Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.mich keines Betrugs/ warmit ich uns beyderseyts Deß andern Tags wolte man mich nicht passiren Das XIV. Capitel. DAmahl erfuhr ich daß einer nit wol in der Welt ein
mich keines Betrugs/ warmit ich uns beyderſeyts Deß andern Tags wolte man mich nicht paſſiren Das XIV. Capitel. DAmahl erfuhr ich daß einer nit wol in der Welt ein
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mich keines Betrugs/ warmit ich uns beyderſeyts
Gottes Schutz befehle/ der allein beſchuͤtzet welchen
er will dat: ꝛc.
Deß andern Tags wolte man mich nicht paſſiren
laſſen/ weil ich kein Geld hatte/ den Zoll zuent-
richten/ muſte derowegen wol zwo Stund ſitzen
bleiben biß ein ehrlicher Mann kam/ der die Gebuͤhr
Gottes-Willen vor mich darlegte; daſſelbe muß
mir aber ſonſt niemand als ein Hencker geweſen
ſeyn; dann der Zoller ſagte zu ihm/ wie dunckt euch
Meiſter Chriſtian/ getraute ihr wol an dieſem Kerl
einen zeitlichen Feyerabent zu machen? ich weiß nit?
antwortet Maiſter Chriſtian/ ich hab meine Kunſt
noch nie an den Pilgern probirt/ wie an euers
gleichen Zollern; davon kriegte der Zoller ein lange
Naß/ ich aber trolte fort Zuͤrch zu; allwo ich auch
ererſt mein Schreiben zuruck auff Schaffhauſen be-
ſtelte/ weil mir nit geheur bey der Sach war.
Das XIV. Capitel.
DAmahl erfuhr ich daß einer nit wol in der Welt
fort kombt der kein Geld hatt/ wann einer deſſen
zu ſeines Lebens Auffenthalt gleich gern entbehren
wolte an die Pilger/ die Geld hatten und auch nach
Einſidlen wolten/ ſaſſen zu Schiff und lieſen ſich
den See hinauff fuͤhren/ da hingegen muſte ich durch
Umbweeg zu Fuß fort tantzen/ keiner andern
Urſachen halber/ als weil ich den Fergen nit zube-
zahlen vermochte; ich lieſte mich ſolches aber mit
nichten anfechten/ ſonder machte deſto kuͤrtzere Tag-
raiſen/ und nam mit allen Hoͤrbergen verlieb wie
ſie mir anſtunden/ und hette ich auch in einen Bain
Haͤuſel uͤbernachten ſollen; wann mich aber jrgents
ein
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