ich nicht allein vor mich ſelbſten/ ſondern theilte es auch andern mit/ wann ich etwan diſcurirte/ und ſich die Sach dahin ſchickte. Als ich ihn einsmals fragte/ was unſer Regi- ments Caplan vor einer ſeye/ weil er mit Kleidungen von andern unterſcheiden? ſagte er/ Es iſt der Herꝛ Dicis & non facis, das iſt auff Teutſch ſo viel geredt/ als ein Kerl/ der andern Leuten Weiber gibt/ und ſelbſt keine nimmt: Dieſer iſt den Dieben Spinnen- feind/ weil ſie nicht ſagen was ſie thun/ er aber hinge- gen ſagt/ was er nicht thut; ſo koͤnnen ihm hingegen die Dieb auch nicht ſo gar hold ſeyn/ weil ſie gemei- niglich

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/212>, abgerufen am 23.11.2024.