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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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pflegt/ wann Metall schmeltzen will/ und nach
dem ichs von sich selbsten erkalten liese/ fanden wir
in dem einen Hafen eine grosse Masa Ducaten Golt/
in dem andern aber einen Glumpen vierzehen Löthig
Silber/ und kondten also nicht wissen/ was es vor
Müntze gewesen war; biß wir nun mit dieser Arbeit
fertig wurden/ kam der Mittag herbey/ bey welchent
Jmbs mir nicht allein weder Essen noch Trincken
schmäcken wolte/ sonder mir wurde auch so übel/
daß man mich zu Beth bringen muste/ nicht weiß
ich/ war es die Ursach/ daß ich mich etliche Tag zu-
vor im Regenwetter gar zu unbescheiden mortificirt
oder daß mich die verwichne Nacht die Geister so er-
schröckt hatten.

Jch muste wol zwölff Tag deß Bethes hütten/
und hätte ohne sterben nicht kräncker werden kön-
nen; ein eintzige Aderläse bekam mir trefflich neben
der Gutwartung die ich empfienge; indessen hatten
beyde Gebrüder ohne mein Wissen einen Gold-
schmid hollen: und die zusammen geschmoltzene Mas-
sa
ten probiren lassen/ weil sie sich eines Betrugs
besorgten; nachdem sie nun dieselbige just befunden/
zumahlen sich kein Gespenst im gantzen Hause mehr
mercken liese/ wusten sie bey nahe nicht zuersinnen/
was sie mir nur vor Ehr und Dienst erweisen sol-
ten/ ja sie hielten mich allerdings vor einen heiligen
Mann/ dem alle Heimlichkeiten ohnverborgen/ und
der ihnen von GOtt insonderheit zugeschickt worden
wäre/ ihr Hauß widerumb in richtigen Stand zu-
setzen; derowegen kam der Schloß-Herr selbst schier
nie von meinem Bethe/ sonder freute sich wann er
nur mit mir discuriren konde/ solches wehrete/ biß
ich meine vorige Gesundheit wieder völlig erlangte.

Jn
E 2

pflegt/ wann Metall ſchmeltzen will/ und nach
dem ichs von ſich ſelbſten erkalten lieſe/ fanden wir
in dem einen Hafen eine groſſe Maſa Ducaten Golt/
in dem andern aber einen Glumpen vierzehen Loͤthig
Silber/ und kondten alſo nicht wiſſen/ was es vor
Muͤntze geweſen war; biß wir nun mit dieſer Arbeit
fertig wurden/ kam der Mittag herbey/ bey welchent
Jmbs mir nicht allein weder Eſſen noch Trincken
ſchmaͤcken wolte/ ſonder mir wurde auch ſo uͤbel/
daß man mich zu Beth bringen muſte/ nicht weiß
ich/ war es die Urſach/ daß ich mich etliche Tag zu-
vor im Regenwetter gar zu unbeſcheiden mortificirt
oder daß mich die verwichne Nacht die Geiſter ſo er-
ſchroͤckt hatten.

Jch muſte wol zwoͤlff Tag deß Bethes huͤtten/
und haͤtte ohne ſterben nicht kraͤncker werden koͤn-
nen; ein eintzige Aderlaͤſe bekam mir trefflich neben
der Gutwartung die ich empfienge; indeſſen hatten
beyde Gebruͤder ohne mein Wiſſen einen Gold-
ſchmid hollen: und die zuſammen geſchmoltzene Maſ-
ſa
ten probiren laſſen/ weil ſie ſich eines Betrugs
beſorgten; nachdem ſie nun dieſelbige juſt befunden/
zumahlen ſich kein Geſpenſt im gantzen Hauſe mehr
mercken lieſe/ wuſten ſie bey nahe nicht zuerſinnen/
was ſie mir nur vor Ehr und Dienſt erweiſen ſol-
ten/ ja ſie hielten mich allerdings vor einen heiligen
Mann/ dem alle Heimlichkeiten ohnverborgen/ und
der ihnen von GOtt inſonderheit zugeſchickt worden
waͤre/ ihr Hauß widerumb in richtigen Stand zu-
ſetzen; derowegen kam der Schloß-Herꝛ ſelbſt ſchier
nie von meinem Bethe/ ſonder freute ſich wann er
nur mit mir diſcuriren konde/ ſolches wehrete/ biß
ich meine vorige Geſundheit wieder voͤllig erlangte.

Jn
E 2
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[0103] pflegt/ wann Metall ſchmeltzen will/ und nach dem ichs von ſich ſelbſten erkalten lieſe/ fanden wir in dem einen Hafen eine groſſe Maſa Ducaten Golt/ in dem andern aber einen Glumpen vierzehen Loͤthig Silber/ und kondten alſo nicht wiſſen/ was es vor Muͤntze geweſen war; biß wir nun mit dieſer Arbeit fertig wurden/ kam der Mittag herbey/ bey welchent Jmbs mir nicht allein weder Eſſen noch Trincken ſchmaͤcken wolte/ ſonder mir wurde auch ſo uͤbel/ daß man mich zu Beth bringen muſte/ nicht weiß ich/ war es die Urſach/ daß ich mich etliche Tag zu- vor im Regenwetter gar zu unbeſcheiden mortificirt oder daß mich die verwichne Nacht die Geiſter ſo er- ſchroͤckt hatten. Jch muſte wol zwoͤlff Tag deß Bethes huͤtten/ und haͤtte ohne ſterben nicht kraͤncker werden koͤn- nen; ein eintzige Aderlaͤſe bekam mir trefflich neben der Gutwartung die ich empfienge; indeſſen hatten beyde Gebruͤder ohne mein Wiſſen einen Gold- ſchmid hollen: und die zuſammen geſchmoltzene Maſ- ſaten probiren laſſen/ weil ſie ſich eines Betrugs beſorgten; nachdem ſie nun dieſelbige juſt befunden/ zumahlen ſich kein Geſpenſt im gantzen Hauſe mehr mercken lieſe/ wuſten ſie bey nahe nicht zuerſinnen/ was ſie mir nur vor Ehr und Dienſt erweiſen ſol- ten/ ja ſie hielten mich allerdings vor einen heiligen Mann/ dem alle Heimlichkeiten ohnverborgen/ und der ihnen von GOtt inſonderheit zugeſchickt worden waͤre/ ihr Hauß widerumb in richtigen Stand zu- ſetzen; derowegen kam der Schloß-Herꝛ ſelbſt ſchier nie von meinem Bethe/ ſonder freute ſich wann er nur mit mir diſcuriren konde/ ſolches wehrete/ biß ich meine vorige Geſundheit wieder voͤllig erlangte. Jn E 2

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/103>, abgerufen am 22.11.2024.