Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.den Ausdruck trouveur sehen wir hier deutlich übersetzt. Die provenzalischen beurtheilt wird, in welchem Grad der Minne Floris mit seiner Geliebten gestanden. Cf. Huydecoper op Stoke 2. 53. 54. 180) Bloß bei der Taufe eines Tons scheint das Gemerk zuweilen eine biblische Materie aufgegeben zu haben, die darin ausge- führt werden mußte. 181) Indessen finde ich, in Beischlags Beitr. zur Gesch. des
M. G., daß sich die letzten Augsburger Meistersinger im Jahr 1770. "verbürgerte Comödianten und Meistersänger" nennen. Eine spätere, im Ganzen unbedeutende Ausnahme. den Ausdruck trouveur ſehen wir hier deutlich uͤberſetzt. Die provenzaliſchen beurtheilt wird, in welchem Grad der Minne Floris mit ſeiner Geliebten geſtanden. Cf. Huydecoper op Stoke 2. 53. 54. 180) Bloß bei der Taufe eines Tons ſcheint das Gemerk zuweilen eine bibliſche Materie aufgegeben zu haben, die darin ausge- fuͤhrt werden mußte. 181) Indeſſen finde ich, in Beiſchlags Beitr. zur Geſch. des
M. G., daß ſich die letzten Augsburger Meiſterſinger im Jahr 1770. „verbuͤrgerte Comoͤdianten und Meiſterſaͤnger“ nennen. Eine ſpaͤtere, im Ganzen unbedeutende Ausnahme. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0169" n="159"/> den Ausdruck <hi rendition="#aq">trouveur</hi> ſehen wir <hi rendition="#g">hier</hi> deutlich uͤberſetzt. Die<lb/> Blumennamen deuten auf die <hi rendition="#aq">jeux floraux,</hi> um ſo mehr, da<lb/> die Preiſe nicht in Blumen, ſondern in reellen Silberſchalen<lb/> und Kannen beſtanden. Auf das Schauſpielen haben unſtrei-<lb/> tig die franzoͤſ. Geſellſchaften <hi rendition="#aq">de la passion</hi> und die <hi rendition="#aq">enfans<lb/> sans souci</hi> eingefloſſen. Wenig erinnert dabei an den gleich-<lb/> zeitigen deutſchen Meiſtergeſang. Dieſer weiß von keinen Preis-<lb/> aufgaben, was er bekraͤnzt ſind neue, gebilligte und recht ge-<lb/> ſungene Toͤne, der Gegenſtand iſt in des Saͤngers Wahl <note place="foot" n="180)">Bloß bei der Taufe eines Tons ſcheint das Gemerk zuweilen<lb/> eine bibliſche Materie aufgegeben zu haben, die darin ausge-<lb/> fuͤhrt werden mußte.</note>,<lb/> wofern er fromm und tugendhaft. Alle Saͤnger eines Orts<lb/> halten ſich zuſammen, haben nur eine Schule, außer den Mer-<lb/> kern (und etwa den zwoͤlf Meiſtern), keine Vorgeſetzte; uͤber-<lb/> haupt kennt der Meiſtergeſang nichts von den angefuͤhrten Ter-<lb/> minologien, ſo wie die Rhetoriker keine meiſterſaͤngeriſche, na-<lb/> mentlich keine Toͤnenamen. Die Feierlichkeit der Meiſterſchulen<lb/> geſchah ehrbar aber einfach, an Proceſſionen und Narren kein<lb/> Gedanke und eben ſo wenig an Schauſpiele. Die Faſtnachts-<lb/> ſpiele, welche Hans Sachs, Peter Probſt von Nuͤrnberg, Se-<lb/> baſtian Wild von Augsburg, Wickram von Colmar und wohl<lb/> noch andere Meiſterſinger gedichtet, waren bekanntlich keine<lb/> Meiſterſaͤnge, und was Hauptſache, wurden nie von der Ge-<lb/> ſellſchaft aufgefuͤhrt <note place="foot" n="181)">Indeſſen finde ich, in <hi rendition="#g">Beiſchlags</hi> Beitr. zur Geſch. des<lb/> M. G., daß ſich die letzten Augsburger Meiſterſinger im Jahr<lb/> 1770. „verbuͤrgerte Comoͤdianten und Meiſterſaͤnger“ nennen.