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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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und des Klosters ruhig mit angesehn, und keine Strafe über die Frevler verhängt. Aber als man sich erfrechte, die gottlose Hand selbst an die Himmelskönigin und Schutzheilige der Kirche zu legen, sei die Strafe alsbald auch erfolgt. Damals stand nämlich in dem Schiff der Kirche das Bild der Jungfrau Maria, auf dem linken Arm den Jesusknaben, in der rechten Hand den Scepter tragend, und mit einem blauen Damastkleide angethan. Dieses Kleid habe ein Schwedischer Fähndrich, ein Lutheraner, dem Bilde der Himmelskönigin ausgezogen und seiner Herrin nach Hause gebracht. Sogleich seien beide erblindet und blind geblieben, bis er auf Befehl seines Hauptmanns das Kleid wieder in die Kirche zurück gebracht habe. Da haben sie auch des Gesicht wieder erhalten.

Nach der Schlacht bei Nördlingen änderte sich wieder Alles. Die Kaiserlichen Truppen nahmen wieder von Amorbach Besitz, verjagten die Erbachischen Beamten und riefen die Mönche wieder in ihr Kloster zurück. Diese bewohnten es fortan ungestört, bis im Jahre 1802 der seiner überrheinischen Lande beraubte Fürst von Leiningen diesseits seine Entschädigung erhielt, wozu auch Amorbach kam. Das Kloster ward aufgehoben, und an seiner Stelle bekam Amorbach die Residenz des Fürsten. Viele und schöne Neubauten entstanden dadurch, und die anfangs durch das Kloster entstandene Stadt ist nun selbstständig herangewachsen.

In einem Seitenthälchen auf der linken Seite der Mudau steht die Amorskapelle, nicht von dem heidnischen Gotte, sondern von dem ersten in das neue Kloster im Jahre 734 installirten Abte also genannt, der nicht nur dieser Kapelle, sondern auch dem Kloster und der Stadt den Namen gab. Nach den Dokumenten des Klosters war er ein Aquitanier, und des Pirminius Schüler. Er errichtete Schulen im Odenwalde, that Wunder durch Heilungen, und besuchte oft mit den Mönchen die Stelle, wo die ersten Zellen von dem Grafen Rudhard erbaut waren, und verrichtete sein Gebet in der der Jungfrau Maria dort geweihten Kapelle. Auch das Volk ahmte ihm später hierin nach und es geschahen häufige Wallfahrten hierher.

Der vor der Kapelle reichlich hervorströmenden Quelle wurden besondere Heilkräfte zugeschrieben, die sie durch das Gebet Amors erhalten haben soll.

und des Klosters ruhig mit angesehn, und keine Strafe über die Frevler verhängt. Aber als man sich erfrechte, die gottlose Hand selbst an die Himmelskönigin und Schutzheilige der Kirche zu legen, sei die Strafe alsbald auch erfolgt. Damals stand nämlich in dem Schiff der Kirche das Bild der Jungfrau Maria, auf dem linken Arm den Jesusknaben, in der rechten Hand den Scepter tragend, und mit einem blauen Damastkleide angethan. Dieses Kleid habe ein Schwedischer Fähndrich, ein Lutheraner, dem Bilde der Himmelskönigin ausgezogen und seiner Herrin nach Hause gebracht. Sogleich seien beide erblindet und blind geblieben, bis er auf Befehl seines Hauptmanns das Kleid wieder in die Kirche zurück gebracht habe. Da haben sie auch des Gesicht wieder erhalten.

Nach der Schlacht bei Nördlingen änderte sich wieder Alles. Die Kaiserlichen Truppen nahmen wieder von Amorbach Besitz, verjagten die Erbachischen Beamten und riefen die Mönche wieder in ihr Kloster zurück. Diese bewohnten es fortan ungestört, bis im Jahre 1802 der seiner überrheinischen Lande beraubte Fürst von Leiningen diesseits seine Entschädigung erhielt, wozu auch Amorbach kam. Das Kloster ward aufgehoben, und an seiner Stelle bekam Amorbach die Residenz des Fürsten. Viele und schöne Neubauten entstanden dadurch, und die anfangs durch das Kloster entstandene Stadt ist nun selbstständig herangewachsen.

In einem Seitenthälchen auf der linken Seite der Mudau steht die Amorskapelle, nicht von dem heidnischen Gotte, sondern von dem ersten in das neue Kloster im Jahre 734 installirten Abte also genannt, der nicht nur dieser Kapelle, sondern auch dem Kloster und der Stadt den Namen gab. Nach den Dokumenten des Klosters war er ein Aquitanier, und des Pirminius Schüler. Er errichtete Schulen im Odenwalde, that Wunder durch Heilungen, und besuchte oft mit den Mönchen die Stelle, wo die ersten Zellen von dem Grafen Rudhard erbaut waren, und verrichtete sein Gebet in der der Jungfrau Maria dort geweihten Kapelle. Auch das Volk ahmte ihm später hierin nach und es geschahen häufige Wallfahrten hierher.

