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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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leicht bis zum Fusse des Felsberges zu Wagen gelangen zu können, und so die Kräfte für das Besteigen des Berges zu sparen.

Schönberg liegt nur noch etwa eine halbe Stunde von Bensheim aufwärts im Thale, und gibt diesem hier den Namen des Schönberger Thales, das in älteren Urkunden mit dem Lateinischen Namen vallis speciosa, Schönthal genannt wird. Das Dorf Schönberg liegt in zerstreuten Häusern längs dem Bache am Fuss des Berges hin. Zur rechten Seite prangt auf einer gegen das Thal steil abfallenden Anhöhe das Schloss Schönberg, der reizende Sitz der Erbach-Schönbergischen Grafenlinie.

Da eine Burg auf dieser Stelle ein fester Punkt sein konnte, um diesen Eingang in den Odenwald zu beherrschen, so ist zu vermuthen, dass sein Ursprung in die frühern Zeiten hinauf reicht. Eine Kunde über die Zeit seiner Entstehung und den ersten Erbauer mangelt auch hier. Aus der Nähe von Bensheim und seinem kirchlichen und gerichtlichen Verbande mit solchen Orten, die ehedem zu dem reichen Kloster Lorsch gehörten, lässt sich beinahe mit Gewissheit schliessen, dass es vordem auch zu den Besitzungen dieses Klosters gehört und von ihm mit den bekannten Voll- oder Fahnlehen an die Pfalz und von dieser wieder an die Grafen von Erbach gekommen sein werde.

Mit der ersten Spur von dem Dasein der Burg erscheint sie auch schon als ein Pfälzisches Lehen im Besitze der Schenke von Erbach. Im vierzehnten Jahrhunderte war es ein Ganerbenhaus dieser Familie. Selbst Graf Heinrich von Spanheim, von mütterlicher Seite ein Oheim Heinrichs, Schenken von Erbach, hatte von dem Jahre 1375 an bis zu seinem Lebensende Theil an dieser Ganerbenburg, und verspricht in seiner darüber ausgestellten Urkunde den Burgfrieden zu halten.

Bei dem Ausbruche der Baierischen Fehde hatte zwar Schenk Eberhard weislich Vorkehr getroffen, um durch ein gutes Einverständniss mit dem Landgrafen von Hessen seine Besitzungen zu wahren; aber in dem Pfälzischen Fehdebrief an den Ländgrafen geschah unglücklicher Weise auch der Schenke von Erbach als Pfälzischer Vasallen Erwähnung. Darum liess der Landgraf Wilhelm auch ihre Besitzungen ohne nähere Untersuchung feindlich behandeln.

leicht bis zum Fusse des Felsberges zu Wagen gelangen zu können, und so die Kräfte für das Besteigen des Berges zu sparen.

Schönberg liegt nur noch etwa eine halbe Stunde von Bensheim aufwärts im Thale, und gibt diesem hier den Namen des Schönberger Thales, das in älteren Urkunden mit dem Lateinischen Namen vallis speciosa, Schönthal genannt wird. Das Dorf Schönberg liegt in zerstreuten Häusern längs dem Bache am Fuss des Berges hin. Zur rechten Seite prangt auf einer gegen das Thal steil abfallenden Anhöhe das Schloss Schönberg, der reizende Sitz der Erbach-Schönbergischen Grafenlinie.

Da eine Burg auf dieser Stelle ein fester Punkt sein konnte, um diesen Eingang in den Odenwald zu beherrschen, so ist zu vermuthen, dass sein Ursprung in die frühern Zeiten hinauf reicht. Eine Kunde über die Zeit seiner Entstehung und den ersten Erbauer mangelt auch hier. Aus der Nähe von Bensheim und seinem kirchlichen und gerichtlichen Verbande mit solchen Orten, die ehedem zu dem reichen Kloster Lorsch gehörten, lässt sich beinahe mit Gewissheit schliessen, dass es vordem auch zu den Besitzungen dieses Klosters gehört und von ihm mit den bekannten Voll- oder Fahnlehen an die Pfalz und von dieser wieder an die Grafen von Erbach gekommen sein werde.

