Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.selbst sendet zu ihm / als zu einem seltenen Wundermann / jene von ihm zu lernen / dieser seines Raths zu pflegen / beyde Theil aber sich in sein Gebett zu befehlen. Ist und verbleibt demnach ein blinder Wahn / deren die darvor halten / und andere Leuthe auch also zu glauben bereden wollen / man könne nicht recht verständig seyn / noch vor vollkommen gnug gehalten werden / man habe sich dann zuvor durch Begreiffung frembder Sprachen darzu bequemt und einen Weeg zur Witz gemacht; den Verstand dardurch erhöhet; die Vernunfft geschärpfft! die Sinne erleuchtet / und in Summa alle gute Gaben (die aber / wie man in meinem Heimet sagt / von oben herab kommen) durch die Thür der frembden Wörter erhascht / und sich zugeaignet; dannenhero kombts / daß sich bißhero noch kein verständiger Teutscher zu todt gegrämt / vil weniger sich gar erhenckt / umb willen er keine andere als seiner Mutter Sprach begreiffen mögen; wirds auch fürterhin noch keiner thun / weil er keine sonderbare grosse Ursach darzu hat. selbst sendet zu ihm / als zu einem seltenen Wundermann / jene von ihm zu lernen / dieser seines Raths zu pflegen / beyde Theil aber sich in sein Gebett zu befehlen. Ist und verbleibt demnach ein blinder Wahn / deren die darvor halten / und andere Leuthe auch also zu glauben bereden wollen / man könne nicht recht verständig seyn / noch vor vollkommen gnug gehalten werden / man habe sich dann zuvor durch Begreiffung frembder Sprachen darzu bequemt und einen Weeg zur Witz gemacht; den Verstand dardurch erhöhet; die Vernunfft geschärpfft! die Sinne erleuchtet / und in Summa alle gute Gaben (die aber / wie man in meinem Heimet sagt / von oben herab kommen) durch die Thür der frembden Wörter erhascht / und sich zugeaignet; dannenhero kombts / daß sich bißhero noch kein verständiger Teutscher zu todt gegrämt / vil weniger sich gar erhenckt / umb willen er keine andere als seiner Mutter Sprach begreiffen mögen; wirds auch fürterhin noch keiner thun / weil er keine sonderbare grosse Ursach darzu hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="17"/> selbst sendet zu ihm / als zu einem seltenen Wundermann / jene von ihm zu lernen / dieser seines Raths zu pflegen / beyde Theil aber sich in sein Gebett zu befehlen.</p> <p>Ist und verbleibt demnach ein blinder Wahn / deren die darvor halten / und andere Leuthe auch also zu glauben bereden wollen / man könne nicht recht verständig seyn / noch vor vollkommen gnug gehalten werden / man habe sich dann zuvor durch Begreiffung frembder Sprachen darzu bequemt und einen Weeg zur Witz gemacht; <choice><sic>der</sic><corr>den</corr></choice> Verstand dardurch erhöhet; die Vernunfft geschärpfft! die Sinne erleuchtet / und in Summa alle gute Gaben (die aber / wie man in meinem Heimet sagt / von oben herab kommen) durch die Thür der frembden Wörter erhascht / und sich zugeaignet; dannenhero kombts / daß sich bißhero noch kein verständiger Teutscher zu todt gegrämt / vil weniger sich gar erhenckt / umb willen er keine andere als seiner Mutter Sprach begreiffen mögen; wirds auch fürterhin noch keiner thun / weil er keine sonderbare grosse Ursach darzu hat.</p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0027]
selbst sendet zu ihm / als zu einem seltenen Wundermann / jene von ihm zu lernen / dieser seines Raths zu pflegen / beyde Theil aber sich in sein Gebett zu befehlen.
Ist und verbleibt demnach ein blinder Wahn / deren die darvor halten / und andere Leuthe auch also zu glauben bereden wollen / man könne nicht recht verständig seyn / noch vor vollkommen gnug gehalten werden / man habe sich dann zuvor durch Begreiffung frembder Sprachen darzu bequemt und einen Weeg zur Witz gemacht; den Verstand dardurch erhöhet; die Vernunfft geschärpfft! die Sinne erleuchtet / und in Summa alle gute Gaben (die aber / wie man in meinem Heimet sagt / von oben herab kommen) durch die Thür der frembden Wörter erhascht / und sich zugeaignet; dannenhero kombts / daß sich bißhero noch kein verständiger Teutscher zu todt gegrämt / vil weniger sich gar erhenckt / umb willen er keine andere als seiner Mutter Sprach begreiffen mögen; wirds auch fürterhin noch keiner thun / weil er keine sonderbare grosse Ursach darzu hat.
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Zitationshilfe: | Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/27>, abgerufen am 03.07.2024. |