Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.späteren Meistergesangs auch dazu Beispiele haben; so schlage 3) Von geringer Abweichung sind einige andere Fälle, die Walters schönem aber unregelmäßigem Tagel. 1. 107: frünt- ſpaͤteren Meiſtergeſangs auch dazu Beiſpiele haben; ſo ſchlage 3) Von geringer Abweichung ſind einige andere Faͤlle, die Walters ſchoͤnem aber unregelmaͤßigem Tagel. 1. 107: fruͤnt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0063" n="53"/> ſpaͤteren Meiſtergeſangs auch dazu Beiſpiele haben; ſo ſchlage<lb/> man den verwirrten Ton <hi rendition="#g">Vogels</hi> oder den verkehrten <hi rendition="#g">Mi-<lb/> chael Pehams</hi> nach. Hier ſprechen merkwuͤrdig genug die<lb/> Namen fuͤr die Abweichung und alſo mit fuͤr die Regel, dieſe<lb/> ſtand feſt und bekannt da, die Kuͤnſtlichkeit wagte ſich aber<lb/> dennoch in Anomalien, die ſie ſchon in der Benennung auszu-<lb/> druͤcken ſorgte.</p><lb/> <p>3) Von geringer Abweichung ſind einige andere Faͤlle, die<lb/> ich deßwegen auch lieber zufaͤllig erklaͤren moͤchte. Bei <hi rendition="#g">Vel-<lb/> deck</hi> 1. 20. ſtehen einige Lieder: gern het ich ꝛc. es tuont diu<lb/> Vogelin ꝛc. die bloß einzelne Strophen ſind, woraus ſich noch<lb/> gar nichts abnehmen laͤßt, um ſo mehr, als andere dem An-<lb/> ſchein nach ebenfalls abnorme wie einige von <hi rendition="#g">Nifen</hi> 1. 22. 23.<lb/> nun nicht mehr ſo erſcheinen, ſeitdem die in <hi rendition="#g">Bodmers</hi> Ab-<lb/> druck mangelnden Zeilen ergaͤnzt worden ſind (ſ. <hi rendition="#g">Benecke</hi> 4.<lb/> und 21.) So verhaͤlt es ſich ungefaͤhr mit der 1. 175. einſam<lb/> da ſtehenden Strophe: got weis wol ꝛc. Das Lied des von<lb/><hi rendition="#g">Tuifen</hi> 1. 45: ich minne in minem muote ꝛc. iſt auf den er-<lb/> ſten Anblick unregelmaͤßig, ſodald man aber merkt, daß die<lb/> folgende abgeſetzte: min munt demſelben ꝛc. keine eigentliche<lb/> iſt, ſondern nur den Abgeſang zu den in der vorigen liegenden<lb/> Stollen enthaͤlt, kommt alles in Ordnung. Sonderbar iſt das<lb/> 2. 33. ſtehende Lied <hi rendition="#g">Lichtenſteins</hi>: wißet frowe ꝛc. Man<lb/> koͤnnte die erſte und zweite Strophe fuͤr den einen Stollen,<lb/> die dritte und vierte fuͤr den zweiten, die fuͤnfte fuͤr den Ab-<lb/> geſang auslegen, in allen fuͤnfen alſo eigentlich nur eine Stro-<lb/> phe (einen Bar) finden. Vielleicht iſt es aber ein Stuͤck Leich,<lb/> wovon bald nachher.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Walters</hi> ſchoͤnem aber unregelmaͤßigem Tagel. 1. 107: fruͤnt-<lb/> liche lag ꝛc. ſcheint der Refrain und darin der Abgeſang zu mangeln.<lb/> Denn ſo gewiß das, was wir unter Refrain verſtehen, in den<lb/> Meiſterliedern manchmal von dem Abgeſang ganz unabhaͤngig iſt,<lb/> ſo wahrſcheinlich hat es ihn andremal gerade gebildet. Einige<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0063]
ſpaͤteren Meiſtergeſangs auch dazu Beiſpiele haben; ſo ſchlage
man den verwirrten Ton Vogels oder den verkehrten Mi-
chael Pehams nach. Hier ſprechen merkwuͤrdig genug die
Namen fuͤr die Abweichung und alſo mit fuͤr die Regel, dieſe
ſtand feſt und bekannt da, die Kuͤnſtlichkeit wagte ſich aber
dennoch in Anomalien, die ſie ſchon in der Benennung auszu-
druͤcken ſorgte.
3) Von geringer Abweichung ſind einige andere Faͤlle, die
ich deßwegen auch lieber zufaͤllig erklaͤren moͤchte. Bei Vel-
deck 1. 20. ſtehen einige Lieder: gern het ich ꝛc. es tuont diu
Vogelin ꝛc. die bloß einzelne Strophen ſind, woraus ſich noch
gar nichts abnehmen laͤßt, um ſo mehr, als andere dem An-
ſchein nach ebenfalls abnorme wie einige von Nifen 1. 22. 23.
nun nicht mehr ſo erſcheinen, ſeitdem die in Bodmers Ab-
druck mangelnden Zeilen ergaͤnzt worden ſind (ſ. Benecke 4.
und 21.) So verhaͤlt es ſich ungefaͤhr mit der 1. 175. einſam
da ſtehenden Strophe: got weis wol ꝛc. Das Lied des von
Tuifen 1. 45: ich minne in minem muote ꝛc. iſt auf den er-
ſten Anblick unregelmaͤßig, ſodald man aber merkt, daß die
folgende abgeſetzte: min munt demſelben ꝛc. keine eigentliche
iſt, ſondern nur den Abgeſang zu den in der vorigen liegenden
Stollen enthaͤlt, kommt alles in Ordnung. Sonderbar iſt das
2. 33. ſtehende Lied Lichtenſteins: wißet frowe ꝛc. Man
koͤnnte die erſte und zweite Strophe fuͤr den einen Stollen,
die dritte und vierte fuͤr den zweiten, die fuͤnfte fuͤr den Ab-
geſang auslegen, in allen fuͤnfen alſo eigentlich nur eine Stro-
phe (einen Bar) finden. Vielleicht iſt es aber ein Stuͤck Leich,
wovon bald nachher.
Walters ſchoͤnem aber unregelmaͤßigem Tagel. 1. 107: fruͤnt-
liche lag ꝛc. ſcheint der Refrain und darin der Abgeſang zu mangeln.
Denn ſo gewiß das, was wir unter Refrain verſtehen, in den
Meiſterliedern manchmal von dem Abgeſang ganz unabhaͤngig iſt,
ſo wahrſcheinlich hat es ihn andremal gerade gebildet. Einige
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