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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Erstes Buch.
tion nenneten/ auß der Wurtzel schnitten; am thun-
lichsten und geschicktesten fiele es ihnen/ wann ein
Commissarius daher kam/ und ein Wanne voll Geld
über den Baum abschüttete/ solchen zu erquicken/ daß
sie das beste von oben herab aufffiengen/ und den un-
tersten so viel als nichts zukommen liessen; dahero
pflegten von den untersten mehr Hungers zu sterben/
als ihrer vom Feind umbkamen/ welcher Gefahr
miteinander die höchste entübriget zu seyn schienen.
Dahero war ein unauffhörliches gegrabel und auff-
kletterns an diesen Baum/ weil jeder gerne an den
obristen glückseeligen Orten sitzen wolte/ doch wa-
ren etliche faule liederliche Schlingel/ die das Com-
miss
brot zu fressen nicht werth waren/ welche sich
wenig umb ein Oberstell bemüheten/ und ein weg als
den andern thun musten/ was ihr Schuldigkeit er-
fordert; die unterste/ was Ehrgeitzig war/ hoffeten
auff der obern Fall/ damit sie an ihren Ort sitzen
möchten/ und wann es unter zehentausenden einem
geriethe/ daß er so weit gelangte/ so geschahe solches
erst in ihrem verdrüßlichen Alter/ da sie besser hindern
Ofen taugten Aepffel zu braten/ als im Feld vorm
Feind zu ligen/ und wann schon einer wol sinnde/
und seine Sach rechtschaffen verrichtete/ so wurde
er von andern geneidet/ oder sonst durch einen ohn-
versehenlichen unglücklichen Dunst beydes der Schar-
ge
und deß Lebens beraubt/ nirgends hielte es här-
ter/ als an obgemeldtem glatten Ort/ dann welcher
einen guten Feldwaibel oder Schergianten hatte/ ver-
lor ihn ungern/ welches aber geschehen muste/ wenn
man ein Fähnrich auß ihm gemacht hätte. Man nam
dahero/ an statt der alten Solbaten/ viel lieber

Planck-
C vj

Erſtes Buch.
tion nenneten/ auß der Wurtzel ſchnitten; am thun-
lichſten und geſchickteſten fiele es ihnen/ wann ein
Commiſſarius daher kam/ und ein Wanne voll Geld
uͤber den Baum abſchuͤttete/ ſolchen zu erquicken/ daß
ſie das beſte von oben herab aufffiengen/ und den un-
terſten ſo viel als nichts zukommen lieſſen; dahero
pflegten von den unterſten mehr Hungers zu ſterben/
als ihrer vom Feind umbkamen/ welcher Gefahr
miteinander die hoͤchſte entuͤbriget zu ſeyn ſchienen.
Dahero war ein unauffhoͤrliches gegrabel und auff-
kletterns an dieſen Baum/ weil jeder gerne an den
obriſten gluͤckſeeligen Orten ſitzen wolte/ doch wa-
ren etliche faule liederliche Schlingel/ die das Com-
miſs
brot zu freſſen nicht werth waren/ welche ſich
wenig umb ein Oberſtell bemuͤheten/ und ein weg als
den andern thun muſten/ was ihr Schuldigkeit er-
fordert; die unterſte/ was Ehrgeitzig war/ hoffeten
auff der obern Fall/ damit ſie an ihren Ort ſitzen
moͤchten/ und wann es unter zehentauſenden einem
geriethe/ daß er ſo weit gelangte/ ſo geſchahe ſolches
erſt in ihrem verdruͤßlichen Alter/ da ſie beſſer hindern
Ofen taugten Aepffel zu braten/ als im Feld vorm
Feind zu ligen/ und wann ſchon einer wol ſinnde/
und ſeine Sach rechtſchaffen verꝛichtete/ ſo wurde
er von andern geneidet/ oder ſonſt durch einen ohn-
verſehenlichen ungluͤcklichen Dunſt beydes der Schar-
ge
und deß Lebens beraubt/ nirgends hielte es haͤr-
ter/ als an obgemeldtem glatten Ort/ dann welcher
einen guten Feldwaibel oder Schergianten hatte/ ver-
lor ihn ungern/ welches aber geſchehen muſte/ wenn
man ein Faͤhnrich auß ihm gemacht haͤtte. Man nam
dahero/ an ſtatt der alten Solbaten/ viel lieber

Planck-
C vj
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[57/0063] Erſtes Buch. tion nenneten/ auß der Wurtzel ſchnitten; am thun- lichſten und geſchickteſten fiele es ihnen/ wann ein Commiſſarius daher kam/ und ein Wanne voll Geld uͤber den Baum abſchuͤttete/ ſolchen zu erquicken/ daß ſie das beſte von oben herab aufffiengen/ und den un- terſten ſo viel als nichts zukommen lieſſen; dahero pflegten von den unterſten mehr Hungers zu ſterben/ als ihrer vom Feind umbkamen/ welcher Gefahr miteinander die hoͤchſte entuͤbriget zu ſeyn ſchienen. Dahero war ein unauffhoͤrliches gegrabel und auff- kletterns an dieſen Baum/ weil jeder gerne an den obriſten gluͤckſeeligen Orten ſitzen wolte/ doch wa- ren etliche faule liederliche Schlingel/ die das Com- miſs brot zu freſſen nicht werth waren/ welche ſich wenig umb ein Oberſtell bemuͤheten/ und ein weg als den andern thun muſten/ was ihr Schuldigkeit er- fordert; die unterſte/ was Ehrgeitzig war/ hoffeten auff der obern Fall/ damit ſie an ihren Ort ſitzen moͤchten/ und wann es unter zehentauſenden einem geriethe/ daß er ſo weit gelangte/ ſo geſchahe ſolches erſt in ihrem verdruͤßlichen Alter/ da ſie beſſer hindern Ofen taugten Aepffel zu braten/ als im Feld vorm Feind zu ligen/ und wann ſchon einer wol ſinnde/ und ſeine Sach rechtſchaffen verꝛichtete/ ſo wurde er von andern geneidet/ oder ſonſt durch einen ohn- verſehenlichen ungluͤcklichen Dunſt beydes der Schar- ge und deß Lebens beraubt/ nirgends hielte es haͤr- ter/ als an obgemeldtem glatten Ort/ dann welcher einen guten Feldwaibel oder Schergianten hatte/ ver- lor ihn ungern/ welches aber geſchehen muſte/ wenn man ein Faͤhnrich auß ihm gemacht haͤtte. Man nam dahero/ an ſtatt der alten Solbaten/ viel lieber Planck- C vj

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/63>, abgerufen am 28.11.2024.