Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweytes Buch.
woher kompt so viel närrisch und unsinniges Gesind?
Er hatte aber kaum diese Wort außgesagt/ so fiel er
vom Baum herab/ verrenckt eine Schulter/ und
rufft ihnen umb Hülff zu/ aber da war niemand als
er; Wie es dieses nachmals ruchbar machte/ hiel-
tens die meiste vor ein Fabel/ biß man kurtz hernach
Catharinam Praevotiam Zauberey halber fienge/ wel-
che auch bey selbigem Tantz gewesen/ die bekante al-
les wie es hergangen/ wiewol sie von dem gemeinen
Geschrey nichts wuste/ das Hembach außgesprengt
hatte. Majolus setzet zwey Exempel/ von einem
Knecht/ so sich an sein Frau gehängt/ und von einem
Ehebrecher/ so der Ehebrecherin Büchsen genommen/
sich mit deren Salben geschmiert/ und also beyde zu
der Zauberer Zusammenkunfft kommen seyn. So
sagt man auch von einem Knecht/ der frühe auffge-
standen/ und den Wagen geschmiert/ weil er aber
die unrechte Büchs in der Finstere erdappt/ hat sich
der Wagen in die Lufft erhoben/ also daß man ihn
wieder herab ziehen müssen. Olaus Magnus erzehlet
in lib. 3. Hist. de gentibus Septentrional. 1. cap. 19. daß
Hadingus König in Dennemarck wieder in sein Kö-
nigreich/ worauß er durch etliche Auffrührer vertrie-
den worden/ fern über das Meer auff deß Othini Geist
durch die Lufft gefahren/ welcher sich in ein Pferd
verstellt hätte. So ist auch mehr als genugsam be-
kant/ was gestalt theils Weiber und ledige Dirnen
in Böhmen/ ihre Beyschläffer deß Nachts einen wei-
ten Weg auff Böcken zu sich holen lassen. Was Tor-
quemadius
in seinem Hexamerone von seinem Schul-
gesellen erzehlt/ mag bey ihm gelesen werden. Ghir-
landus
schreibet auch von einem vornehmen Mann/

welcher
J

Zweytes Buch.
woher kompt ſo viel naͤrꝛiſch und unſinniges Geſind?
Er hatte aber kaum dieſe Wort außgeſagt/ ſo fiel er
vom Baum herab/ verꝛenckt eine Schulter/ und
rufft ihnen umb Huͤlff zu/ aber da war niemand als
er; Wie es dieſes nachmals ruchbar machte/ hiel-
tens die meiſte vor ein Fabel/ biß man kurtz hernach
Catharinam Prævotiam Zauberey halber fienge/ wel-
che auch bey ſelbigem Tantz geweſen/ die bekante al-
les wie es hergangen/ wiewol ſie von dem gemeinen
Geſchrey nichts wuſte/ das Hembach außgeſprengt
hatte. Majolus ſetzet zwey Exempel/ von einem
Knecht/ ſo ſich an ſein Frau gehaͤngt/ und von einem
Ehebrecher/ ſo der Ehebrecherin Büchſen genom̃en/
ſich mit deren Salben geſchmiert/ und alſo beyde zu
der Zauberer Zuſammenkunfft kommen ſeyn. So
ſagt man auch von einem Knecht/ der fruͤhe auffge-
ſtanden/ und den Wagen geſchmiert/ weil er aber
die unrechte Buͤchs in der Finſtere erdappt/ hat ſich
der Wagen in die Lufft erhoben/ alſo daß man ihn
wieder herab ziehen muͤſſen. Olaus Magnus erzehlet
in lib. 3. Hiſt. de gentibus Septentrional. 1. cap. 19. daß
Hadingus Koͤnig in Dennemarck wieder in ſein Koͤ-
nigreich/ worauß er durch etliche Auffruͤhrer vertrie-
den worden/ fern uͤber das Meer auff deß Othini Geiſt
durch die Lufft gefahren/ welcher ſich in ein Pferd
verſtellt haͤtte. So iſt auch mehr als genugſam be-
kant/ was geſtalt theils Weiber und ledige Dirnen
in Boͤhmen/ ihre Beyſchlaͤffer deß Nachts einen wei-
ten Weg auff Boͤcken zu ſich holen laſſen. Was Tor-
quemadius
in ſeinem Hexamerone von ſeinem Schul-
geſellen erzehlt/ mag bey ihm geleſen werden. Ghir-
landus
ſchreibet auch von einem vornehmen Mann/