Mit der ersten Spur von dem Dasein der Burg erscheint sie auch schon als ein Pfälzisches Lehen im Besitze der Schenke von Erbach. Im vierzehnten Jahrhunderte war es ein Ganerbenhaus dieser Familie. Selbst Graf Heinrich von Spanheim, von mütterlicher Seite ein Oheim Heinrichs, Schenken von Erbach, hatte von dem Jahre 1375 an bis zu seinem Lebensende Theil an dieser Ganerbenburg, und verspricht in seiner darüber ausgestellten Urkunde den Burgfrieden zu halten.

Bei dem Ausbruche der Baierischen Fehde hatte zwar Schenk Eberhard weislich Vorkehr getroffen, um durch ein gutes Einverständniss mit dem Landgrafen von Hessen seine Besitzungen zu wahren; aber in dem Pfälzischen Fehdebrief an den Ländgrafen geschah unglücklicher Weise auch der Schenke von Erbach als Pfälzischer Vasallen Erwähnung. Darum liess der Landgraf Wilhelm auch ihre Besitzungen ohne nähere Untersuchung feindlich behandeln.

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[50/0050] leicht bis zum Fusse des Felsberges zu Wagen gelangen zu können, und so die Kräfte für das Besteigen des Berges zu sparen. Schönberg liegt nur noch etwa eine halbe Stunde von Bensheim aufwärts im Thale, und gibt diesem hier den Namen des Schönberger Thales, das in älteren Urkunden mit dem Lateinischen Namen vallis speciosa, Schönthal genannt wird. Das Dorf Schönberg liegt in zerstreuten Häusern längs dem Bache am Fuss des Berges hin. Zur rechten Seite prangt auf einer gegen das Thal steil abfallenden Anhöhe das Schloss Schönberg, der reizende Sitz der Erbach-Schönbergischen Grafenlinie. Da eine Burg auf dieser Stelle ein fester Punkt sein konnte, um diesen Eingang in den Odenwald zu beherrschen, so ist zu vermuthen, dass sein Ursprung in die frühern Zeiten hinauf reicht. Eine Kunde über die Zeit seiner Entstehung und den ersten Erbauer mangelt auch hier. Aus der Nähe von Bensheim und seinem kirchlichen und gerichtlichen Verbande mit solchen Orten, die ehedem zu dem reichen Kloster Lorsch gehörten, lässt sich beinahe mit Gewissheit schliessen, dass es vordem auch zu den Besitzungen dieses Klosters gehört und von ihm mit den bekannten Voll- oder Fahnlehen an die Pfalz und von dieser wieder an die Grafen von Erbach gekommen sein werde. Mit der ersten Spur von dem Dasein der Burg erscheint sie auch schon als ein Pfälzisches Lehen im Besitze der Schenke von Erbach. Im vierzehnten Jahrhunderte war es ein Ganerbenhaus dieser Familie. Selbst Graf Heinrich von Spanheim, von mütterlicher Seite ein Oheim Heinrichs, Schenken von Erbach, hatte von dem Jahre 1375 an bis zu seinem Lebensende Theil an dieser Ganerbenburg, und verspricht in seiner darüber ausgestellten Urkunde den Burgfrieden zu halten. Bei dem Ausbruche der Baierischen Fehde hatte zwar Schenk Eberhard weislich Vorkehr getroffen, um durch ein gutes Einverständniss mit dem Landgrafen von Hessen seine Besitzungen zu wahren; aber in dem Pfälzischen Fehdebrief an den Ländgrafen geschah unglücklicher Weise auch der Schenke von Erbach als Pfälzischer Vasallen Erwähnung. Darum liess der Landgraf Wilhelm auch ihre Besitzungen ohne nähere Untersuchung feindlich behandeln.

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/50>, abgerufen am 28.03.2024.