Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

villeicht/ gedachte ich/ wird er dise Schrifft und när-
rische Wörter künfftig seinen Kindern oder sonst sei-
nen Freunden als ein gewisse Sach/ communicirn,
die sich alßdann darauff verlassen: in unnöthige Ge-
fahr geben: und darüber ins Graß beissen werden/
ehe sie zettig/ wer wäre alßdann an ihrem frühen
Todt anders schuldig als du? wolte derowegen wi-
derumb zurück lauffen/ einen Widerruff zuthun/
weil ich aber sorge muste/ wann ich ihm wider in die
Kluppen käme würde er mich härter als zuvor hal-
ten/ oder mir doch wenigst den Betrug einträncken;
als begab ich mich ferners nach Eglißau/ daselbst er-
bettelt ich Speiß/ Tranck/ Nachtherberg und einen
halben Bogen Pappier/ darauff schriebe ich fol-
gends: Edler und frommer hochgeehrter Herr/ ich
bedancke mich nachmalen der guten Herberg/ und
bitte GOtt daß ers dem HErrn wieder tausendfaltig
vergelten wolle/ sonst hab ich sorg/ der Herr möch-
te sich vielleicht künfftig zu weit in Gefahr wagen
und Gott versuchen/ weil er so eine treffliche Kunst von
mir wider das Schiessen gelernet; als habe ich den Her-
ren warnen: und ihm die Kunst erläutern wollen/
damit sie ihm vielleicht nicht zu unstatten und scha-
den gereiche; ich hab geschrieben.

Das Mittel der folgent Schrifft/ behüt daß dich
kein Kugel trifft.

Solches verstehe der Herr recht/ und nehme auß
jedem unteutschen Wort/ als welche weder zau-
berisch noch sonst von Kräfften seyn/ den mittlern
Buchstaben herauß/ setze sie der Ortnung nach zu-
sammen so wird es heissen/ steh an ein Ort da
niemand hinscheist/ so bistu sicher.
Dem folge
der Herr/ dencke meiner zum besten/ und bezeihe

mich
D 4

villeicht/ gedachte ich/ wird er diſe Schrifft und naͤr-
riſche Woͤrter kuͤnfftig ſeinen Kindern oder ſonſt ſei-
nen Freunden als ein gewiſſe Sach/ communicirn,
die ſich alßdann darauff verlaſſen: in unnoͤthige Ge-
fahr geben: und daruͤber ins Graß beiſſen werden/
ehe ſie zettig/ wer waͤre alßdann an ihrem fruͤhen
Todt anders ſchuldig als du? wolte derowegen wi-
derumb zuruͤck lauffen/ einen Widerꝛuff zuthun/
weil ich aber ſorge muſte/ wann ich ihm wider in die
Kluppen kaͤme wuͤrde er mich haͤrter als zuvor hal-
ten/ oder mir doch wenigſt den Betrug eintraͤncken;
als begab ich mich ferners nach Eglißau/ daſelbſt er-
bettelt ich Speiß/ Tranck/ Nachtherberg und einen
halben Bogen Pappier/ darauff ſchriebe ich fol-
gends: Edler und frommer hochgeehrter Herꝛ/ ich
bedancke mich nachmalen der guten Herberg/ und
bitte GOtt daß ers dem HErꝛn wieder tauſendfaltig
vergelten wolle/ ſonſt hab ich ſorg/ der Herꝛ moͤch-
te ſich vielleicht kuͤnfftig zu weit in Gefahr wagen
und Gott verſuchẽ/ weil er ſo eine treffliche Kunſt von
mir wider das Schieſſen gelernet; als habe ich dẽ Her-
ren warnen: und ihm die Kunſt erlaͤutern wollen/
damit ſie ihm vielleicht nicht zu unſtatten und ſcha-
den gereiche; ich hab geſchrieben.

Das Mittel der folgent Schrifft/ behuͤt daß dich
kein Kugel trifft.

Solches verſtehe der Herꝛ recht/ und nehme auß
jedem unteutſchen Wort/ als welche weder zau-
beriſch noch ſonſt von Kraͤfften ſeyn/ den mittlern
Buchſtaben herauß/ ſetze ſie der Ortnung nach zu-
ſammen ſo wird es heiſſen/ ſteh an ein Ort da
niemand hinſcheiſt/ ſo biſtu ſicher.
Dem folge
der Herꝛ/ dencke meiner zum beſten/ und bezeihe