welcher
J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0197" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi></fw><lb/>
woher kompt &#x017F;o viel na&#x0364;r&#xA75B;i&#x017F;ch und un&#x017F;inniges Ge&#x017F;ind?<lb/>
Er hatte aber kaum die&#x017F;e Wort außge&#x017F;agt/ &#x017F;o fiel er<lb/>
vom Baum herab/ ver&#xA75B;enckt eine Schulter/ und<lb/>
rufft ihnen umb Hu&#x0364;lff zu/ aber da war niemand als<lb/>
er; Wie es die&#x017F;es nachmals ruchbar machte/ hiel-<lb/>
tens die mei&#x017F;te vor ein Fabel/ biß man kurtz hernach<lb/><hi rendition="#aq">Catharinam Prævotiam</hi> Zauberey halber fienge/ wel-<lb/>
che auch bey &#x017F;elbigem Tantz gewe&#x017F;en/ die bekante al-<lb/>
les wie es hergangen/ wiewol &#x017F;ie von dem gemeinen<lb/>
Ge&#x017F;chrey nichts wu&#x017F;te/ das Hembach außge&#x017F;prengt<lb/>
hatte. <hi rendition="#aq">Majolus</hi> &#x017F;etzet zwey Exempel/ von einem<lb/>
Knecht/ &#x017F;o &#x017F;ich an &#x017F;ein Frau geha&#x0364;ngt/ und von einem<lb/>
Ehebrecher/ &#x017F;o der Ehebrecherin Büch&#x017F;en genom&#x0303;en/<lb/>
&#x017F;ich mit deren Salben ge&#x017F;chmiert/ und al&#x017F;o beyde zu<lb/>
der Zauberer Zu&#x017F;ammenkunfft kommen &#x017F;eyn. So<lb/>
&#x017F;agt man auch von einem Knecht/ der fru&#x0364;he auffge-<lb/>
&#x017F;tanden/ und den Wagen ge&#x017F;chmiert/ weil er aber<lb/>
die unrechte Bu&#x0364;chs in der Fin&#x017F;tere erdappt/ hat &#x017F;ich<lb/>
der Wagen in die Lufft erhoben/ al&#x017F;o daß man ihn<lb/>
wieder herab ziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Olaus Magnus</hi> erzehlet<lb/><hi rendition="#aq">in lib. 3. Hi&#x017F;t. de gentibus Septentrional. 1. cap.</hi> 19. daß<lb/><hi rendition="#aq">Hadingus</hi> Ko&#x0364;nig in Dennemarck wieder in &#x017F;ein Ko&#x0364;-<lb/>
nigreich/ worauß er durch etliche Auffru&#x0364;hrer vertrie-<lb/>
den worden/ fern u&#x0364;ber das Meer auff deß <hi rendition="#aq">Othini</hi> Gei&#x017F;t<lb/>
durch die Lufft gefahren/ welcher &#x017F;ich in ein Pferd<lb/>
ver&#x017F;tellt ha&#x0364;tte. So i&#x017F;t auch mehr als genug&#x017F;am be-<lb/>
kant/ was ge&#x017F;talt theils Weiber und ledige Dirnen<lb/>
in Bo&#x0364;hmen/ ihre Bey&#x017F;chla&#x0364;ffer deß Nachts einen wei-<lb/>
ten Weg auff Bo&#x0364;cken zu &#x017F;ich holen la&#x017F;&#x017F;en. Was <hi rendition="#aq">Tor-<lb/>
quemadius</hi> in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Hexamerone</hi> von &#x017F;einem Schul-<lb/>
ge&#x017F;ellen erzehlt/ mag bey ihm gele&#x017F;en werden. <hi rendition="#aq">Ghir-<lb/>
landus</hi> &#x017F;chreibet auch von einem vornehmen Mann/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J</fw><fw place="bottom" type="catch">welcher</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0197] Zweytes Buch. woher kompt ſo viel naͤrꝛiſch und unſinniges Geſind? Er hatte aber kaum dieſe Wort außgeſagt/ ſo fiel er vom Baum herab/ verꝛenckt eine Schulter/ und rufft ihnen umb Huͤlff zu/ aber da war niemand als er; Wie es dieſes nachmals ruchbar machte/ hiel- tens die meiſte vor ein Fabel/ biß man kurtz hernach Catharinam Prævotiam Zauberey halber fienge/ wel- che auch bey ſelbigem Tantz geweſen/ die bekante al- les wie es hergangen/ wiewol ſie von dem gemeinen Geſchrey nichts wuſte/ das Hembach außgeſprengt hatte. Majolus ſetzet zwey Exempel/ von einem Knecht/ ſo ſich an ſein Frau gehaͤngt/ und von einem Ehebrecher/ ſo der Ehebrecherin Büchſen genom̃en/ ſich mit deren Salben geſchmiert/ und alſo beyde zu der Zauberer Zuſammenkunfft kommen ſeyn. So ſagt man auch von einem Knecht/ der fruͤhe auffge- ſtanden/ und den Wagen geſchmiert/ weil er aber die unrechte Buͤchs in der Finſtere erdappt/ hat ſich der Wagen in die Lufft erhoben/ alſo daß man ihn wieder herab ziehen muͤſſen. Olaus Magnus erzehlet in lib. 3. Hiſt. de gentibus Septentrional. 1. cap. 19. daß Hadingus Koͤnig in Dennemarck wieder in ſein Koͤ- nigreich/ worauß er durch etliche Auffruͤhrer vertrie- den worden/ fern uͤber das Meer auff deß Othini Geiſt durch die Lufft gefahren/ welcher ſich in ein Pferd verſtellt haͤtte. So iſt auch mehr als genugſam be- kant/ was geſtalt theils Weiber und ledige Dirnen in Boͤhmen/ ihre Beyſchlaͤffer deß Nachts einen wei- ten Weg auff Boͤcken zu ſich holen laſſen. Was Tor- quemadius in ſeinem Hexamerone von ſeinem Schul- geſellen erzehlt/ mag bey ihm geleſen werden. Ghir- landus ſchreibet auch von einem vornehmen Mann/ welcher J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/197
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/197>, abgerufen am 18.12.2024.