<lb/> Eine ſpaͤtere, im Ganzen unbedeutende Ausnahme.</note>. Die Kunſt des Meiſtergeſangs war<lb/> in der letzten Periode nicht mehr ſo ſchwer, allein die Auf-<lb/> nahme in eine Rhetorikcammer muß gar nichts geweſen ſeyn.<lb/><note xml:id="seg2pn_16_2" prev="#seg2pn_16_1" place="foot" n="179)">provenzaliſchen beurtheilt wird, in welchem Grad der Minne<lb/> Floris mit ſeiner Geliebten geſtanden. <hi rendition="#aq">Cf.</hi> Huydecoper op Stoke<lb/> 2. 53. 54.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0169]
den Ausdruck trouveur ſehen wir hier deutlich uͤberſetzt. Die
Blumennamen deuten auf die jeux floraux, um ſo mehr, da
die Preiſe nicht in Blumen, ſondern in reellen Silberſchalen
und Kannen beſtanden. Auf das Schauſpielen haben unſtrei-
tig die franzoͤſ. Geſellſchaften de la passion und die enfans
sans souci eingefloſſen. Wenig erinnert dabei an den gleich-
zeitigen deutſchen Meiſtergeſang. Dieſer weiß von keinen Preis-
aufgaben, was er bekraͤnzt ſind neue, gebilligte und recht ge-
ſungene Toͤne, der Gegenſtand iſt in des Saͤngers Wahl 180),
wofern er fromm und tugendhaft. Alle Saͤnger eines Orts
halten ſich zuſammen, haben nur eine Schule, außer den Mer-
kern (und etwa den zwoͤlf Meiſtern), keine Vorgeſetzte; uͤber-
haupt kennt der Meiſtergeſang nichts von den angefuͤhrten Ter-
minologien, ſo wie die Rhetoriker keine meiſterſaͤngeriſche, na-
mentlich keine Toͤnenamen. Die Feierlichkeit der Meiſterſchulen
geſchah ehrbar aber einfach, an Proceſſionen und Narren kein
Gedanke und eben ſo wenig an Schauſpiele. Die Faſtnachts-
ſpiele, welche Hans Sachs, Peter Probſt von Nuͤrnberg, Se-
baſtian Wild von Augsburg, Wickram von Colmar und wohl
noch andere Meiſterſinger gedichtet, waren bekanntlich keine
Meiſterſaͤnge, und was Hauptſache, wurden nie von der Ge-
ſellſchaft aufgefuͤhrt 181). Die Kunſt des Meiſtergeſangs war
in der letzten Periode nicht mehr ſo ſchwer, allein die Auf-
nahme in eine Rhetorikcammer muß gar nichts geweſen ſeyn.
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180) Bloß bei der Taufe eines Tons ſcheint das Gemerk zuweilen
eine bibliſche Materie aufgegeben zu haben, die darin ausge-
fuͤhrt werden mußte.
181) Indeſſen finde ich, in Beiſchlags Beitr. zur Geſch. des
M. G., daß ſich die letzten Augsburger Meiſterſinger im Jahr
1770. „verbuͤrgerte Comoͤdianten und Meiſterſaͤnger“ nennen.
Eine ſpaͤtere, im Ganzen unbedeutende Ausnahme.
179) provenzaliſchen beurtheilt wird, in welchem Grad der Minne
Floris mit ſeiner Geliebten geſtanden. Cf. Huydecoper op Stoke
2. 53. 54.
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