mich
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083"/>
villeicht/ gedachte ich/ wird er di&#x017F;e Schrifft und na&#x0364;r-<lb/>
ri&#x017F;che Wo&#x0364;rter ku&#x0364;nfftig &#x017F;einen Kindern oder &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ei-<lb/>
nen Freunden als ein gewi&#x017F;&#x017F;e Sach/ <hi rendition="#aq">communicirn,</hi><lb/>
die &#x017F;ich alßdann darauff verla&#x017F;&#x017F;en: in unno&#x0364;thige Ge-<lb/>
fahr geben: und daru&#x0364;ber ins Graß bei&#x017F;&#x017F;en werden/<lb/>
ehe &#x017F;ie zettig/ wer wa&#x0364;re alßdann an ihrem fru&#x0364;hen<lb/>
Todt anders &#x017F;chuldig als du? wolte derowegen wi-<lb/>
derumb zuru&#x0364;ck lauffen/ einen Wider&#xA75B;uff zuthun/<lb/>
weil ich aber &#x017F;orge mu&#x017F;te/ wann ich ihm wider in die<lb/>
Kluppen ka&#x0364;me wu&#x0364;rde er mich ha&#x0364;rter als zuvor hal-<lb/>
ten/ oder mir doch wenig&#x017F;t den Betrug eintra&#x0364;ncken;<lb/>
als begab ich mich ferners nach Eglißau/ da&#x017F;elb&#x017F;t er-<lb/>
bettelt ich Speiß/ Tranck/ Nachtherberg und einen<lb/>
halben Bogen Pappier/ darauff &#x017F;chriebe ich fol-<lb/>
gends: Edler und frommer hochgeehrter Her&#xA75B;/ ich<lb/>
bedancke mich nachmalen der guten Herberg/ und<lb/>
bitte GOtt daß ers dem HEr&#xA75B;n wieder tau&#x017F;endfaltig<lb/>
vergelten wolle/ &#x017F;on&#x017F;t hab ich &#x017F;org/ der Her&#xA75B; mo&#x0364;ch-<lb/>
te &#x017F;ich vielleicht ku&#x0364;nfftig zu weit in Gefahr wagen<lb/>
und Gott ver&#x017F;uche&#x0303;/ weil er &#x017F;o eine treffliche Kun&#x017F;t von<lb/>
mir wider das Schie&#x017F;&#x017F;en gelernet; als habe ich de&#x0303; Her-<lb/>
ren warnen: und ihm die Kun&#x017F;t erla&#x0364;utern wollen/<lb/>
damit &#x017F;ie ihm vielleicht nicht zu un&#x017F;tatten und &#x017F;cha-<lb/>
den gereiche; ich hab ge&#x017F;chrieben.</p><lb/>
        <p>Das Mittel der folgent Schrifft/ behu&#x0364;t daß dich<lb/>
kein Kugel trifft.</p><lb/>
        <p>Solches ver&#x017F;tehe der Her&#xA75B; recht/ und nehme auß<lb/>
jedem unteut&#x017F;chen Wort/ als welche weder zau-<lb/>
beri&#x017F;ch noch &#x017F;on&#x017F;t von Kra&#x0364;fften &#x017F;eyn/ den mittlern<lb/>
Buch&#x017F;taben herauß/ &#x017F;etze &#x017F;ie der Ortnung nach zu-<lb/>
&#x017F;ammen &#x017F;o wird es hei&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#fr">&#x017F;teh an ein Ort da<lb/>
niemand hin&#x017F;chei&#x017F;t/ &#x017F;o bi&#x017F;tu &#x017F;icher.</hi> Dem folge<lb/>
der Her&#xA75B;/ dencke meiner zum be&#x017F;ten/ und bezeihe<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">mich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0083] villeicht/ gedachte ich/ wird er diſe Schrifft und naͤr- riſche Woͤrter kuͤnfftig ſeinen Kindern oder ſonſt ſei- nen Freunden als ein gewiſſe Sach/ communicirn, die ſich alßdann darauff verlaſſen: in unnoͤthige Ge- fahr geben: und daruͤber ins Graß beiſſen werden/ ehe ſie zettig/ wer waͤre alßdann an ihrem fruͤhen Todt anders ſchuldig als du? wolte derowegen wi- derumb zuruͤck lauffen/ einen Widerꝛuff zuthun/ weil ich aber ſorge muſte/ wann ich ihm wider in die Kluppen kaͤme wuͤrde er mich haͤrter als zuvor hal- ten/ oder mir doch wenigſt den Betrug eintraͤncken; als begab ich mich ferners nach Eglißau/ daſelbſt er- bettelt ich Speiß/ Tranck/ Nachtherberg und einen halben Bogen Pappier/ darauff ſchriebe ich fol- gends: Edler und frommer hochgeehrter Herꝛ/ ich bedancke mich nachmalen der guten Herberg/ und bitte GOtt daß ers dem HErꝛn wieder tauſendfaltig vergelten wolle/ ſonſt hab ich ſorg/ der Herꝛ moͤch- te ſich vielleicht kuͤnfftig zu weit in Gefahr wagen und Gott verſuchẽ/ weil er ſo eine treffliche Kunſt von mir wider das Schieſſen gelernet; als habe ich dẽ Her- ren warnen: und ihm die Kunſt erlaͤutern wollen/ damit ſie ihm vielleicht nicht zu unſtatten und ſcha- den gereiche; ich hab geſchrieben. Das Mittel der folgent Schrifft/ behuͤt daß dich kein Kugel trifft. Solches verſtehe der Herꝛ recht/ und nehme auß jedem unteutſchen Wort/ als welche weder zau- beriſch noch ſonſt von Kraͤfften ſeyn/ den mittlern Buchſtaben herauß/ ſetze ſie der Ortnung nach zu- ſammen ſo wird es heiſſen/ ſteh an ein Ort da niemand hinſcheiſt/ ſo biſtu ſicher. Dem folge der Herꝛ/ dencke meiner zum beſten/ und bezeihe mich D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/83
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/83>, abgerufen am 03.05.2024.