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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
so hefftig druckte; Mein Freund/ (sagt er) stellt euch
doch als ein vernünfftiger Mensch/ wenn ihr euch ja
nit in eurem Creutz anlassen könnet wie ein frommer
Christ/ was macht ihr/ wolt ihr zu eurem Geld auch
das Leben/ und was mehr ist/ auch die Seeligkeit ver-
lteren? Jch antwortet/ nach dem Geld fragte ich
nichts/ wenn ich nur diese abschenliche verfluchte
Kranckheit nit am Hals hätte/ oder wäre nur an Ort
und Enden/ da ich wieder curirt werden könte! Jhr
müst euch gedulden/ antwort der Geistliche/ wie müs-
sen die arme kleine Kinder thun/ deren in hiefigem
Dorffüber 50. daran kranck ligen? Wie ich hörte/
daß auch Kinder damit behafftet/ war ich alsbalden
hertzhaffter/ dann ich konte ja leicht gedencken/ daß
selbige diese garstige Seuch nit kriegen würden; nam
derowegen mein Felleisen zur Hand/ und suchte/ was
es etwan noch vermöchte/ aber da war ohne das
weiß Gezeug nichts schätzbares innen/ als ein Capsel
mit einer Damen Conterfäit/ rund herumb mit Ru-
binen besetzt/ so mir eine zu Pariß verehrt hatte/ ich
nam das Conterfäit herauß/ und stellte das übrige
dem Geistlichen zu/ mit Bitt/ solches in der nächsten
Statt zu versilbern/ darmit ich etwas zu verzehren
haben möchte: Diß gieng dahin/ daß ich kaum den
dritten Theil seines Werths davor kriegte/ und weil
es nit lang daurte/ muste auch mein Klepper fort/ da-
mit reichte ich kärglich hinauß/ biß die Purpeln an-
fiengen zu dörren/ und mir wieder besser wurde.

Das VII. Capitel.

WOrmit einer sündiget/ darmit pflegt einer auch
gestrafft zu werden/ diese Kinds-Blattern rich-

teten

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
ſo hefftig druckte; Mein Freund/ (ſagt er) ſtellt euch
doch als ein vernuͤnfftiger Menſch/ wenn ihr euch ja
nit in eurem Creutz anlaſſen koͤnnet wie ein frommer
Chriſt/ was macht ihr/ wolt ihr zu eurem Geld auch
das Leben/ und was mehr iſt/ auch die Seeligkeit ver-
lteren? Jch antwortet/ nach dem Geld fragte ich
nichts/ wenn ich nur dieſe abſchenliche verfluchte
Kranckheit nit am Hals haͤtte/ oder waͤre nur an Ort
und Enden/ da ich wieder curirt werden koͤnte! Jhr
muͤſt euch gedulden/ antwoꝛt der Geiſtliche/ wie muͤſ-
ſen die arme kleine Kinder thun/ deren in hiefigem
Dorffuͤber 50. daran kranck ligen? Wie ich hoͤrte/
daß auch Kinder damit behafftet/ war ich alsbalden
hertzhaffter/ dann ich konte ja leicht gedencken/ daß
ſelbige dieſe garſtige Seuch nit kriegen wuͤrden; nam
derowegen mein Felleiſen zur Hand/ und ſuchte/ was
es etwan noch vermoͤchte/ aber da war ohne das
weiß Gezeug nichts ſchaͤtzbares innen/ als ein Capſel
mit einer Damen Conterfaͤit/ rund herumb mit Ru-
binen beſetzt/ ſo mir eine zu Pariß verehrt hatte/ ich
nam das Conterfaͤit herauß/ und ſtellte das uͤbrige
dem Geiſtlichen zu/ mit Bitt/ ſolches in der naͤchſten
Statt zu verſilbern/ darmit ich etwas zu verzehren
haben moͤchte: Diß gieng dahin/ daß ich kaum den
dritten Theil ſeines Werths davor kriegte/ und weil
es nit lang daurte/ muſte auch mein Klepper fort/ da-
mit reichte ich kaͤrglich hinauß/ biß die Purpeln an-
fiengen zu doͤrꝛen/ und mir wieder beſſer wurde.

Das VII. Capitel.

WOrmit einer ſuͤndiget/ darmit pflegt einer auch
geſtrafft zu werden/ dieſe Kinds-Blattern rich-

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[412/0418] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi ſo hefftig druckte; Mein Freund/ (ſagt er) ſtellt euch doch als ein vernuͤnfftiger Menſch/ wenn ihr euch ja nit in eurem Creutz anlaſſen koͤnnet wie ein frommer Chriſt/ was macht ihr/ wolt ihr zu eurem Geld auch das Leben/ und was mehr iſt/ auch die Seeligkeit ver- lteren? Jch antwortet/ nach dem Geld fragte ich nichts/ wenn ich nur dieſe abſchenliche verfluchte Kranckheit nit am Hals haͤtte/ oder waͤre nur an Ort und Enden/ da ich wieder curirt werden koͤnte! Jhr muͤſt euch gedulden/ antwoꝛt der Geiſtliche/ wie muͤſ- ſen die arme kleine Kinder thun/ deren in hiefigem Dorffuͤber 50. daran kranck ligen? Wie ich hoͤrte/ daß auch Kinder damit behafftet/ war ich alsbalden hertzhaffter/ dann ich konte ja leicht gedencken/ daß ſelbige dieſe garſtige Seuch nit kriegen wuͤrden; nam derowegen mein Felleiſen zur Hand/ und ſuchte/ was es etwan noch vermoͤchte/ aber da war ohne das weiß Gezeug nichts ſchaͤtzbares innen/ als ein Capſel mit einer Damen Conterfaͤit/ rund herumb mit Ru- binen beſetzt/ ſo mir eine zu Pariß verehrt hatte/ ich nam das Conterfaͤit herauß/ und ſtellte das uͤbrige dem Geiſtlichen zu/ mit Bitt/ ſolches in der naͤchſten Statt zu verſilbern/ darmit ich etwas zu verzehren haben moͤchte: Diß gieng dahin/ daß ich kaum den dritten Theil ſeines Werths davor kriegte/ und weil es nit lang daurte/ muſte auch mein Klepper fort/ da- mit reichte ich kaͤrglich hinauß/ biß die Purpeln an- fiengen zu doͤrꝛen/ und mir wieder beſſer wurde. Das VII. Capitel. WOrmit einer ſuͤndiget/ darmit pflegt einer auch geſtrafft zu werden/ dieſe Kinds-Blattern rich- teten

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/418>, abgerufen am 27.11.2024.