Der vor der Kapelle reichlich hervorströmenden Quelle wurden besondere Heilkräfte zugeschrieben, die sie durch das Gebet Amors erhalten haben soll.

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und des Klosters ruhig mit angesehn, und keine Strafe über die Frevler verhängt. Aber als man sich erfrechte, die gottlose Hand selbst an die Himmelskönigin und Schutzheilige der Kirche zu legen, sei die Strafe alsbald auch erfolgt. Damals stand nämlich in dem Schiff der Kirche das Bild der Jungfrau Maria, auf dem linken Arm den Jesusknaben, in der rechten Hand den Scepter tragend, und mit einem blauen Damastkleide angethan. Dieses Kleid habe ein Schwedischer Fähndrich, ein Lutheraner, dem Bilde der Himmelskönigin ausgezogen und seiner Herrin nach Hause gebracht. Sogleich seien beide erblindet und blind geblieben, bis er auf Befehl seines Hauptmanns das Kleid wieder in die Kirche zurück gebracht habe. Da haben sie auch des Gesicht wieder erhalten.</p>
          <p>Nach der Schlacht bei Nördlingen änderte sich wieder Alles. Die Kaiserlichen Truppen nahmen wieder von Amorbach Besitz, verjagten die Erbachischen Beamten und riefen die Mönche wieder in ihr Kloster zurück. Diese bewohnten es fortan ungestört, bis im Jahre 1802 der seiner überrheinischen Lande beraubte Fürst von Leiningen diesseits seine Entschädigung erhielt, wozu auch Amorbach kam. Das Kloster ward aufgehoben, und an seiner Stelle bekam Amorbach die Residenz des Fürsten. Viele und schöne Neubauten entstanden dadurch, und die anfangs durch das Kloster entstandene Stadt ist nun selbstständig herangewachsen.</p>
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[88/0088] und des Klosters ruhig mit angesehn, und keine Strafe über die Frevler verhängt. Aber als man sich erfrechte, die gottlose Hand selbst an die Himmelskönigin und Schutzheilige der Kirche zu legen, sei die Strafe alsbald auch erfolgt. Damals stand nämlich in dem Schiff der Kirche das Bild der Jungfrau Maria, auf dem linken Arm den Jesusknaben, in der rechten Hand den Scepter tragend, und mit einem blauen Damastkleide angethan. Dieses Kleid habe ein Schwedischer Fähndrich, ein Lutheraner, dem Bilde der Himmelskönigin ausgezogen und seiner Herrin nach Hause gebracht. Sogleich seien beide erblindet und blind geblieben, bis er auf Befehl seines Hauptmanns das Kleid wieder in die Kirche zurück gebracht habe. Da haben sie auch des Gesicht wieder erhalten. Nach der Schlacht bei Nördlingen änderte sich wieder Alles. Die Kaiserlichen Truppen nahmen wieder von Amorbach Besitz, verjagten die Erbachischen Beamten und riefen die Mönche wieder in ihr Kloster zurück. Diese bewohnten es fortan ungestört, bis im Jahre 1802 der seiner überrheinischen Lande beraubte Fürst von Leiningen diesseits seine Entschädigung erhielt, wozu auch Amorbach kam. Das Kloster ward aufgehoben, und an seiner Stelle bekam Amorbach die Residenz des Fürsten. Viele und schöne Neubauten entstanden dadurch, und die anfangs durch das Kloster entstandene Stadt ist nun selbstständig herangewachsen. In einem Seitenthälchen auf der linken Seite der Mudau steht die Amorskapelle, nicht von dem heidnischen Gotte, sondern von dem ersten in das neue Kloster im Jahre 734 installirten Abte also genannt, der nicht nur dieser Kapelle, sondern auch dem Kloster und der Stadt den Namen gab. Nach den Dokumenten des Klosters war er ein Aquitanier, und des Pirminius Schüler. Er errichtete Schulen im Odenwalde, that Wunder durch Heilungen, und besuchte oft mit den Mönchen die Stelle, wo die ersten Zellen von dem Grafen Rudhard erbaut waren, und verrichtete sein Gebet in der der Jungfrau Maria dort geweihten Kapelle. Auch das Volk ahmte ihm später hierin nach und es geschahen häufige Wallfahrten hierher. Der vor der Kapelle reichlich hervorströmenden Quelle wurden besondere Heilkräfte zugeschrieben, die sie durch das Gebet Amors erhalten haben soll.

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/88>, abgerufen am 23.11.2024.